Kampf gegen Antipersonenminen: Neue Herausforderungen für die humanitäre Minenräumung
Genève (ots)
Anlässlich des Internationalen Tages zur Aufklärung über die Minengefahr und zur Unterstützung von Antiminenprogrammen zieht Handicap International Bilanz über die Minenräumung im Jahr 2023, 25 Jahre nach der Unterzeichnung des Ottawa-Abkommens.
Perrine Benoit, Leiterin der Abteilung für die Reduzierung bewaffneter Gewalt bei Handicap International (HI), erläutert die Herausforderungen der Minenräumung im Jahr 2023: "25 Jahre nach der Unterzeichnung des Ottawa-Abkommens zum Verbot von Antipersonenminen ist die Arbeit unserer Minenräumteams immer noch enorm. In den vergangenen 25 Jahren hat sich ihre Arbeit stark verändert. Auch die Bedrohung hat sich verändert. Die Minenräumer:innen sind in städtischen Gebieten im Einsatz: in zerstörten Gebäuden, kontaminierten Trümmern, in unmittelbarer Nähe der Bevölkerung. Sie sind auch mit neuen Waffen konfrontiert, insbesondere mit improvisierten Sprengsätzen, die uns täglich dazu zwingen, unsere Entschärfungstechniken zu überprüfen."
Perrine Benoit, Leiterin der Abteilung für die Reduzierung bewaffneter Gewalt bei HI, steht für Interviews auf Französisch und Englisch zur Verfügung. Ihre Arbeit umfasst die Bereiche Minenräumung, Risikoaufklärung, Konflikttransformation, Opferhilfe und Advocacy.
Einige Zahlen:
- Der Landminen-Monitor 2022 meldete im siebten Jahr in Folge eine hohe Zahl von Minenopfern: 2021 wurden mehr als 5000 Menschen Opfer dieser Waffen, 75 % davon Zivilist:innen.
- Noch immer sind mehr als 60 Länder oder Gebiete verseucht und benötigen humanitäre Minenräumung.
- HI ist in 12 Ländern in der humanitären Minenräumung aktiv, z. B. in Syrien und Kolumbien.
- Die Organisation führt mehr als 30 Projekte durch, um die Bevölkerung für die Risiken zu sensibilisieren und die Wahrscheinlichkeit von Unfällen zu verringern: Im Jahr 2022 nahmen weltweit 463'572 Personen an Risikoaufklärungsveranstaltungen teil.
- 4'048'827 Quadratmeter Land weltweit wurden im Jahr 2022 von HI entmint und an die Bevölkerung zurückgegeben, was etwas mehr als 567 Fussballfeldern entspricht.
25 Jahre nach der Unterzeichnung des Ottawa-Abkommens geht der Kampf weiter
Das Ottawa-Abkommen verbietet Antipersonenminen. 164 Staaten haben es bisher unterzeichnet. Die Bestände dieser Waffen stehen kurz vor der vollständigen Vernichtung. Ihre Produktion ist praktisch zum Erliegen gekommen. Doch es gibt neue Herausforderungen:
- Schlüsselstaaten wie China, die USA und Russland sind dem Vertrag immer noch nicht beigetreten, und einige Unterzeichnerstaaten schieben ihre Verpflichtungen zur Minenräumung auf. Konflikte sind komplexer geworden und werden zunehmend auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen.
- Auch die eingesetzten Waffen haben sich in den vergangenen 25 Jahren verändert. HI beobachtet eine Zunahme des Einsatzes von selbst gebauten Sprengsätzen, um die Bevölkerung zu terrorisieren. Eine neue Herausforderung für die Minenräumer:innen: Während Minen zum Schutz militärischer Stellungen verlegt wurden und "Minenfelder" bildeten, werden improvisierte Sprengsätze in Häusern, auf Feldern, an Wasserstellen usw. verlegt, um die Rückkehr zu einem normalen Leben zu verhindern.
Gemeinsam mit anderen Organisationen hat HI für den Kampf gegen Minen den Friedensnobelpreis erhalten. Die Organisation ruft die Staaten dazu auf, ihren diplomatischen Einfluss geltend zu machen, um Nichtvertragsstaaten dazu zu bewegen, diese heimtückische Waffe nicht mehr einzusetzen.
Perrine Benoit, Leiterin der Abteilung für die Reduzierung bewaffneter Gewalt bei HI, steht für Interviews auf Französisch und Englisch zur Verfügung. Ihre Arbeit umfasst die Bereiche Minenräumung, Risikoaufklärung, Konflikttransformation, Opferhilfe und Advocacy.
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Über Handicap International
Handicap International (HI) ist eine internationale, unabhängige, gemeinnützige Organisation, die seit 40 Jahren in Situationen von Armut und sozialer Ausgrenzung, von Konflikten und Katastrophen interveniert. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen und andere besonders schutzbedürftige Menschen, damit ihre grundlegenden Bedürfnisse gedeckt werden, sich ihre Lebensbedingungen verbessern und ihre Würde und ihre Grundrechte besser respektiert werden.
Seit ihrer Gründung 1982 setzt sich HI in rund 60 Ländern mit Entwicklungsprogrammen ein und interveniert in unzähligen Notsituationen.
In Genf symbolisiert Broken Chair den Kampf gegen Explosivwaffen und die Gewalt, die der Bevölkerung in bewaffneten Konflikten zugefügt wird. Das von Daniel Berset im Auftrag der Organisation geschaffene und vor den Vereinten Nationen installierte Denkmal ist eine Mahnung an die internationale Gemeinschaft. Es erinnert die Staaten an ihre Verpflichtungen zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts und zum Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten.
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