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Media Service: Schweizer Presserat rügt «Saldo»: Gleiches ist mit Gleichem zu vergleichen (Stellungnahme 5/2017)
Ein Dokument
Bern (ots)
Parteien: Lehrmittelverlag Zürich c. «Saldo»
Themen: Wahrheitspflicht / Unterschlagen wichtiger Informationen / Recherchegespräche / Berichtigung
Beschwerde teilweise gutgeheissen
Zusammenfassung
Die Konsumentenzeitschrift «Saldo» hat in einem Vergleich von Englisch- und Mathematiklehrmitteln des Zürcher Lehrmittelverlags und des Klett-Verlags wichtige Informationen unterschlagen. Das rügt der Schweizer Presserat.
Unter dem Titel «Lehrmittel aus Zürich: Teuer und unbeliebt» berichtete «Saldo» über ein Englisch-Lehrbuch des Lehrmittelverlags Zürich. Dieses sei nach Kritik von Lehrern durch ein Lehrmittel aus dem deutschen Klett-Verlag ersetzt worden. Daraus hätten die Zürcher Bildungsbehörden nichts gelernt, das neue Mathematiklehrbuch stehe bei Lehrpersonen wiederum in der Kritik: Es sei zu komplex und zu teuer. Der Lehrmittelverlag Zürich beschwerte sich beim Schweizer Presserat gegen diesen Artikel: Er enthalte falsche Preisangaben und falsche Zahlen bezüglich der in die Entwicklung der Lehrmittel einbezogenen Lehrer. Zudem hätte der Journalist den Verlag zu den schweren Vorwürfen anhören müssen.
Für den Presserat ist der Vorwurf der falschen Preise sowie falscher Zahlen zu den einbezogenen Lehrern nicht erstellt. «Saldo» war in einem intensiven Austausch mit dem Leiter des Lehrmittelverlags und hat gegen den Verlag keine schweren Vorwürfe erhoben. Eine Anhörung war deshalb nicht zwingend. Der Presserat stützt auch den Vorwurf nicht, «Saldo» habe den Verlag nicht über das Ziel seiner Recherchen informiert.
In einem Punkt gibt der Presserat dem Lehrmittelverlag jedoch Recht: Beim Vergleich der beiden Mathematik-Lehrbücher hätte «Saldo» darauf hinweisen müssen, dass das neue Mathebuch des Zürcher Verlags zusätzlich einen Geometrielehrteil enthält. Der Preisvergleich berücksichtigt auch nicht, dass zum neuen Buch Arbeitshefte gehören, sodass ein erheblicher Kopieraufwand wegfällt. Der Presserat kommt deshalb zum Schluss, dass dem Leser wichtige Informationen vorenthalten wurden, welche ihm eine Einschätzung der Kosten des neuen Mathebuchs ermöglicht hätten. Er ruft in Erinnerung, dass bei Preisvergleichen besondere Sorgfalt angebracht ist: Gleiches ist mit Gleichem zu vergleichen.
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