Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Frankfurt (Germany)
Bio-Shaping - Neue Therapien mit Eigenfett
Frankfurt (ots)
Interview mit der Plastischen Chirurgin Dr. Petra Berger (Frankfurt am Main und Zürich) zu den neuesten Entwicklungen in der Eigenfetttherapie.
Frau Dr Berger, lassen sich Tausende von Patientinnen ihre Silikongelimplantate entfernen , weil diese fehlerhaft sind, wie ist vor diesem Hintergrund der aktuelle Stand der Eigenfetttherapie?
Frau Dr. Berger: Nun, da wird gerade viel Panik geschürt - von Seiten der Presse und von Kollegen die damit Publicity suchen. Selbstverstaendlich bieten auch wir Silikongelimplantate an, mit sehr guten Ergebnissen. Aber Immer mehr meiner Patientinnen bevorzugen die Brustvergroesserung mit Eigenfett, weil sie sich prinzipiell kein Silikongelimplantat einsetzen lassen wollen, was vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse natuerlich nachvollziehbar ist. Doch das ist nur eins von vielen Anwendungsgebieten, die sich auftun, seitdem Forscher die regenerative Kraft von adulten, also erwachsenen Fettstammzellen erkannt und entwickelt haben.
Wozu kann man sie noch verwenden?
Frau Dr. Berger: Grundsätzlich eignen sie sich für fast alle Körperregionen, die wiederhergestellt oder vergrößert werden sollen. Ob Wangen, Brust, Po oder Waden - fast überall lassen sich Körperpartien damit behandeln und gleichzeitig auch das Hautbild verbessern. Kapselfibrosen bei Silikongel-Implantaten kann man behandeln, indem man durch einfache Fettinjektionen das Kapselgewebe wieder weichmacht.
Man kann angeborene und erworbene Deformitäten im Gesicht und am Körper rekonstruieren. Und durch Fettinjektionsbehandlungen harte, wulstige oder eingezogene Narben, zum Beispiel nach Verbrennung oder einem Kaiserschnitt lindern. Oder Problemwunden, die nicht heilen wollen, verschließen.
Sogar bei Stimmbandlähmungen kann man heutzutage durch gezielte Eigenfettbehandlung die Phonetik des betroffenen Patienten wiederherstellen.
Das sind wirklich vielfältige Behandlungsmöglichkeiten.
Frau Dr. Berger: Aber immer noch nicht alle. Natürlich lassen sich auch asymmetrische Brüste korrigieren oder nach einer Krebsoperation amputierte Brüste mit Eigenfett rekonstruieren. Mittlerweile sind sogar viele Kassen bereit, die Kosten dafür zu übernehmen. Eine weitere Entwicklung wird besonders viele Männer interessieren.
Sie machen uns neugierig.
Frau Dr. Berger: Aus Fettstammzellen können im Labor unter anderem auch Haarzellen gezüchtet werden, die dann mit einer Spritze in die Kopfhaut eingebracht werden. Das ist im Vergleich zu den bisherigen Methoden eine revolutionäre Technik, weil sie viel weniger aufwändig und viel weniger blutig ist.
Zum besseren Verständnis: Sie sprechen beim Ausgangsmaterial nicht von embryonalen Stammzellen sondern stets von adulten Fettstammzellen.
Frau Dr. Berger: Genau.
Erleichtert das nicht die generelle Akzeptanz der Eigenfetttherapie?
Frau Dr. Berger: Ja, sicher. Bei den Stammzelltherapien, mit denen derzeit viel Reklame gemacht wird, muss man wissen, dass man in Europa durch die derzeitige juristische und haftungsrechtliche Situation noch nicht viel auf kommerzieller Basis realisieren kann. Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich bin von den Möglichkeiten fasziniert,die sich da auftun. Diese sind aber im Moment eher noch experimenteller Natur. Ein seriöser Arzt würde seine Patienten immer genauestens über die haftungsrechtlichen Situationen aufklären. Bei Behandlungsmethoden, die noch nicht zugelassen und daher auch nicht versicherbar sind, bleibt im schlimmsten Fall der Patient auf seinem Schaden sitzen. Das muss man ganz klar so sehen.
