Callcenter-Beschäftigte fordern während des Callcenter-Aktionsmonats Vereinigungs- und Verhandlungsfreiheit
Nyon (ots)
Aufschlussreicher neuer Bericht "A world on the phone" dokumentiert einen Tag im Leben von Callcenter-Beschäftigten rund um die Welt
Eine Gewerkschaft macht den Unterschied zwischen qualitativ schlechten, risikoreichen und ausgrenzenden Arbeitsplätzen und einer sicheren, zufriedenstellenden beruflichen Laufbahn in den Callcentern der Welt aus, ließ UNI Global Union heute verlautbaren.
Oktober ist der Callcenter-Aktionsmonat und für UNI und ihre Mitgliedsorganisationen rund um die Welt steht dieses Jahr ein Unternehmen im Brennpunkt, nämlich Telefónica. Alle Beschäftigten dieses Unternehmens sollen die Möglichkeit haben, einer Gewerkschaft anzugehören.
Zusätzlich gab UNI heute einen Bericht heraus, der auf Interviews mit 12 Callcenter-Beschäftigten aus der ganzen Welt basiert. Der Bericht bietet Einblick in ihr Arbeitsleben und zeigt, warum Callcenter-Beschäftigte, die einer Gewerkschaft beitreten und ihre grundlegenden Rechte einfordern können, viel zufriedener und letztendlich produktiver sind.
Die meisten Callcenter-Beschäftigten werden streng überwacht und es wird von ihnen erwartet, dass sie unrealistische Leistungsziele erfüllen. Zudem verfügen sie kaum über Entscheidungsspielraum bei der Arbeit, verdienen sehr wenig, haben weder Gewerkschafts- noch Arbeitnehmerrechte und keinerlei Arbeitsplatzsicherheit.
"Heute starten Callcenter-Beschäftigte rund um die Welt einen Monat koordinierter Aktionen, um faire Bedingungen bei der Arbeit durchzusetzen. Hunderttausende von gewerkschaftlich organisierten Callcenter-Beschäftigten verfügen über menschenwürdige Arbeitsplätze mit fairen und sicheren Arbeitsbedingungen, aber nicht gewerkschaftlich organisierte Callcenter-Beschäftigte haben das nicht", so Marcus Courtney, Leiter von UNI Telekom. "Wir möchten dafür sorgen, dass jede/r Callcenter-Beschäftigte, wo immer er oder sie sich auch befindet, die Möglichkeit hat, faire Arbeitsbedingungen auszuhandeln, also bessere Löhne, sicherere Arbeitsbedingungen, mehr Arbeitsplatzsicherheit und vor allem auch, am Arbeitsplatz respektiert zu werden.
Aus einer globalen Studie über die Arbeit in Callcentern, durchgeführt von Forschern der US-amerikanischen Cornell Universität im Jahr 2007, ging hervor, dass etwa 70% aller Callcenterbeschäftigten an Arbeitsplätzen tätig sind, die "wenig oder sogar sehr wenig Qualität" aufweisen.
Dieses Jahr konzentrieren UNI und ihre angeschlossenen Gewerkschaften ihre Callcenter-Organisierungsarbeit auf Telefónica, eines der weltgrößten Unternehmen mit 250.000 Beschäftigen und einem Umsatzerlös von E60 Mrd. pro Jahr. Das in Spanien ansässige Unternehmen ist in 25 Ländern weltweit tätig und kündigte kürzlich an, dass es in 15 weitere Länder in Europa expandieren wird.
Im Jahr 2000 war Telefónica eines der ersten Unternehmen der Welt, das ein globales Abkommen mit UNI unterzeichnete, das grundlegende Rechte für alle Beschäftigten des Unternehmens auf der ganzen Welt gewährleistet.
Doch in Lateinamerika sind viele Beschäftigte von Atento, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von Telefónica, nicht gewerkschaftlich organisiert und die Möglichkeit, einer Gewerkschaft beizutreten, wird ihnen verweigert.
Zehntausenden von Atento-Beschäftigten wird die Vereinigungsfreiheit verweigert. In Mexiko beispielsweise wurden Arbeitnehmer eingeschüchtert, bedrängt und sogar entlassen, weil sie ihre Gewerkschaft unterstützten. Bei Atento arbeiten über 100.000 Menschen, knapp die Hälfte aller Telefónica-Beschäftigten.
"UNI fordert Telefónica dazu auf, zu der mit dem globalen Abkommen gemachten Zusage zu stehen, gemäß der allen Beschäftigten des Unternehmens, ob sie nun in Madrid oder in Mexiko-Stadt arbeiten, Verhandlungs- und Vereinigungsfreiheit gewährt wird, damit sie faire Arbeitsbedingungen aushandeln können, ohne vom Management daran gehindert zu werden", so UNI-Generalsekretär Philip Jennings.
Aber nicht nur in Lateinamerika werden Telefónica-Beschäftigten die Rechte verweigert. In der Republik Irland mischte sich die Telefónica-Tochter O2 in das Vereinigungsrecht ihrer Beschäftigten ein und weigert sich, die Gewerkschaft als Tarifpartner anzuerkennen.
Während des Callcenter-Monats Oktober 2009 fordern UNI und ihre Mitgliedsorganisationen den Vorstandsvorsitzenden von Telefónica, Cesar Alierta, dazu auf, in Einklang mit dem mit UNI unterzeichneten globalen Abkommen zu handeln und dafür zu sorgen, dass die Arbeitnehmerrechte überall auf der Welt gewahrt werden.
Gewerkschaften in völlig verschiedenen Ländern, wie etwa Irland, Mexiko, Brasilien, den Vereinigten Staaten, Kolumbien, Kamerun, Südafrika, Belgien, Tunesien, Frankreich und Australien, werden sich an dieser internationalen Aktion beteiligen. Für weitere Informationen über das tägliche Leben von Callcenter-Beschäftigten, sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause, kann der UNI- Forschungsbericht A World on the Phone heruntergeladen werden, der ab heute auf unserer Website zur Verfügung steht: www.callcentreaction.org (Anmerkung: Der Bericht wird ab nächster Woche auch auf Französisch, Deutsch, Spanisch und Holländisch verfügbar sein).
Callcenter-Aktionsmonat
UNI Global Union führt jedes Jahr im Oktober einen Callcenter- Aktionsmonat durch. Wir konzentrieren uns auf die gewerkschaftliche Organisation von Callcentern rund um die Welt, tauschen unsere Erfahrungen aus und werden mit vereinten Kräften tätig, um Stärke aufzubauen und das Leben der Callcenter-Beschäftigten zu verbessern.
UNI Global Union
UNI Global Union ist die globale Gewerkschaft für Fach- und Dienstleistungsberufe, die 900 Gewerkschaften und 20 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 150 Ländern der ganzen Welt vertritt. UNI Telekom vertritt 3 Millionen Telekom-Beschäftigte weltweit.
Kontakt:
Marcus Courtney, Head of UNI Telecom
UNI Telecom Global Union
Tel. Büro: +41/22/365'21'33
Mobile: +41/79/508'26'33
E-Mail: marcus.courtney@uniglobalunion.org