Ein Gang höher, Kommentar zum Ifo-Geschäftsklima von Reinhard Kuls
Frankfurt (ots)
Die deutsche Wirtschaft hat nach dem Dämpfer Ende 2012 und dem sehr harten Winter wieder Tritt gefasst. Und sie schaltet nun einen Gang höher. So sieht das Ifo-Institut die Ergebnisse seiner August-Umfrage in Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel und so sehen die Münchener Konjunkturforscher das wohl auch zu Recht.
Die Aussichten für einen anhaltenden, soliden Aufschwung in der größten Volkswirtschaft der Eurozone sind gut, denn er verfügt inzwischen über ein sehr breites Fundament. Was schon die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung für das zweite Quartal gezeigt hat, untermauert nun das Ifo-Geschäftsklima. Leichte Zitterbewegungen in dem einen oder anderen Sektorindex tun da keinen Abbruch. So erweist sich der deutsche Privatverbrauch einmal mehr als Grundkraft des Wirtschaftswachstums: zwar nicht zum wilden Boom befähigt, aber dafür eine zuverlässige Stütze, wenn den traditionellen Antreibern der gesamtwirtschaftlichen Dynamik, Investitionen und Export, einmal der Dampf fehlt. Dass der deutsche Privatkonsum im aktuellen Zyklus auch weiterhin gut stützen wird, liegt an der günstigen Lohnentwicklung und der anhaltend hohen Beschäftigung in Deutschland.
Inzwischen schöpfen aber die deutschen Unternehmen selbst wieder Vertrauen und lösen die Investitionsbremse. Die Kapazitäten sind ohnehin bereits exakt auf normal ausgelastet.
Anlass für mehr Optimismus bietet dabei der zweite Wachstumsbeschleuniger, der Export. Auch in diesem Punkt verdeutlicht die aktuelle Ifo-Umfrage das Bild, das sich bereits aus dem zweiten Quartal und den seither veröffentlichten Stimmungsindikatoren ergeben hat. Was der deutschen Exportwirtschaft eventuell an Einbußen in den schwächelnden Schwellenländern blüht, dürfte die der Rezession endlich entronnene Eurozone wettmachen. Und wie zur Bestätigung dieses Befundes hat sich laut der jüngsten Sentix-Umfrage die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Eurozone verringert.
Doch gibt es keinen Grund für Überschwang, dem die deutschen Unternehmen angesichts ihrer mit Vorsicht gemischten Zuversicht auch nicht verfallen sind. Der gestrige Kurseinbruch an den Aktienmärkten führte denn auch in aller Schärfe vor Augen, dass die geopolitischen Gefahren für die deutsche Wirtschaft jederzeit virulent werden können. Es droht ein internationaler Militärschlag im vom Bürgerkrieg zerrissenen Syrien und damit in einer Region, die ohnehin ein politisches Pulverfass ersten Ranges darstellt.
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