Vegan-Portal findet Widersprüche und Auslassungen in DGE-Stellungnahme zur veganer Ernährung
Hannover (ots)
In einer neuen Stellungnahme zur veganen Ernährung gelangt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu der Schlussfolgerung, dass sie eine vegane Ernährung in Schwangerschaft, Stillzeit und Kindheit nicht empfehle. Das vegane Info-Portal www.vegan.eu hat die DGE Stellungnahme unter die Lupe genommen und die Ergebnisse dokumentiert (hier: http://www.vegan.eu/meldung/dge-neu-vegan.html). Hauptergebnis sei, dass die zusammenfassenden Schlussfolgerungen der DGE dem eigentlichen Inhaltsteil der eigenen Stellungnahme widersprächen und durch Forschungsbefunde nicht gedeckt seien.
Vegan.eu wirft der DGE folgende Fehler vor:
- Es herrsche eine Lücke zwischen den zusammenfassenden Empfehlungen der DGE und dem eigentlichen Inhaltsteil der Stellungnahme. In der Zusammenfassung würden alle genannten positiven wissenschaftlichen Forschungsbefunde zur veganen Ernährung ausgelassen.
- Die Zusammenfassung der DGE konzentriere sich auf kritische Nährstoffe bei veganer Ernährung. Sie gehe aber nicht auf die Tatsache ein, dass im Inhaltsteil der Stellungnahme ebenso Nährstoffe benannt würden, die bei fleischbasierter Ernährung im Vergleich zur veganen Ernährung kritisch seien (Vitamin C, Vitamin E, Thiamin und Folat, Magnesium, Kalium, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe). Damit entstehe der falsche Eindruck, dass die vegane Ernährung generell mit Nährstoffdefiziten verbunden sei.
- Die DGE gestehe ein, dass eine vegane Ernährung im Hinblick auf die großen ernährungsbedingten Erkrankungen vorteilhafter sei als die Durchschnittsernährung der Bevölkerung. In der Zusammenfassung werde dieser zentrale Sachverhalt mit keinem Wort erwähnt.
- Die DGE zitiere selbst eine aktuelle Übersichtsarbeit, die zu dem Ergebnis gelange, dass eine gut geplante vegane Ernährung in der Schwangerschaft sicher sei und zu keinerlei Schwangerschaftskomplikationen oder Entwicklungsdefiziten führe. In der Zusammenfassung werde dieser wichtige Befund ausgelassen.
- Die DGE weise im Inhaltsteil auf eine aktuelle wissenschaftliche Überblicksarbeit hin, die zu dem Ergebbnis komme, dass Säuglingsnahrung auf Sojabasis sich in ihren Auswirkungen auf Wachstum, Knochengesundheit, reproduktive, endokrine und neurologische Funktionen sowie das Immunsystem nicht von Kuhmilchpräparaten oder Muttermilch unterscheide. Diesem Befund setze die DGE dann eine sehr viel ältere Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) entgegen, welche weitaus weniger Befunde berücksichtige und lediglich auf theoretische Risiken hinweise, die sich gerade in den Forschungen nicht bestätigt hätten. In der Zusammenfassung werde dieser Hauptbefund weggelassen.
- Die DGE empfehle die vegane Ernährung von Kindern und Jugendlichen nicht. In ihrer gesamten Stellungnahme gehe sie aber auf keine einzige Studie ein, die die Gesundheit veganer Kinder oder Jugendlicher untersucht hätte!
- Die DGE gestehe ein, dass weltweit führende ernährungswissenschaftliche Fachverbände und kinderärztliche Fachverbände eine gesunde vegane Ernährung von Schwangeren, Stilllenden und Kindern für möglich halten. Die DGE zeige nicht auf, warum sie zu einer gegenteiligen Bewertung gelange. In ihrer Zusammenfassung ignoriere die DGE die Position der weltweit führenden Fachverbände vollständig.
- Die DGE übertreibe die Schwierigkeit, das Risiko eines Vitamin B12-Mangels durch eine einfache Supplementierung auszuschließen. Bei Vitamin B12 sei eine Supplementierung zwingend. Dies spreche aber nicht gegen die vegane Ernährung, zumal die DGE beispielsweise auch allen Schwangeren die Einnahme von Folat und allen Säuglingen die Einnahme von Vitamin D empfehle.
- Die DGE ignoriere positive Auswirkungen einer veganen Ernährung auf Ökologie und weltweite Ernährungssicherheit. Dies sei nicht zeitgemäß und blende aus, dass Fragen von Ökologie und Welthunger letztlich ebenfalls Fragen der menschlichen Gesundheit seien.
Der Verfasser der kritischen Stellungnahme zur DGE-Stellungname, Diplom-Psychologe Dr. Guido F. Gebauer, sieht eine enorme Lücke zwischen dem Inhaltsteil und der Zusammenfassung der DGE-Stellungnahme. Dies weise auf Vorurteile der Verfasser gegen die vegane Ernährung hin. Anders könne er es sich jedenfalls nicht erklären, dass die DGE eine Empfehlung veröffentliche, die durch die selbst zitierten Forschungsbefunde nicht gedeckt sei.
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