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Textilmuseum St.Gallen

"Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum", Eröffnung der Ausstellung am 12. Mai

"Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum", Eröffnung der Ausstellung am 12. Mai
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Textilien sind allgegenwärtig. Mit deren Entwurf, Produktion und Handel verdienten sich im Textilland (Ost-)Schweiz einst Zehntausende ihren Lebensunterhalt. Heute umhüllen und umgeben sie uns von früh bis spät. Guter Stoff – was ist das? Diese Frage verpackt das Textilmuseum St.Gallen in drei sinnliche Thesen: Guter Stoff hilft in allen Lebenslagen, fördert die Kreativität und verkauft sich weltweit. Diesen und weiteren Fragen geht das Textilmuseum St.Gallen in der gleichnamigen permanenten Ausstellung, die ab dem 12. Mai zu sehen ist, nach.

Guter Stoff hilft in allen Lebenslagen: Textilien begleiten uns als zweite Haut durch das Leben, schützen uns, vermitteln Zugehörigkeit und stiften Identität. Auch dank unserer Kleidung kommunizieren wir fast durchgehend non-verbal und bisweilen ausdrucksstark mit unserer Umwelt. Zudem lassen (Heim-)Textilien Arbeits- und Privaträume zweckmässig, behaglich und ansehnlich zugleich wirken.

Guter Stoff fördert die Kreativität: Textilien ziehen die Blicke auf sich und sind Ausdruck unseres Lebensstils. Seit dem 19. Jahrhundert sammelt und bewahrt das Textilmuseum textile Artefakte, dokumentiert kreative Entwurfsprozesse und technischen Erfindergeist. Die Farben, Formen, Muster und Materialien der einzigartigen St.Galler Kollektion regen die Sinne der Besucherinnen an und beflügeln die Fantasie von Designerinnen. Welche aktuellen Kreationen hieraus entstehen, kann in der Ausstellung bestaunt werden.

Guter Stoff verkauft sich weltweit: Während Jahrhunderten gehörten Textilien zu den wichtigsten schweizerischen Exportschlagern. Bis ins 20. Jahrhundert fanden St.Galler Stickereien, Zürcher Seiden oder Glarner Drucke rund um die Welt Abnehmerinnen. In der Zwischenkriegszeit brach die schweizerische Textilindustrie ein, überlebt haben Hersteller und Händler von Nischenprodukten. Heute sind vor allem in Medizin, Mobilität und Architektur smarte «textile Lösungen» gefragt.

Lebensbegleiter

«Mit Guter Stoff bietet das Textilmuseum ab dem 12. Mai 2023 die Möglichkeit, in die faszinierende Welt der Textilien einzutauchen», so Mandana Roozpeikar, Direktorin des Textilmuseums. Die permanente Ausstellung lädt anhand von anziehenden Objekten – vom glamourösen Bühnenkleid über das informative Musterbuch bis zum praktischen Kletterseil – zur Erkundungstour. «Das Publikum erhält die Chance, sich auf vielfältige Weise mit dem Thema Textilien auseinanderzusetzen, seinen eigenen Textilkonsum zu hinterfragen und zu überlegen, was Textilien über einem aussagen». Textilien sind überall. Sie schmücken die Räume, kleiden den Körper und gehen nach Operationen gar unter die Haut. Fast unbemerkt durchdringen sie unser Denken und Handeln, wie die Redewendungen «In Hülle und Fülle» oder «Nach Strich und Faden» zeigen. Guter Stoff schmeichelt dem Auge, kann aber noch viel mehr: Fast immer schützt eine textile Schicht vor Witterung und Gefahren. Bei Festen ist das passende Sonntagskleid unverzichtbar. Mit Textilien machen wir Geschlecht, Alter oder Herkunft sichtbar. Dank teuren Materialien und Marken können wir unseren sozialen Status demonstrieren. Rollenwechsel gelingen nur, wenn auch die Garderobe gewechselt wird. Im Laufe der Zeit sind die Stoffe vielfältiger und unsere Kleiderschränke grösser geworden. Beim Einkauf können wir heute zwischen neuer und gebrauchter Kleidung, zwischen Natur- und Kunstfasern wählen. Beim Ankleiden sind nicht mehr gesetzliche Kleiderordnungen, sondern ungeschriebene Dresscodes zu befolgen. Der ständige Wechsel von Kleidermoden, Körperidealen und Wohnformen macht den Textilkonsum zu einer Lebensaufgabe.

