Methode des Vereinigten Königreichs zur Bewertung von Behandlungen laut Forschern mangelhaft, von Anwendung in Europa wird abgeraten
Brüssel (ots/PRNewswire)
Der Ansatz des qualitätskorrigierten Lebensjahrs (engl. Quality Adjusted Life Years; QALY) zur Bewertung dafür, welche Behandlungsformen in die Gesundheitsangebote eingeschlossen sind, und der im Vereinigten Königreich verwendet wird und in ganz Europa auf grosses Interesse stösst, ist gefährlich fehlerhaft und sollte abgeschafft werden. Das ergibt ein von der europäischen Kommission gefördertes Forschungsprojekt.
Die Ergebnisse des Projekts wurden am 25. Januar auf einer Konferenz in Brüssel zu Erkenntnissen im Gesundheitsbereich bekanntgegeben. Gleichzeitig wurde dort auf die weitreichenden Mängel bei der Vorgehensweise mancher Agenturen für Medizintechnik-Folgenabschätzung hingewiesen, insbesondere im Falle des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) des Vereinigten Königreichs, die bewerten, welche Behandlungen in medizinischen Leistungen inbegriffen sind. Es wurde davor gewarnt, dieses System in ganz Europa zu übernehmen.
Agenturen für Medizintechnik-Folgenabschätzung beurteilen, ob neue Behandlungsmethoden von den gesetzlichen Gesundheitssystemen bezahlt werden sollen. Das NICE verwendet dafür den Ansatz des qualitätskorrigierten Lebensjahrs (QALY), eine gesundheitsökonomische Theorie, die die Anzahl der Lebensjahre mathematisch in Relation zur Lebensqualität aufgrund unterschiedlicher Behandlungsmethoden stellt. Auf der Grundlage dieser Berechnung wird entschieden, ob Behandlungen von den gesetzlichen Gesundheitssystemen übernommen werden oder nicht. Wenn die Kosten im Vereinigten Königreich für ein QALY (d.h. die Kosten für ein Jahr in voller Gesundheit) unter 30.000 GBP liegen, wird die Behandlung normalerweise übernommen. Viele europäische Länder denken derzeit darüber nach, das NICE-Modell zu übernehmen.
Die QALY-Methode basiert auf vier zentralen Annahmen dazu, wie die Patienten hinsichtlich zusätzlicher Lebensjahre und verschiedener gesundheitlicher Zustände abschneiden. ECHOUTCOME, ein Projekt, das von sechs Universitäten und Unternehmen über drei Jahre mit Kosten in Höhe von 1 Million Euro durchgeführt wurde, um diese Annahmen zu untersuchen, ergab, dass diese unzutreffend sind.
Im Rahmen der Untersuchung wurden 1.300 Teilnehmer in Belgien, Frankreich, Italien und im Vereinigten Königreich befragt. Sie ist damit die grösste Untersuchung zum qualitätskorrigierten Lebensjahr, die bislang durchgeführt wurde.
Die Antworten zeigten, dass die Art, wie Menschen verschiedene medizinische Ergebnisse bewerten, nicht in einer einzigen Formel zusammengefasst werden können. Das Projekt kommt zu dem Schluss, dass die Methode des qualitätskorrigierten Lebensjahrs ungeeignet ist, um medizinische Entscheidungen zu treffen und dass sie von einem flexibleren Ansatz ersetzt werden müsste.
Gerard Duru, emeritierter Forschungsleiter für Mathematik am französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS), erklärte: "Die zugrunde liegenden Annahmen des qualitätskorrigierten Lebensjahrs sind in der realen Bevölkerung nicht überprüft worden. Der QALY-Indikator ist keine gültige wissenschaftliche Methode. Wir können gar nicht wissen, was wir da messen."
Ariel Beresniak, CEO von Data Mining International und Projektleiter, sagte: "Agenturen wie das NICE sollten den QALY-Ansatz zugunsten anderer Methoden abschaffen. Europäische Agenturen für Medizintechnik-Folgenabschätzung, die derzeit die Übernahme des NICE-Modells in Betracht ziehen, sollten das dringend überdenken."
Die vollständige Veröffentlichung mit Details zu Ergebnissen, Methoden und Hintergrundinformationen zum qualitätskorrigierten Lebensjahr ist hier verfügbar: http://www.echoutcome.eu/images/stories/ECHOUTCOME_Press_release_Europe.pdf
David Lewis Telefon: +44-(0)8456-801-865 E-Mail: david@proofcommunication.com