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Gold im freien Fall, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots)

Für Anleger, die in Gold investiert sind, ist es fast schon ein schwarzer Freitag gewesen. Der Preis des Edelmetalls durchbrach zwei wichtige Unterstützungszonen nach unten und büßte zeitweise mehr als 3% ein - die Analysten der Commerzbank sprachen bereits davon, dass sich der Goldpreis im freien Fall befindet. Erst bei 1161 Dollar je Feinunze fing sich die Notierung wieder. Damit ist der Goldpreis vor dem Wochenende auf ein Vier-Jahres-Tief gefallen. Er hat damit auf die starke Ausweitung der Stützungsmaßnahmen durch die Bank of Japan reagiert sowie auf die Hinweise der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die sich optimistisch zur US-Konjunktur und zum Arbeitsmarkt geäußert hat. Marktteilnehmer haben dies dahingehend interpretiert, dass die Fed die erste Anhebung des Leitzinses früher vornehmen könnte, als bisher gedacht.

Unerfreuliches Intermezzo

Ist der jüngste Preisrutsch bei Gold alles nur ein kurzes, wenn auch unerfreuliches Intermezzo, werden sich nun viele Anleger fragen, zumal eine Reihe von Analysten zuletzt wieder optimistischer wurde? Nach der kräftigen Korrektur im Vergangenen Jahr, der Erholung im Frühjahr und den dann wieder einsetzenden Verlusten waren viele Beobachter zuversichtlich, dass das Schlimmste für Goldinvestoren überstanden ist und dass es nun wieder langsam aufwärts geht. Diese Prognosen sind nach den Geschehnissen vom Freitag aber kritisch zu hinterfragen.

Aktuell sieht es nämlich danach aus, dass eine ganze Reihe von Faktoren gibt, die den Goldpreis auf kurze bis mittlere Sicht belasten und damit für eine spürbare Erholung kaum Spielraum besteht.

Umfangreiche Stimulierung

Gegen Investments in Edelmetalle spricht derzeit, dass eines der Hauptmotive, nämlich die Absicherung von Finanzmitteln in Zeiten von Krise und hoher Geldentwertung, derzeit kaum mehr Relevanz hat. Trotz der äußerst umfangreichen Stimulierung der Märkte und der Volkswirtschaften mit Zentralbankmitteln sind die Inflationsraten fast überall unter den Zielgrößen der Notenbanken gerutscht, und es sieht auch nicht danach aus, dass sie auf absehbare Zeit nach oben aus dem Ruder laufen.

Von der europäischen Schuldenkrise ist auch nicht mehr viel zu sehen. So befinden sich die Renditen von Staatsanleihen aus der EU-Peripherie in der Nähe von Mehrjahrestiefs. Der jüngste Stresstest der Europäischen Zentralbank hat zudem gezeigt, dass sich die Kreditwirtschaft der Eurozone in einem besseren Zustand befindet - von einige Ausreißern abgesehen. Damit besteht kein Grund, sich wegen Krisenängsten in Edelmetallinvestments zurückzuziehen.

Konkurrenzverhältnis

Das sich nicht verzinsende Gold steht in Konkurrenz zu anderen Anlageobjekten, die steigende Renditen abwerfen. So hat sich die Konjunktur in den USA stärker als zuletzt erwartet erholt, wie in der gerade beendeten Handelswoche der mit einer Jahresrate von 3,5% unerwartet hohe Anstieg des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal demonstriert hat. Das dürfte dem US-Aktienmarkt neuen Schub verleihen. In Japan werden zudem die Hilfen der Notenbank weiter hochgefahren, was den japanischen Aktienmarkt stützen wird. Am Freitag hat der Nikkei als Reaktion auf die Entscheidung der Bank of Japan bereits einen Satz von 4,8% gemacht.

Die Hinweise der Fed auf einen möglicherweise früher als erwartet kommenden Zinsschritt, die zusätzliche konjunkturelle Stimulierung durch die japanische Notenbank und die jüngste Entwicklung der amerikanischen Volkswirtschaft haben zudem den Greenback gestützt, was dem in Dollar gerechneten Goldpreis ebenfalls zu schaffen gemacht hat. Analysten rechnen überwiegend mit einem weiterhin festen Dollar auf Kosten von Euro und Yen, was dem Goldpreis nicht zuträglich sein dürfte.

Investoren halten still

Es gibt zudem eine weitere Gefahr, die nicht unterschätzt werden sollte: Nach wie vor haben Finanzinvestoren große Summen in Gold investiert. Bislang halten diese offenbar still, denn wie die Rohstoffanalysten der Commerzbank bemerken, können die moderaten Abflüsse etwa aus dem weltgrößten Goldfonds SPDR Gold Trust den starken Preisrückgang nicht erklären. Sollten die Anleger aber das Vertrauen in das Edelmetall verlieren, droht - wie 2013 geschehen - noch ein deutlich größerer Rückgang.

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