Kommentar zu Theater
Finanzen
Osnabrück (ots)
Falsche Kategorien
Das Staatstheater in Schwerin hat ein Problem: Es hat seinen Etat nur um eine Million Euro überzogen, und es ist nur ein Theater. Einer Bank, die Hunderte Millionen in den Sand setzt, öffnet die öffentliche Hand den Rettungsschirm; Bankmanager, die Milliarden verjubeln, erhalten Abfindungen in Millionenhöhe, während Theatermitarbeiter, die ohnehin am unteren Ende der Lohnskala rangieren, im Dezember womöglich auf ihr Gehalt verzichten müssen.
Eine Bank sorgt dafür, dass Geldströme nicht versiegen, denn nur so funktioniert unser Gemeinwesen. Theater halten Gedanken im Fluss, und da versagen Kategorien von Standard & Poor's, Moody's und Fitch. Ist die Arbeit auf, unter und hinter der Bühne deshalb weniger wert? Offenbar. Denn das Land, das jetzt Bedingungen stellt, bevor es den rettenden Schirm aufspannt, hat das Theater jahrelang im Regen stehen lassen: indem es 1994 die Zuschüsse eingefroren hat. Wer ermessen will, was das bedeutet, muss nur sein Einkommen auf den Stand von 1994 herunterrechnen: Da klafft plötzlich eine empfindliche Lücke im Portemonnaie. Warum nun einem Theater das Kunststück gelingen soll, diese Lücke zu schließen, bleibt das Geheimnis der Politik.
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