Europas Autobauer müssen eigene Batterie-Kompetenz aufbauen
Bain-Studie "Li-Ion Battery Market for Automotive Applications"
Zürich (ots)
- Die Lithium-Ionen-Batterie ist das Kernstück der neuen Elektroautos - Bis zum Jahr 2020 wächst der Batteriemarkt auf 20 bis 22 Milliarden Euro - Die europäische Automobilindustrie muss eigene Produktionskapazitäten aufbauen
Die Antriebsbatterie ist die teuerste Komponente strombetriebener Fahrzeuge. Derzeit sind die Batteriekosten noch zu hoch für den Massenmarkt. Doch im Lauf dieses Jahrzehnts wird die Traktionsbatterie durch Grossserienproduktion massentauglich werden. In Asien und den USA investieren die grossen Batterie- und Automobilhersteller bereits in den Aufbau von Produktionsstandorten. Das zeigt die aktuelle Studie der Unternehmensberatung Bain & Company "Li-Ion Battery Market for Automotive Applications". Danach droht Europa zum Importeur der wichtigen Batterietechnologie zu werden. Doch der Verlust der technischen Eigenständigkeit bei einer zentralen Komponente gefährdet langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie.
Fahren mit Strom aus der Steckdose ist die Zukunft der bezahlbaren individuellen Mobilität. Darüber ist sich die Mehrheit der Experten in der globalen Automobilindustrie einig. Die Technologie des elektrischen Antriebs im Pkw ist ausgereift, aber noch sehr kostspielig. Dennoch kommen in diesen Tagen die ersten Grossserien- Elektrofahrzeuge zu den Kunden: der Nissan Leaf, der Mitsubishi iMiEV und der Chevrolet Volt. Sie sind die Vorboten eines neuen Megatrends in der Automobilindustrie: die Ergänzung der traditionellen Modellpalette mit Verbrennungsmotoren durch Modelle mit elektrischem Antrieb.
Kernstück des elektrischen Antriebs ist die Lithium-Ionen- Traktionsbatterie - eine erprobte Technik, die milliardenfach in Mobiltelefonen, Laptops und Werkzeugen zu finden ist. "Für das Auto muss die Lithium-Ionen-Technologie in neue Leistungs- und Produktionsdimensionen wachsen, die sich die Automobilindustrie erst erschliessen muss", sagt Dr. Gregor Matthies, Partner und Automobilexperte bei Bain &Company. "Die Traktionsbatterie wird über den Erfolg oder Misserfolg der Elektromobilität entscheiden und damit letztlich über die Zukunft der Automobilindustrie."
Die Batterie ist in einem Elektroauto die mit Abstand teuerste Einzelkomponente, ähnlich dem Verbrennungsmotor in einem konventionellen Fahrzeug. Bei einem rein batteriebetriebenen Auto mit 18-kWh Speicher kostet die Batterie bei heutigen Weltmarktpreisen rund 9.000 Euro und kann mehr als 45 Prozent der Gesamtherstellkosten ausmachen.
"Für den kurzfristigen Erfolg der Elektromobilität auf diesem Preisniveau gibt es eine relativ einfache Formel mit zwei Determinanten", sagt Bain-Berater Matthies: "Entweder die Kosten für Benzin, Diesel, CO2-Ausstoss und Grossstadt-Zufahrtsberechtigungen steigen drastisch oder die Preise für die Batterien sinken schnell um mindestens 60 bis 70 Prozent. Ersteres sind Massnahmen, die zu Zwangsinnovationen führen, was politisch nicht immer durchsetzbar ist. Letzteres bietet unternehmerische Chancen." Wie die Herstellungskosten für die Traktionsbatterie gesenkt werden können, hat Bain & Company analysiert. Entscheidend ist die Massenproduktion. Bei Lithium-Ionen-Akkus für Laptops konnten die Herstellkosten durch Massenproduktion in den letzten zehn Jahren um mehr als 80 Prozent gesenkt werden.
Weltweit hat ein enormer Investitionswettbewerb begonnen, wer am schnellsten kostengünstige Traktionsbatterien in grossen Stückzahlen und hoher Qualität produzieren kann. Vorreiter sind Unternehmen aus Japan, Korea und China, die bereits heute Marktführer bei Lithium- Batterien sind - vor allem Sanyo, Sony, Samsung, BYD, LG, Panasonic und Hitachi. Aber auch in den USA werden derzeit allein im Grossraum Detroit rund vier Milliarden US-Dollar in neue Produktionsanlagen für Auto-Traktionsbatterien investiert.
Europa droht bei dieser Technologie als Standort zurückzufallen und zum Importeur von Batterien zu werden. Obwohl hier jährlich über 15 Millionen Pkw für den heimischen und den Weltmarkt produziert werden, sind die Investitionen in den Aufbau von Batteriefertigungen bisher gering. Derzeit gibt es konkrete Investitionspläne von rund einer Milliarde Euro bis 2015. Nach den Analysen von Bain & Company sind bis zu fünf Milliarden Euro notwendig.
Langfristig entsteht in Europa ein attraktiver Markt für Traktionsbatterien. Laut Bain-Studie wird er bis 2020 auf 20 bis 22 Milliarden Euro anwachsen. "Diesen Megamarkt gilt es jetzt für europäische Unternehmen zu erschliessen", fordert Autoexperte Matthies. "Auch die europäischen Staaten sind gefordert, den Unternehmern mit Fördermitteln den Start zu erleichtern. Denn zu Anfang werden die Stückzahlen nicht hoch genug sein, um die Batteriekosten auf Massenmarktniveau zu senken." In Asien und den USA werden die entstehenden Batteriefabriken bereits stark gefördert. So sind von den vier Milliarden US-Dollar Investitionen rund um Detroit 1,4 Milliarden US-Dollar Fördermittel.
"Den amerikanischen oder asiatischen Wettbewerbern die Wertschöpfung bei dem Kernelement künftiger Automobiltechnik zu überlassen, kann keine Alternative sein", warnt Matthies. "Langfristig würde die technologische Eigenständigkeit der europäischen Automobilindustrie leiden. Das ist heute ihr wesentlicher Wettbewerbsvorteil."
Bain & Company ( www.bain-company.ch , www.joinbain.ch )
Strategische Beratung, operative Umsetzung, messbare Ergebnisse: Mit diesem unternehmerischen Ansatz ist Bain & Company eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare Wettbewerbsvorteile zu erreichen und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung stehen das Kerngeschäft der Kunden und Strategien, aus einem starken Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschliessen. Seit Gründung 1973 lässt sich Bain dabei an den Ergebnissen seiner Beratungsarbeit finanziell messen. Bislang waren Bain-Berater weltweit für über 4.400 grosse und mittelständische Unternehmen tätig. Insgesamt unterhält die Strategieberatung 42 Büros in 27 Ländern und beschäftigt 4.800 Mitarbeiter, rund 440 davon im deutschsprachigen Raum.
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