Profis für die Mode gesucht
Leitartikel von Cordula Schmitz
Berlin (ots)
Die Modewoche ist für Berlin ein echter Wirtschaftsfaktor geworden, allen voran die Bread and Butter und die Premium. Mittlerweile ist die Bread and Butter sogar die weltweit größte Veranstaltung für Jeans und Streetwear und macht 40 Millionen Euro Umsatz. Die Besucher- und Ausstellerzahlen steigen stetig. Und alle Besucher schlafen, essen und shoppen hier drei bis vier Tage lang. Das spült ordentlich Geld in die Kasse der Stadt. Aber es gibt ein allzu deutliches Problem. Die Verantwortlichen in Berlin halten mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Das könnte dramatische Folgen haben. Es fehlt an Struktur in der Planung, an Ansprechpartnern für junge und etablierte Designer und an kompetenten Fachleuten, die einer anscheinend überforderten Senatsverwaltung unter die Arme greifen könnten. Die so etwas wie eine Vision für den viel gerühmten Modestandort Berlin entwickeln, einen Masterplan, wohin die Reise in den kommenden Jahren eigentlich gehen soll. Denn so schnell sich in der Modewelt die Trends ändern, so schnell kann Berlin auch seine Coolness-Faktor verlieren, auf dem man sich hier so gerne mal ausruht. Und damit einen wichtigen Grund, warum Messen wie die Bread and Butter und auch die Premium so gut hierher passen. Fachbesucher aus der ganzen Welt finden es nämlich gar nicht lustig, wenn sie auf dem Weg zu zahlreichen Verabredungen ständig im Stau stehen oder stundenlang auf eine Fahrmöglichkeit warten müssen. Denn zum dichten Tempelhofer Damm kam noch die unterbrochene U6 hinzu, die nicht mehr zur Friedrichstraße fährt - Verkehrschaos pur. Genau das Gleiche gilt für das Standort-Bingo mit der Positionierung des Zeltes, in dem Designer ihre Kollektionen auf dem Laufsteg vorstellen. Die Platzierung an der Siegessäule war ein Desaster. Man kam nicht richtig hin und auch nicht richtig weg. Für Leute, die dort zu ihrem Vergnügen hinkamen, kein Problem. Für alle, die dort arbeiten müssen, eine echte Nervenprobe. Mode ist cool, Mode ist hip, aber auch dieser Wirtschaftszweig braucht eine funktionierende Infrastruktur. Ebenfalls sollte man in Berlin endlich lernen, dass Quantität gerade in der Mode nicht gleichzusetzen ist mit Qualität. Zehn Messen sind bereits in der Stadt, und es sollen noch weitere hinzukommen. Das bedeutet letztlich nichts anderes als eine unnötige Zerfaserung und ein großes Durcheinander. Berlin will als eine Modehauptstadt ernst genommen werden, gebärdet sich aber nur allzu oft wie eine Provinzschönheit. Es reicht einfach nicht, wenn der Regierende Bürgermeister versucht, so viele Abendtermine wie möglich wahrzunehmen und öffentlichwirksam über die Messen läuft. Die eigentliche Arbeit wird in der zweiten und dritten Reihe und bereits im Vorfeld gemacht. Dort läuft es aber nicht rund. Berlin hat es geschafft, Düsseldorf den ersten Platz als Modestandort streitig zu machen. Nun muss man aber beweisen, dass man auch halten kann, was man verheißen hat. Und zwar professionell und mit Berliner Charme.
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