Doha: Die Thesen und Zahlen von Pascal Lamy werden durch die Schlussfolgerungen einer Gruppe internationaler Ökonomen in Frage gestellt
Paris (ots/PRNewswire)
- Während einige Staaten einen "Neuen Ansatz" planen, um die Doha-Runde weiterzuführen, wurden die Thesen und Zahlen von Pascal Lamy durch den Chefökonomen von momagris am Ende des internationalen Workshops, der am 4. und 5. Juni an der Sorbonne stattfand, angefochten.
Bertrand Munier, Universitätsprofessor und Chefökonom von momagri, meinte am Ende des Workshops: "Landwirtschaftliche Preisschwankungen, der Einfluss von Spekulationen und der erreichte Fortschritt beim Verständnis der Agrarmärkte stellen die Agrarmarkt-Liberalisierungsstrategie der WTO in Frage."
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Die dreissig anwesenden Ökonomen von IMF, FAO, Weltbank, OECD, amerikanischen Universitäten, Think Tanks und verschiedenen Regierungsabteilungen haben eine allgemeine Übereinstimmung in zwei Hauptpunkten erreicht:
- Das von der internationalen Gemeinschaft lange ignorierte Problem der Preisschwankungen bei Hauptagrarprodukten könnte die Nahrungsmittelunsicherheit verschärfen,
- die aktuellen Wirtschaftsmodelle, auf denen die internationalen Entscheidungen basieren, sind nicht in der Lage, die Realität korrekt abzubilden.
Daher ist es nach Meinung von Shyama Ramani, Professor an der Universität in Maastricht, so wichtig, ein neues internationales Wirtschaftsmodell zu entwickeln. Dieses Modell muss die aktuelle Agrarproblematik originalgetreu abbilden: Preisschwankungen, die Finanzialisierung der Märkte und deren Einfluss auf die Nahrungsmittelsicherheit. Das momagri-Modell erfüllt die Anforderungen an einen verbesserten Realismus. Deshalb bezeichnete es Peter Timmer, Professor an der Harvard Universität und Ökonom der Bill Gates Stiftung, als "das Erste seiner Art, das wir nicht ignorieren dürfen", um die Auswirkungen der Liberalisierungspolitik auf die Agrarmärkte zu bewerten.
Wie kann Pascal Lamy dann so rücksichtslos die Zahl von 150 Milliarden US-Dollar Gewinn rechtfertigen (oder 7 Cent pro Person, pro Tag), wenn in Doha eine Vereinbarung zustande kommt? Weil er sich auf aktuelle Modelle bezieht, die nicht die Auswirkungen der Risiken, Preisschwankungen oder Spekulationen der finanzialisierten Märkte berücksichtigen, die für eine agrarökonomische Analyse unentbehrlich sind.
Es sollte nicht vergessen werden, worum es bei diesen Verhandlungen wirklich geht. Es geht um das Überleben von nahezu einer Milliarde an Hunger leidenden Menschen, wie auch um das Überleben von mehr als 40% der Weltbevölkerung, die von der Landwirtschaft leben. Wie Edi Karni, Professor der Johns Hopkins Universität uns in Erinnerung rief: Es ist höchste Zeit, endlich Verhandlungen zu führen, die sich der Risiken der Agrarmärkte voll annehmen.
Ergebnisse der aktuellen momagri-Modellsimulationen
In dieser Hinsicht haben die neuesten Simulationen des momagri-Modells den Glauben daran, dass alle Landwirte von einem Abschluss der Doha-Runde profitieren würden, erschüttert, besonders die in den Entwicklungsländern. Schlimmer, sie demonstrieren, dass eine vollständig unregulierte Liberalisierung des internationalen Agrarhandels folgende Auswirkungen haben könnte:
- eine deutliche Einkommensreduzierung der Landwirte in den ärmsten Ländern, (in einigen Szenarios könnte die Reduzierung sogar über die Hälfte betragen und es ist wahrscheinlich, dass viele Landwirte in diesen Ländern ruiniert würden)
- eine geringere, unterliegende Reduzierung, aber sehr wichtig für aufstrebende Importländer wie Indien
- eine deutliche Einkommensreduzierung der Landwirte in den Industriestaaten. Anstatt eine Optimierung der Produktionsfaktoren zu fördern, würde es folglich die Nahrungsmittelsicherheit weltweit gefährden, wie auch die Entwicklung vieler Länder
Nur aufstrebende Exportländer wie Brasilien werden in der Lage sein, unversehrt zu bleiben - allerdings ohne Berücksichtigung eines allgemeinen Produktionsrückganges.
Über momagri
momagri ist ein Think Tank mit Sitz in Paris, der eine neue Vision für das Agrarwesen vorantreibt. Sein Vorstand und Gründer ist Pierre Pagesse, der Vorstand der französischen Groupe Limagrain. Der Organisation gehören Vertreter von Agrarunternehmen und Funktionäre aus dem Gesundheitswesen, der Wirtschaftsentwicklung und den Bereichen Strategie und Verteidigung an. Ihr Ziel ist die Förderung einer Regulierung der Agrarmärkte mittels neuer Evaluationswerkzeuge (wie z.B. Wirtschaftmodelle und Konjunkturindikatoren) und neuer Vorschläge für eine internationale Wirtschafts- und Ernährungspolitik auf der Grundlage von Freihandelsprinzipien.
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