Medienmitteilung: Was Weidetiere in der Sommerhitze brauchen - Schatten, Wasser, Abkühlung
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Nebst kühlen Stallungen brauchen Weidetiere in der Sommerzeit idealerweise Nachtweiden und tagsüber viele, möglichst natürliche Schattenplätze, wie beispielswiese unter Bäumen und Sträuchern. Wichtig ist gemäss Schweizer Tierschutz STS auch der uneingeschränkte Zugang zu frischem Wasser im Stall und auf der Weide. Gibt es auf der Weide keine natürlichen Schattenspender, so müssen bauliche Massnahmen wie Unterstände, die allen Tieren Platz bieten, dies ausgleichen.
Kühe mögen es grundsätzlich kühl (zwischen 4 und 16°C) und können bereits bei Aussentemperaturen ab 24°C und mit steigender Luftfeuchtigkeit in Hitzestress geraten. Kühe können Wärme abatmen, dies lässt bei hohen Temperaturen allerdings die Atemfrequenz ansteigen. Normalerweise liegt diese bei 20-30 pro Minute. In der Sommerhitze steigt sie aber auf bis zu 100 pro Minute an, was für die Tiere belastend ist. Auch die Körpertemperatur der Tiere steigt, was dazu führt, dass sie mehr Flüssigkeitsbedarf haben. Dieser liegt, je nach Laktationsstand, bei durchschnittlich 80 bis 140 Litern pro Tag im Normbereich – bei Hitze benötigen Kühe aber viel mehr Wasser, 180 Liter und mehr pro Tag. Der Zugang zu kühlem, frischem Wasser muss daher uneingeschränkt möglich sein. Bei dauerhaft heissen Sommertagen empfiehlt es sich, die Tiere nachts weiden zu lassen, empfiehlt der Schweizer Tierschutz STS.
Eine schwitzende, schwer atmende, hechelnde Kuh ist im Hitzestress und braucht schnellstmöglich Entlastung durch geeignete Abkühlungsmassnahmen, beispielsweise das mehrmalige Übergiessen mit kaltem Wasser (mit kurzen Pausen wischen den Güssen für die Verdunstung) und die Möglichkeit für den sofortigen Rückzug in den kühlen Stall mit ausreichender Wasserversorgung. Damit diese effizient gelingt, braucht es Ventiltränken mit mindestens 20 Liter Durchfluss pro Minute oder Tränkewannen mit mindestens 30 Liter pro Minute.
Im Sommer muss im Kuhstall für Abkühlung gesorgt werden. Es gibt bereits einige vollklimatisierte Ställe, aber diese sind längst noch nicht die Norm. Daher muss für viel Frischluftzufuhr mit etwas Luftzug gesorgt werden, damit die Kühe sich auch im Stall abkühlen können. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Kühe bei Hitze weniger liegen – sie stehen oftmals an Plätzen im Stall, an denen ein Lüftchen weht. Es sollten ausreichend viele solcher Plätze zur Verfügung gestellt werden, damit sich alle Tiere abkühlen können, auch die Rangniedrigeren. Zudem können Decken-, Wand- und grössere Standventilatoren hilfreich sein. Moderne Stallungen verfügen über Sprinkleranlagen, die Wasser als feinen Nebel in der Luft verteilen. Dadurch entsteht Verdunstungskälte, die den Tieren beim Abkühlen hilft. Damit es erst gar nicht zu heiss im Stall wird, sollten Ställe in der Nähe schattenspendender Bäume stehen oder Stalldächer begrünt werden.
Schweine können kaum schwitzen
Da Schweine nur im Bereich der Rüsselscheibe und zwischen den Zehen Schweissdrüsen haben, reichen diese nicht aus, um das Tier draussen auf der Weide bei 25°C und mehr (im Schatten) herunterzukühlen. Daher brauchen Weideschweine einen kühlen Untergrund zum Liegen oder noch besser, eine tiefe, schlammige Kuhle, in der sie sich suhlen und so gleichzeitig abkühlen können. Nach dem Schlammbad schützen auch die Verdunstungskälte gegen die Hitze und der Schlamm auf der Haut bedingt vor Sonnenbrand.
