Zu den Gewalttaten des Zwickauer Terrortrios kommentiert die Berliner Zeitung:
Berlin (ots)
Neben der kriminalistischen Aufarbeitung der Fälle müssen nun auch eine Reihe von gesellschaftspolitischen Annahmen überprüft werden. Die üblichen Reflexe wie der Ruf nach einem NPD-Verbot sind dabei wenig hilfreich. Nach allem, was sich abzeichnet, haben sich die Täter den ungeschriebenen Gesetzen ihres Milieus entzogen. Es waren wohl nur wenige Helfer, auf die sie sich verlassen haben. Das Trio hat sich vielmehr entschlossen in eine Bonnie&Clyde-Gemeinschaft hineinmanövriert, für die der eigene Tod keine Bedrohung darstellte. Man kann davon ausgehen, dass die vorhandenen Mittel der Gewaltprävention einem solchen Täterprofil nichts anhaben können. Es muss nun transparent dargestellt werden, was Polizei und Verfassungsschutz zu welchem Zeitpunkt gewusst haben. Welche Interventionsmöglichkeiten hatten sie? Wie agierten V-Leute? Was wissen wir über das Verhältnis politischer Milieus zur Gewalt und was verdrängen wir durch die Zuordnung in ein traditionelles Rechts-Links-Schema? Die Illusion von einem Leben in relativer Sicherheit ist von einem Kriminaldrama beschädigt worden, für das ein Drehbuchschreiber wohl kaum einen Abnehmer gefunden hätte. Die Vorstellung von einem unbehelligten Leben im Untergrund will nicht zu einer gesellschaftlichen Realität passen, die von umfangreichen Kontrollmechanismen reguliert wird. Zur Aufklärung der Tat gehört nun ganz dringend auch eine Selbstaufklärung der ermittelnden Stellen.
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