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Kommentar zu Soziales
Pflege

Osnabrück (ots)

Tabuthema

Zunächst einmal: Was die Regierung jetzt als Pflegereform verkündet hat, reicht nicht. Von der Erhöhung der Beiträge wird nicht viel bei denen ankommen, die sich für die Pflege ihrer Angehörigen aufreiben. Es ist zudem unrealistisch, dass die Menschen künftig in Scharen eine private Zusatzversicherung abschließen, nur weil eine staatliche Förderung winkt. Die Einzigen, die sich über die Förderung freuen dürften, sind die Versicherer. Denn diese müssen nur zahlen, wenn der Pflegefall auch eintritt.

Bei der ganzen Reformkritik wird aber eines übersehen: Wieder einmal stehen Demenzkranke und ihre pflegenden Angehörigen im Mittelpunkt einer Debatte. Dennoch bleibt Demenz für die meisten Betroffenen ein Tabuthema. Belastend ist für die Pflegenden nicht nur die nervenaufreibende Jagd nach Betreuungsleistungen. Ebenso schwer wiegt, dass sie damit oft alleingelassen werden. Wer redet schon offen darüber, dass der demenzkranke Partner oder Vater die Familie nicht mehr erkennt? Wer wagt es, ihn zu Vereinsfeiern mitzunehmen, wenn er Hilfe beim Gang zur Toilette braucht? Zu viele Nachbarn und Bekannte schauen eher weg, als dass sie aktiv ihre Hilfe anbieten. Eine effektive Pflegereform ist sicherlich wichtig. Aber noch wichtiger ist ein offenerer Umgang mit den Kranken, denn sie sind längst Teil der Gesellschaft.

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