Ausserdem benötigen Weideschweine gemäss Schweizer Tierschutz STS ausreichend Schattenplätze und Zugang zu reichlich frischem Wasser. Da Schweine hitzeempfindlich sind, werden sie bei uns mehrheitlich in klimatisierten Stallungen gehalten. Wenn Weiden aber so ausgestaltet werden, dass sie genügend Schattenplätze und Trinkwasserstellen bieten, können Schweine durchaus vermehrt draussen gehalten werden, auch im Sommer.
Hühner spannen ihre Flügel und öffnen den Schnabel – das reicht aber noch nicht Auch Hühner geraten schnell in Hitzestress, weshalb in Hühnerställen Frischluft und Luftbewegung vor Überhitzung hilft. Im Freien gehaltene Hühner benötigen ebenfalls ausreichend viele, möglichst natürliche Schattenplätze und stets Zugang zu frischem Wasser. Denn ab Temperaturen von 28°C und steigender Luftfeuchtigkeit haben Hühner Schwierigkeiten ihre Körpertemperatur zu regeln. Sie können nicht schwitzen und versuchen über die Zunge, Schleimhäute, Flügel und ihre Haut Wärme abzugeben.
An heissen Tagen kann häufig beobachtet werden, dass Hühner ihre Flügel spreizen. Damit lassen sie Luft unter ihr Federkleid an Haut und Körper, was wiederum die Wärmeabgabe über die Luftzirkulation ermöglicht. Beim Hecheln mit leicht geöffnetem Schnabel können Hühner etwas warme Luft abatmen. Das reicht bei hohen Temperaturen und ohne Luftbewegung aber nicht aus, weshalb natürliche Schattenspender in Aussengehegen und mehrere Wassertränken die schnellste und effizienteste Abhilfe schaffen.
Ungeschorene Schafe können im Sommer einen Hitzetod erleiden
Schafe sollten für die Weidezeit im Sommer aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS spätestens im Juni geschoren werden. Ihr Fell wird immer dichter und führt wegen der hohen Wolllast an Sommertagen bereits ab 25°C zum Hitzestress und -stau, der den qualvollen Tod der Tiere zur Folge haben kann. Mit der Schur ist es aber noch nicht getan: Die Schafe benötigen auf der Weide viele Schattenplätze, die allen Tieren Platz bieten, vor allem auch, weil das kurz geschorene Fell der darunterliegenden Haut zu wenig Schutz vor Sonnenbrand gewährt. Stehen keine natürlichen Schattenspender zur Verfügung, müssen künstliche geschaffen werden.
Da auch der Wasserbedarf der Weideschafe im Sommer steigt, muss diesem mit uneingeschränkt zugänglichen, sauberen Wasserquellen für die Tiere in allen Altersgruppen begegnet werden. Schafe haben eine Wasserbedarf von rund 2-4 Litern pro Tag. Säugende Schafe und die Sommerhitze steigern diesen auf mehr als 10 Liter pro Tag und Tier. Den Weideschafen sollten daher verschiedene Trinkmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, da die Herdenmitglieder unterschiedliche Ansprüche haben.
Was tun, wenn man Tiere auf der Weide ohne Schattenmöglichkeiten oder ohne Trinkwasserversorgung beobachtet?
Immer zuerst versuchen, den Tierhalter zu verständigen. Wenn dieser nicht erreichbar ist, die Polizei und das Veterinäramt benachrichtigen. Auch der regionale Tierschutzverein kann oftmals weiterhelfen, oder auch die Empfehlungen der Tierärzte.
Gehen Sie niemals in eine Kuhherde, vor allem nicht in eine Mutterkuh-Herde! Auch nicht in eine Schafherde (Herdenschutzhunde, Schafböcke, aber auch Auen könnten angriffig sein). Allenfalls kann man in der Zwischenzeit versuchen von ausserhalb an Frischwasser zu gelangen und dies den Tieren zuzuführen.
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Simon Hubacher
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