Dazu kommt, dass eine Stammzellanreicherung z.B. zur Erhöhung der Fettanwachsrate gar nicht mehr nötig ist, das ist fast schon Schnee von gestern. Wir verwenden eine Spezialzentrifuge, und erzielen gleichwertige Ergebnisse- ohne extra Stammzellen.
Weckt diese Situation nicht das Interesse von Kollegen, die es damit nicht so genau nehmen?
Frau Dr. Berger: Ja, und zwar meist von fachfremden Operateuren, den so genannten "Schönheitschirurgischen Taliban", die werden so genannt, weil sie genauso aggressiv und mit genauso wenig Legitimation vorgehen. Die Eigenfetttherapie ist eine von plastischen Chirurgen für plastische Chirurgen entwickelte Behandlungsform. Nur wer eine Ausbildung in diesem Bereich hat und über die nötige Anwendungspraxis verfügt, kann die Vielzahl neuer, raffinierter Methoden auch wirklich beherrschen. Dazu gehören vor allem Kenntnisse bezüglich Fettentnahme, Fettbearbeitung und Fetttransfer.
Oft werden aus Profitgier schnelle und unrealistische Ergebnisse versprochen. Mehr als 50 % Fetteinwachsrate pro Sitzung sind mit einem konventionellen Verfahren nämlich nicht zu erzielen, das ist klar. Auch bei den High-Tech-Verfahren gilt: einen Volumenzuwachs von 100% findet man höchstens bei Grimms Märchen und Sie wissen hoffentlich, was Sie von solchen vollmundigen Versprechungen zu halten haben. Es wird auch gerne ohne Facharzt für Anästhesie und nicht steril genug gearbeitet. Ich habe schon Fernsehbilder einer "Schönheitschirurgin" gesehen, deren langer Haarzopf während der Operation ins OP Feld hineinragte Das hat mit chirurgischen Prinzipien und Sterilität nichts mehr zu tun.
Welche Fehler werden noch gemacht?
Frau Dr. Berger: Mitunter wird auch eingefrorenes und wieder aufgetautes Fett injiziert, obwohl seit langem bekannt ist, dass die Zellen das Einfrieren nicht überleben, also nicht einwachsen können.
In meiner Praxis haben wir eine etwas andere Vorstellung von einer qualitätsgesicherten Operation.
Die OP wird von einem sechsköpfigen Spezialistenteam, zu dem natuerlich auch ein Narkosearzt gehört, durchgeführt. Wir achten auf strengste Sterilität und selbstverständlich auf eine korrekte Vor- und Nachsorge zu der eine prae- und postoperative Mammographie, eine prophylaktische Antibiose und eine Thromboembolieprophylaxe gehört. Das kann bis zu zehn Tage lang Heparinspritzen nach der OP bedeuten. Mit Weniger sollten sich Patienten nicht zufrieden geben.
Beim Thema Eigenfetttherapie scheint Deutschland etwas hinten dran zu sein. Oder täuscht dieser Eindruck?
Frau Dr. Berger: Ja, das stimmt. Diese Therapieform steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. Was derzeit auf den Podien deutscher Kongresse präsentiert wird, erinnert leider zunehmend an eine Komödie von Shakespeare: "Viel Lärm um Nichts".
Sehen Sie Chancen für ein Umdenken?
Frau Dr. Berger: Ja, da bin ich ganz optimistisch. Wenn letztendlich der Sachverstand die Oberhand gewinnt, wird Bio-Shaping mit Eigenfett auch bei uns den angemessenen Stellenwert erhalten.
Vielen Dank, Frau Dr. Berger. Wir nehmen an, dass wir noch einige interessante Gespräche zu diesem Thema mit Ihnen führen werden.
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