Air Berlin fliegt Zubringer-Dienste/ Ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg
Berlin (ots)
Das ist eine zumindest vorerst beruhigende Nachricht. Die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin kann weiter auf ihren finanzstarken Partner und Großaktionär Etihad Airways aus Abu Dhabi zählen. Eine mehr als nur unternehmerische Entscheidung. Sie ist zugleich für den Standort Berlin sehr wichtig. Air Berlin hat seinen Sitz in der Stadt, und Erfolg oder Misserfolg des künftigen Flughafens BER, wenn er denn endlich irgendwann fertig wird, hängt von einer prosperierenden Air Berlin ab.
Die Gesellschaft will BER nicht nur als Heimatflughafen ausbauen, sondern auch zu dem internationalen Drehkreuz, das Berlin als ernst zu nehmende Konkurrenz zu Frankfurt/Main und München braucht. Sollte Air Berlins seit Jahren andauernder Sinkflug irgendwann doch noch zum Absturz führen, käme das zugleich einer Katastrophe auch für alle BER-Träume gleich. Entsprechend bedeutsam ist jetzt die Versicherung des Etihad-Vorstandschefs James Hogan, die Araber würden den Berlinern treu bleiben und die Partnerschaft weiter ausbauen.
Das darf nicht als Ruhekissen missverstanden werden. Die hoch verschuldete deutsche Fluggesellschaft bekommt keinen Auftrieb durch weitere Finanzspritzen aus Abu Dhabi, muss vielmehr ihren scharfen Sanierungskurs fortsetzen. Wenn alles gut geht, soll in diesem Jahr operativ endlich wieder in die Gewinnzone geflogen werden. Sollte das tatsächlich gelingen, würde das mit einer Gesellschaft erreicht, die nur noch wenig mit der einst so rasant gestarteten und dann wegen Übergröße schwer ins Trudeln geratenen des Gründers Joachim Hunold gemein hat.
Air Berlin ist zwar weiter ein Ferienflieger mit Schwerpunkt Mittelmeer, seit dem Einstieg der Ölmultis aber vor allem auch Zubringer zum Etihad-Drehkreuz in den Vereinigten Arabischen Emiraten geworden. Die gemeinsamen Flugverbindungen dorthin sind gerade wieder ausgebaut worden. Mit der Folge, dass die steinreichen neuen "Big-Player" immer mehr lukrative Langstreckenflüge aus Deutschland wie aus ganz Europa abziehen. Und Etihad peilt den Einstieg bei der schwer angeschlagenen ehemaligen Staatsgesellschaft Alitalia an - der nächste Zubringer.
So hilfreich das Etihad-Engagement für Air Berlin, so klar andererseits die Warnung: Der BER muss endlich fertig werden, sonst wird's mit dem Drehkreuz nichts mehr. Dann sind die lukrativen Langstrecken längst an Berlin vorbei verplant. Auch die von Air Berlin.
Kontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de