Bain-Diamantenreport
Diamantenpreise unter Druck
München (ots)
- Wachstumsdelle in China sorgt im Weltmarkt für Turbulenzen - Diamantennachfrage in den USA bleibt stabil - Langfristig werden Diamanten knapp
Die Preise für Diamanten sind im Weltmarkt massiv unter Druck geraten: Seit Mitte 2014 fielen sie um bis zu einem Viertel. Ursächlich dafür war vor allem die schwächelnde Konjunktur in China, die die Nachfrage deutlich drosselte. Dennoch kam der Diamantenmarkt 2014 weltweit auf ein Wachstum von vier bis acht Prozent entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das geht aus dem aktuellen Branchenreport "The Global Diamond Industry 2015" hervor, den die internationale Managementberatung Bain & Company jährlich zusammen mit dem Antwerp World Diamond Centre veröffentlicht.
Die Schockwelle für den Diamantenmarkt wurde 2014 durch eine leicht rückläufige Nachfrage nach Diamantschmuck in China ausgelöst. Das rasante Wirtschaftswachstum der Vorjahre hatte sich abgeschwächt. Insgesamt wurde weniger Schmuck gekauft als erwartet, entsprechend sank der Bedarf sowohl an Rohdiamanten als auch an geschliffenen Diamanten. Die Turbulenzen erfassten die gesamte Wertschöpfungskette. Händler sahen sich gezwungen, ihre Bestellungen zu kürzen. Dadurch füllten sich in den ersten Monaten 2015 die Lager der Diamantenindustrie und der Händler. Das Überangebot ließ die Preise für Rohdiamanten fallen: um 23 Prozent seit Mai 2014 und um 15 Prozent in den ersten neun Monaten 2015.
USA treiben nach wie vor das Geschäft
Dennoch war 2014 ein Wachstumsjahr für die Diamantenindustrie. Die Erlöse stiegen um bis zu acht Prozent entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Befeuert wurde dieses Wachstum von der Nachfrage aus den Vereinigten Staaten. "Die USA waren schon immer der Haupttreiber des weltweiten Diamantengeschäfts, daran hat sich nichts geändert", erklärt Dr. Klaus Neuhaus, Partner bei Bain & Company und Leiter der Praxisgruppe Industrie im deutschsprachigen Raum. "Die derzeitige Wachstumsdelle in China wird keinen anhaltenden Markteinbruch verursachen."
Die Umsätze mit Rohdiamanten stiegen 2014 um acht Prozent - trotz sinkenden Fördervolumens. Weltweit fiel die Rohdiamantenproduktion um vier Prozent auf rund 125 Millionen Karat. Die größten Produktionseinbrüche verzeichneten Australien und Afrika.
Mittelgroße Unternehmen haben zu kämpfen
Aus Sicht von Bain wird sich der Markt wieder beruhigen, sobald Industrie und Händler ihre Lager abgebaut haben. "Während der Wirtschaftsturbulenzen 2001 und 2009 brauchten die Diamantenpreise bis zu zwei Jahre, um sich zu erholen", so Neuhaus. "So lange wird es dieses Mal nicht dauern, denn der Markt hat noch Potenzial."
Zugesetzt haben die aktuellen Unruhen vor allem mittelgroßen Unternehmen, die im Diamantengroßhandel tätig sind beziehungsweise diese Edelsteine verarbeiten. Vielen von ihnen fällt es schwer, die Nachfrageschwankungen abzufedern. Oftmals bereitet die Finanzierung Probleme. Angesichts der steigenden Kreditrisiken und der stärkeren Marktregulierung haben zahlreiche traditionelle Diamantenbanken ihre Expositionen für die Industrie zunehmend eingeschränkt.
Weltweites Fördervolumen wird sinken
In den nächsten 15 Jahren erwartet Bain, dass die Nachfrage nach Rohdiamanten jährlich um drei bis vier Prozent wächst. Gleichzeitig dürfte das weltweite Fördervolumen aufgrund alternder Minen und des Wechsels zum Untertagebau bis 2030 um ein bis zwei Prozent pro Jahr zurückgehen. Ab 2019, so die Prognose, wird die Nachfrage das Angebot an Rohdiamanten übersteigen. Betont Bain-Partner Neuhaus: "Tatsache ist, dass der Diamantenmarkt auch in Zukunft vor allem von der weltweiten Konjunktur abhängen wird."
Die Aussichten für China bleiben verhalten. Mittel- und Oberschicht des Landes wachsen langsamer und auch die Urbanisierung schreitet nicht mehr so rasant voran wie bisher. In der Folge schrumpft das Interesse an Diamanten in China weiter. Für 2016 ist laut Bain-Report mit einer Stagnation des chinesischen Markts zu rechnen. Erst ab 2017 wird er sich erholen und bis 2030 jährlich um 4 bis 5,5 Prozent wachsen. Damit senkt Bain seine frühere Prognose von sieben Prozent deutlich.
Bain & Company
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