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Ein besonderes Berliner Haus/ Ein Leitartikel von Andreas Abel

Berlin (ots)

2009 wurde das 30-jährige Bestehen des Internationalen Congress Centrums (ICC) in Berlin gefeiert. Damals fand die Messe Berlin in einer Broschüre nur lobende Worte. Es sei eines der größten, erfolgreichsten und gefragtesten Kongresszentren der Welt, ein architektonisches Vorbild und ein technischer Vorreiter. Vier Jahre später hörte sich das ganz anders an. Weniger als zehn Prozent der Fläche seien tatsächlich vermarktbar, unter der Oberfläche sei alles marode, man müsse fünfmal so viel Geld in das ICC stecken wie sonst bei Kongresszentren üblich, klagte der damalige Messechef Raimund Hosch im Sommer 2013. So schnell ändern sich die Zeiten: gestern ein Aushängeschild, heute Ballast. Nun wird das ICC erst einmal geschlossen.

Was also tun mit dem landeseigenen "Raumschiff" gegenüber dem Funkturm? Ein Abriss des ICC, jahrelang diskutiert, ist derzeit nur eine theoretische Alternative. Die CDU lehnt ihn strikt ab, denn er wäre mit mindestens 180 Millionen Euro auch schlicht zu teuer und zudem kaum zu bewerkstelligen. Das Gebäude liegt direkt an der Autobahn und an der Bahntrasse. Allein für die Vorbereitungen des Abrisses müssten Stadtring, S-Bahn und etliche Straßen monatelang gesperrt werden.

Außerdem wäre ein Abriss falsch. Das ICC ist nicht nur ein Wahrzeichen, es ist ein Bau mit einer interessanten Architektur und vor allem mit einer ebenso innovativen wie massiven Konstruktion. Der Bau war für damalige Verhältnisse mit einer Milliarde Euro exorbitant teuer, andererseits steht dafür ein Stück Stadtvermögen am Messedamm, das nicht leichtfertig geopfert werden darf.

Investoren werden gesucht. Wenn jetzt die Konzepte möglicher Interessenten geprüft werden, sollten vor allem drei Aspekte berücksichtigt werden: Die Konstruktion macht jeden größeren Eingriff in die bauliche Struktur des Gebäudes sehr kompliziert und daher auch sehr teuer. Das muss den Investoren klar sein - und den Politikern auch. Zweitens muss bei aller Gründlichkeit der Prüfung verhindert werden, dass das ICC viele Jahre lang als Bauruine vor sich hinrottet. Das würde nicht nur dem Messegelände schaden, sondern dem Ansehen Berlins insgesamt. Auch ein weiteres Einkaufszentrum mit den immer gleichen Elektronikmärkten und Bekleidungsketten braucht an dieser Stelle niemand.

Das ICC ist ein ganz besonderes Bauwerk. Die Stadt sollte sich mit diesem Erbe ernsthaft und kreativ auseinanderzusetzen.

Kontakt:

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Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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