Mosambik: Zahl unbegleiteter geflüchteter Kinder nimmt um 40% zu
Mosambik: Zahl unbegleiteter geflüchteter Kinder nimmt um 40% zu
Zürich, 9. August 2021 – Die Zahl unbegleiteter oder von ihren Eltern getrennter Kinder, die aus dem Konfliktgebiet Cabo Delgado in die Flüchtlingslager in Montepuez fliehen stieg nach Angaben der Kinderrechtsorganisation Save the Children im Juli um 40% an. Im Durchschnitt suchten jeden Tag 5 unbegleitete Kinder Zuflucht.
550 unbegleitete Kinder suchten im Juli Schutz in den Flüchtlingslagern in Montepuez. Im Juli waren es noch 395 Kinder. Dieser grosse Anstieg zeigt die verheerenden Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in Mosambik auf Kinder auf. Viele Kinder wurden von ihren Eltern oder Bezugspersonen getrennt oder verloren sie aufgrund des Konflikts.
Save the Children ist sehr besorgt um das psychische und physische Wohlergehen von Hunderten unbegleiteten und getrennten Kindern in Cabo Delgado. Unbegleitete Kinder sind mit enormen Herausforderungen konfrontiert, ihre Grundbedürfnisse zu decken, da ihnen die Menschen fehlen, die ihnen normalerweise helfen, Nahrung, Wasser und Schutz zu suchen.
Luis*, 14 (*Name geändert)
Luis wurde von seinem Nachbarn Andre*, 71, aufgenommen, nachdem sein Vater während des Konflikts ermordet und er von seiner Mutter und seiner Schwester getrennt wurde. Sie flohen gemeinsam vor der Gewalt.
Luis erzählt: "Ich lebte mit meinem Vater und meiner Mutter zusammen. Die bewaffneten Männer töteten meinen Vater. Hier [im Flüchtlingslager] besuche ich die sechste Klasse. Ich besitze kein Schulmaterial und mir fehlt ein Fahrrad, um zur weit entfernten Schule zu fahren. Wir haben oftmals auch nicht genug zu essen.
Über 336'000 Kinder vertrieben
Mehr als 336'000 Kinder wurden durch den Konflikt in Cabo Delgado vertrieben, der sich in der nördlichen Provinz von Mosambik weiter verschärft. Allein in der letzten Juniwoche flohen fast 5'000 Menschen aufgrund des Konflikts von Palma in andere Bezirke. Mindestens 1'461 Menschen sind durch direkte Angriffe auf die Zivilbevölkerung ums Leben gekommen, darunter eine unbekannte Zahl von Kindern. Mindestens 51 Kinder, die meisten von ihnen Mädchen, wurden in den letzten 12 Monaten verschleppt.
Save the Children führt Projekte zum Schutz von Kindern durch. Dazu zählt die Suche nach Familienangehörigen und deren Zusammenführung sowie psychische und psychosoziale Unterstützung für getrennte und unbegleitete Kinder. Die Organisation kümmert sich um Kinder, die Opfer von Missbrauch geworden sind und um Kinder, die Anzeichen tiefgreifender traumatischer Erlebnisse aufweisen.
Chance Briggs, der Länderdirektor von Save the Children in Mosambik, sagte:
"Die Krise in Cabo Delgado ist eine Krise der Kinder. Daher müssen die Bedürfnisse der Kinder bei allen Massnahmen im Vordergrund stehen. Diese Kinder verlassen sich darauf, dass die Erwachsenen in ihrem Leben - einschliesslich ihrer politischen Führer - sie beschützen. Luis' Geschichte ist wie die von Hunderten von anderen, eine Geschichte von Vertreibung, Verlust und Not."
"Wir fordern alle Konfliktparteien auf, den Schutz der Kinder in Cabo Delgado zu gewährleisten. Alle Akteure müssen die internationalen humanitären und Menschenrechtsgesetze einhalten und alle notwendigen Massnahmen ergreifen, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Ausserdem müssen alle Verstösse stärker überwacht werden, auch durch das Büro des UN-Sonderbeauftragten des Generalsekretärs für Kinder in bewaffneten Konflikten. Die Urheber von Gewalt gegen Kinder müssen zur Rechenschaft gezogen werden können."
Kontakt für Rückfragen und Interviews mit Mitarbeitenden vor Ort (Englisch)
Fabian Emmenegger
Communications Manager
044 267 74 68
fabian.emmenegger@savethechildren.ch
Save the Children Schweiz
Jedes Kind verdient eine Zukunft – ob in der Schweiz oder auf der ganzen Welt. Mit dieser Überzeugung unterstützt der Verein Save the Children Schweiz kompromisslos und unermüdlich die am stärksten benachteiligten Kinder. In der Schweiz verwurzelt, ist Save the Children zudem seit 1919 die weltweit führende Kinderrechtsorganisation. Dank unserer lokalen Verankerung in 120 Ländern kennen wir die Situation vor Ort, passen unsere Projekte entsprechend an und können im Notfall unverzüglich helfen. Wir verändern nachhaltig und positiv das Leben von Kindern, besonders in Krisen, auf der Flucht oder in Slums.