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Selbstzufrieden bis zum Fall, Kommentar zu den Geldwäschevorwürfen gegen die britische Standard Chartered Bank, von Sebastian Schmid.

Frankfurt (ots)

Es fällt zunehmend schwer, den Überblick zu behalten bei all den Bankenskandalen. So sieht sich aktuell eine ganze Reihe von Großbanken mit dem Vorwurf langjähriger Manipulation der Libor-Zinssätze konfrontiert. Zahlreiche Institute müssen sich zudem wegen unrechtmäßiger Zwangsvollstreckungen in den USA verantworten. J.P. Morgan sieht sich derweil dem Vorwurf ausgesetzt, der US-Wertpapieraufsicht SEC eine Änderung ihres Risikomodells verschwiegen zu haben, die einen Milliardenschweren Handelsverlust zur Folge hatte. HSBC wird angekreidet, jahrelang Geldwäsche für mexikanische und iranische Kunden angeboten zu haben.

Als letztes aufrechtes Institut hat sich da jüngst noch die britische Standard Chartered Bank feiern lassen. Anders als die meisten Wettbewerber habe man sich bei der Libor-Manipulation nicht beteiligt. Ihm seien keine aufsichtlichen Ermittlungen bewusst, die sich gegen Standard Chartered richteten, hatte Star-CEO Peter Sands noch am 1. August erklärt und kundgetan, von der Schwäche der skandalgeschüttelten Konkurrenz profitieren zu wollen. Knapp eine Woche später sieht er sich ähnlichen Vorwürfen wie Rivalin HSBC ausgesetzt. Auch "StanChart" soll Kunden aus dem Iran über Jahre bei der Geldwäsche und illegalen Transaktionen unterstützt haben. Entweder hatte Sands davon vor einer Woche noch keine Ahnung, wäre damit allerdings eine Fehlbesetzung, da er offenbar nicht wusste, was im eigenen Haus vorgeht. Oder aber er fühlte sich so sicher, dass er meinte, sich diese Selbstzufriedenheit leisten zu können. Das wäre sowohl kriminell als auch naiv. Schließlich sind die Geldwäschevorwürfe gegen den in weitgehend gleichen Märkten aktiven Rivalen HSBC erst gut drei Wochen alt. Dass Standard Chartered auch im Ermittlerfokus stehen dürfte, war also anzunehmen.

Nach Jamie Dimon, dem CEO von J.P. Morgan, ist Sands der nächste Starbanker, der vom Olymp geholt wird. Zuletzt war er mit Spitzenpositionen in der Bank of England in Verbindung gebracht worden. Nun steht er plötzlich im Zentrum eines Skandals, der die Bank teuer zu stehen kommen könnte. Sands war 2002 bis 2006 Finanzchef von Standard Chartered. In dieser Zeit soll die Bank illegale Transaktionen für iranische Kunden über die US-Tochter abgewickelt haben. Für die Briten könnte das sogar den GAU zur Folge haben - den Entzug der Banklizenz in den USA. Doch auch wenn der größte anzunehmende Unfall ausbleibt, sollte es ohne weiße Weste schwerer werden, die ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen.

(Börsen-Zeitung, 8.8.2012)

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