Skrupelloser Welpenhandel: Rekordhohe Importzahlen aus dubiosen Quellen - Schweizer Tierschutz STS fordert Sofortmassnahmen
Basel (ots)
Die erhöhte Nachfrage nach Hunden in den beiden Coronajahren 2020 und 2021 ist jetzt auch statistisch belegt. Der Import von Welpen aus mutmasslich tierquälerischen Zuchten im Ausland ist zum zweiten Mal in Folge massiv angewachsen. 2021 wurden rund 2900 mehr Welpen in die Schweiz eingeführt; bereits 2020 waren es rund 2700 mehr Welpen als im Vorjahr gewesen. Gemäss der neu veröffentlichten Statistik der zentralen Hundedatenbank AMICUS wurden letztes Jahr insgesamt 15 136 Welpen zwischen 8 und 15 Wochen in die Schweiz importiert. Das ist ein neuer Rekord. Um den skrupellosen Welpenhandel aus dubioser Herkunft zu unterbinden, fordert der Schweizer Tierschutz STS vom Bund, dass keine Welpen unter 15 Wochen in die Schweiz gebracht werden dürfen. Die "15-Wochen-Regel" soll schnellstmöglich eingeführt werden.
Bereits 2020 nahm der Import von Welpen im Alter zwischen 8 und 15 Wochen um 2730 Tiere gegenüber dem Vorjahr zu. 2021 waren es gemäss der neuen Statistik der Hundedatenbank AMICUS 2859 Tiere mehr als im Vorjahr. Letztes Jahr wurden insgesamt 15 136 Welpen zwischen 8 und 15 Wochen in die Schweiz importiert. Beide Kennzahlen stellen neue Rekorde dar. Sie widerspiegeln die gestiegene Nachfrage nach Hunden als Heimtiere während der Coronapandemie. Neben der dubiosen, häufig illegalen Herkunft ist aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS problematisch, dass Welpen unter 15 Wochen ohne oder nur mit ungenügendem Tollwutimpfschutz in die Schweiz importiert werden. Es genügt eine fadenscheinige Selbstdeklaration der Händler und Privatpersonen. Die 15-Wochen-Regel würde dieses Schlupfloch schliessen: Importiert werden könnten nur noch Hunde mit vollständigem Tollwutimpfschutz (es kann erst ab der 12. Lebenswoche gegen Tollwut geimpft werden, anschliessend ist eine Wartezeit von mindestens 3 Wochen vorgeschrieben). Die 15- Wochen Regel wäre ein wirksames Mittel, sowohl für den Gesundheitsschutz von Mensch und Tier, als auch gegen den skrupellosen Welpenhandel.
Mafiös organisierte Hundehändler
Die Schweiz ist ein Hundeimportland: Mehr als die Hälfte der jährlich rund 60 000 neu registrierten Hunde stammt aus dem Ausland. Das Angebot an in der Schweiz unter kontrollierbaren und möglichst tierschutzkonformen Bedingungen gezüchteten Hunden ist längst nicht gross genug, um die steigende Nachfrage zu befriedigen. Diese Lücke machen sich skrupellose, mafiös organisierte Hundehändler zu nutzen, die vorwiegend übers Internet Hunde zum Kauf anbieten. Das lukrative Millionengeschäft verursacht in den "Produktionsländern" und im "Abnehmerland Schweiz" massives Tierleid. Die Welpen und ihre Elterntiere werden unter tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten, die Hündinnen bei jeder Läufigkeit gedeckt, Welpen viel zu früh von den Müttern und Wurfgeschwistern getrennt, um Aufzuchtkosten zu sparen. Ihr Immunsystem bleibt oft ein Leben lang schwach. Die Hunde sind in vielen Fällen schlecht sozialisiert, traumatisiert und verhaltensgestört.
Schweiz hinkt hinterher
Sämtliche EU-Länder haben die 15-Wochen-Regel bereits eingeführt oder sind daran, diese umzusetzen; die Schweiz hinkt im internationalen Vergleich hinterher. Wie der Schweizer Tierschutz STS bereits früher mit intensiver Recherchearbeit belegen konnte, hat sich die Schweiz zu einem Hotspot für den skrupellosen Welpenhandel entwickelt. Für Nicole Ruch, Präsidentin Schweizer Tierschutz STS, ist diese Situation unhaltbar: "Die Schweiz ist massgeblich mitverantwortlich für die boomende tierquälerische Welpenproduktion im Ausland."
STS fordert vom Bund rasches Handeln
Nachdem der Schweizer Tierschutz STS die Missstände zum skrupellosen Welpenimport umfassend deutlich gemacht hat und die neu veröffentliche Statistik diese mit verlässlichen Zahlen zweifellos belegt, ist der Bund gefordert: Er soll die 15-Wochen-Regel dringendst einführen und umsetzen. Ginge es nach dem Bund, würde der Umsetzungsprozess noch über Jahre verzögert werden. Alleine in den kommenden drei Jahren ohne 15-Wochen-Regel würden mutmasslich rund 45 000 zusätzliche Welpen aus dubioser Herkunft in die Schweiz eingeführt werden, mit einem geschätzten Gewinn von mindestens 45 Millionen Franken für die skrupellosen Händler.
Zur AMICUS-Statistik:
https://tierstatistik.identitas.ch/de/dogs-importAgeClass.html
Mehr Informationen zum Thema Hundekauf:
STS-Report "Auf den Hund gekommen: Illegaler Hundehandel- und Import fördern Tierleid und Kriminalität" (PDF):
http://www.tierschutz.com/hunde/docs/pdf/report_hundehandel.pdf
STS-Medienmitteilungen online
www.tierschutz.com/media/news.html
Bildmaterial
www.flickr.com/photos/sts-psa/
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