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Von Preisen und Werten/ Ein Leitartikel von Raik Hannemann

Berlin (ots)

Einen speziellen Reiz Olympischer Spiele kann kaum nachempfinden, wer als Athlet nicht wenigstens einmal daran teilgenommen hat. Das zweieinhalbwöchige Miteinander junger Menschen aus zig Nationen und Kulturkreisen schenkt Glauben an eine friedfertige Zukunft dieser sonst so kriegerischen Spezies. Ein kurz gelebter Traum, der fürs Leben aber durchaus prägen kann.

Ähnliches werden Teilnehmer dereinst vielleicht auch über Sotschi erzählen, wenn die aktuellen politischen Debatten längst verstummt sind. Womöglich sind sie es ja schon bald, kurz nachdem die ersten Wettkämpfe angelaufen sind. Die Kraft der Bilder hat immer schnell gewirkt, sogar in Peking. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und sein neuer Anführer Thomas Bach tun aber selbst dann gut daran, eine neue Agenda zu diskutieren - und zu finden. Denn es geht nicht nur um das Empfinden der aktiven Teilnehmer, sondern um die Außenwirkung der ganzen Bewegung. Und die war zuletzt doch verheerend.

In Kernmärkten wie den USA, Deutschland und Japan ging das Interesse an Winterspielen laut repräsentativen Umfragen zwischen 2009 und 2013 jeweils um acht Prozent zurück. Olympiabewerbungen erwiesen sich in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Schweden als nicht mehr mehrheitsfähig oder lohnenswert. Die olympische Idee hat fraglos ihren Wert, rechtfertigt aber nicht jeden Preis. Und der erreicht mit Gigantismus, Korruption, Umweltzerstörung und Missachtung von Menschenrechten im Namen Olympias in Sotschi jetzt nur einen weiteren Höchststand. Zwar haben die Herren der Ringe ihre Rücklagen in den vergangenen zwölf Jahren auf fast eine Milliarde Dollar verzehnfachen können, die Konzentration aufs Geschäftliche wird für Olympias Ruf inzwischen aber zur Gefahr. Thomas Bach muss also einiges ändern, auch wenn er seinen deutschen Landsleuten, die allein in Sotschi Aufträge im Wert von 1,5 Milliarden Euro für sich holen konnten, damit ihre Exportgeschäfte zerstört.

Sich an dauerhafteren Werten zu orientieren mag in diesen Zeiten nicht immer hip sein, ist für den Sport aber unverzichtbar. Und es sei daran erinnert, dass die besten Winterspiele der vergangenen vier Dekaden in einem beschaulichen Örtchen Norwegens stattfanden. Solche Tage wie die in Lillehammer sind es, die Olympia groß machen. Weil sie unbezahlbar sind.

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