Artefakt

Das Textilmuseum ist eines der führenden textilen Kompetenzzentren der Schweiz. Gegründet 1878 nach dem Vorbild internationaler Industrie- und Gewerbemuseen, beherbergte das Haus eine Stoffmustersammlung, eine Schule und eine Bibliothek. Hunderte von Kreativen gingen im «Palazzo Rosso» ein und aus, von der Stickereientwerferin, die eine neue Kollektion vorbereitete, bis zum Lehrer der museumseigenen Zeichenschule. Die wohl heute bekannteste Schülerin war die Dadaistin Sophie Taeuber-Arp und der deutsche Expressionist Emil Nolde unterrichtete einst an der Zeichnungsschule für Industrie und Gewerbe. Im 20. Jahrhundert rückten vermehrt die Ausstellungen ins Zentrum der Aktivitäten. Durch Schenkungen von Industriellen und Textilliebhabern wuchs die Sammlung stetig. Aus Interesse an Raritäten und Neuheiten wurden gute Stoffe – ob gesponnen, geflochten, gewebt, gewirkt, bestickt, oder bedruckt – zusammengetragen. Von Anfang an war das Textilmuseum bestrebt, neben (ost-)schweizerischen auch europäische und asiatische Kreationen zu sammeln. Und laufend kommen neue Textilien hinzu. Jahr für Jahr konservieren die Mitarbeiterinnen die textilen Artefakte, erforschen ihre Bedeutung und Verwendung und vermitteln Erwachsenen und Kindern, Laien und Fachleuten textiles Wissen. Stand früher vor allem die Erziehung zum guten Geschmack im Vordergrund, sind es heute die Sichtbarmachung globaler Wertschöpfungsketten und das Thema Nachhaltigkeit. Noch heute setzen sich Designerinnen und Künstler mit den Beständen des Textilmuseums auseinander. Das Ergebnis dieser Neuinterpretationen ist hier als Ausstellung in der Ausstellung zu bewundern. Im regelmässigen Wechsel zeigen wir zeitgenössische textile Artefakte.

Exportschlager

Heute steht die Schweiz für Käse, Schokolade, Uhren, Maschinen und Finanzdienstleistungen. Ab dem 18. Jahrhundert machte das Land vor allem als Textilland international von sich reden. Während sich Basel auf die Herstellung von Posamenten verlegte, konzentrierte sich Zürich auf die Verarbeitung von Baumwoll- und Seidenstoffen und Glarus auf den Stoffdruck. Die stärkste Monokultur wies die Ostschweiz auf, wobei St.Gallen ab 1750 als Zentrum für Baumwollwaren und im 19. Jahrhundert für Stickereien diente. Zehntausende von Arbeitskräften hingen am seidenen oder baumwollenen Faden. Hier wurden Textilmaschinen, Garne, Gewebe, Geflechte, Druckstoffe und Stickereien hergestellt. Für kurze Zeit lagerten die Textilien in Holzkisten verpackt in Lagerhäusern. Über 90 Prozent der guten Stoffe gelangten mit Hilfe von Exporteuren und Spediteuren ins Ausland, sei es in die Modemetropole Paris, in Hafenstädte wie Le Havre oder zu den Umschlagplätzen London und New York. Bis ins 20. Jahrhundert hinein blieb die Textilindustrie die Schweizer Exportindustrie schlechthin. Die krisengeschüttelte Zwischenkriegszeit brachte der Branche schwere Verluste, in deren Folge viele Textilunternehmen ihre Fabriken ins Ausland verlagerten oder ganz schlossen. Überlebt haben jene Hersteller und Händler, die sich frühzeitig auf hochmodische und hochtechnische Textilien spezialisierten.

Die drei Thesen der Ausstellung «Textilien begleiten uns ein lebenslang», «fördern die Kreativität» und «verkaufen sich weltweit» sind dank Guter Stoff mit allen Sinnen erfahrbar: So führen historische Filmaufnahmen in die thurgauische Baumwollweberei und geben Zeitzeuginnen in Interviews ihre schöpferischen Inspirationsquellen preis; lassen sich textile Rohstoffe und Arbeitstechniken ertasten; oder werden Gross und Klein an den Zeichentisch gebeten, um eigenhändig Stoffe und Kleider zu entwerfen.

Wer, ob der vielen Eindrücke und Aufgaben, müde wird, kann sich im vom St.Galler Traditionsunternehmen Christian Fischbacher gestalteten textilen Raum entspannen. «Ich freue mich ganz besonders, dass aus einer langjährigen Freundschaft mit Camilla Fischbacher eine spannende Kooperation entstanden ist: Mit der Idee, aus recycelten PET-Flaschen wohlige Stoffe herzustellen, gewinnt das Textilunternehmen Christian Fischbacher nicht nur zahlreiche Designpreise, sondern es entstand für die Besucher:innen des Textilmuseums auch eine Wohlfühloase in der Dauerausstellung», sagt Mandana Roozpeikar.

Medieninformationen

Weitere Informationen zur Ausstellung «Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum» und zu den Begleitveranstaltungen finden Sie auf unserer Website. Fotografien aus der Ausstellung stehen Ihnen auf dem Presseportal zum Download zur Verfügung. Sollten Sie weitere Fragen haben oder die Ausstellung besuchen wollen, können Sie sich jederzeit an uns wenden.

Textilmuseum St. Gallen
Vadianstrasse 2
9000 St. Gallen
Schweiz
 
info@textilmuseum.ch
www.textilmuseum.ch