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Hohenheimer Ernährungsinformation (HEI) Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft

Experten warnen vor "Verborgenem Hunger"
Wissenschaftler fordern Lösungen für weltweite Unterversorgung mit Mikronährstoffen
Wachsende Armut verschärft Problematik in Deutschland

Stuttgart (ots)

2,5 Milliarden Menschen weltweit leiden unter "verborgenem Hunger": Auch wenn sie sich kalorienmäßig satt essen können, müssen sie oft Nahrungsmittel verzehren, die kaum lebenswichtige Mikronährstoffe enthalten. Die Folgen können verheerend sein: Eine chronische Unterversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen macht sich meist nicht sofort bemerkbar, schwächt jedoch langfristig den Körper und begünstigt die schleichende Entstehung von zahlreichen Krankheiten. Und das nicht nur in Entwicklungsländern. Von dem paradoxen Phänomen sind auch vor allem arme und armutsgefährdete Menschen in Deutschland und anderen Industrienationen mit Nahrungsmittelangebot im Überfluss betroffen. Hierzulande fehlt in erster Linie alleinerziehenden Müttern (schon in der Schwangerschaft) mit ihren Kindern und verarmten Senioren oft das Einkommen, um sich dauerhaft eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung leisten zu können. Darauf haben jetzt Experten beim weltweit ersten internationalen Kongress zum Thema "Hidden Hunger" vom 06.- 09. März 2013 an der Universität Hohenheim in Stuttgart hingewiesen. Eine chronische Unterversorgung mit Mikronährstoffen wie beispielsweise Vitamin A, Folsäure (B-Vitamin), Vitamin D, Eisen, Zink und Jod betrifft besonders häufig Kinder aus armen Familien. Die Experten auf dem Stuttgarter Kongress waren sich einig, dass die Problematik "Verborgener Hunger" bisher zu wenig im Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit steht und dementsprechend nicht konsequent bekämpft wird.

Die Wissenschaftler präsentierten Strategien, um Menschen dauerhaft Zugang zu gesunden und nahrhaften Lebensmitteln zu gewähren. Allen Warnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO zum Trotz, ist die Zahl der Betroffenen seit 2008 sogar weltweit um 150 Millionen gestiegen. In Deutschland drohe, so Prof. Hans-Konrad Biesalski von der Universität Hohenheim, die wachsende Armut den "verborgenen Hunger" zu etablieren. Der Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz (NAK) im Dezember 2012 stellte fest, dass hierzulande bis zu 16 Millionen Menschen in Armut leben. Gemäß einer UNICEF-Studie wachsen in Deutschland 1,2 Millionen Kinder in relativer Armut auf. Arme Menschen jedoch, erläutert Biesalski, so Untersuchungen aus USA und Großbritannien, könnten sich oft nur billige Lebensmittel leisten, die in erster Linie Kalorien aber weniger Mikronährstoffe lieferten. Er appellierte an Politik und Gesellschaft, Auswege aus der Spirale von Armut und Magelernährung zu prüfen.

Qualitativ hochwertige, aber oft hochpreisigere Lebensmittel machen nicht nur satt, sondern enthalten auch eine höhere Dichte an lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen, so Ergebnisse die auf dem Kongress vorgestellt wurden. So kann beispielsweise eine gute Versorgung mit Vitamin A schon durch den regelmäßigen Verzehr von Obst- und Gemüse, das die Vitamin-A-Vorstufe Beta-Karotin enthält, sichergestellt werden. Aber selbst hierzulande werden noch immer zu wenig Obst und Gemüse gegessen, nicht nur von Menschen mit geringem Einkommen.

Quellen:

1. International Congress "Hidden Hunger - From Assessment to 
Solutions". March 6-9 2013, University of Hohenheim, Stuttgart, 
Germany
2. Biesalski, Hans-Konrad: Der verborgene Hunger. Satt sein ist nicht
genug. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

Kontakt:

Hohenheimer Ernährungsinformation HEI
Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski, Universität Hohenheim, Fachgebiet
Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft,
Tel.: 0711/459-24112, E-Mail: biesal@uni-hohenheim.de

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