Medienmitteilung: Südwestschweiz verzeichnet mehr als 10% mehr Fachkräftemangel
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Südwestschweiz verzeichnet mehr als 10% mehr Fachkräftemangel
Zürich, 28 November 2023 – Nachdem der Fachkräftemangel in der Schweiz bereits 2022 einen Höchststand erreichte, zeigen sich auch im Jahr 2023 wenig Anzeichen von Entspannung. Trotz einer abnehmenden Wachstumsdynamik aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Abschwächung ist der Fachkräftemangel in der Schweiz um 24% gestiegen und erreicht somit einen neuen Rekordwert. Derweil verzeichnet die Südwestschweiz mit +11% den kleinsten Indexanstieg aller Grossregionen. Insbesondere Stellen für Spezialist:innen in Gesundheitsberufen sind in der Südwestschweiz schwer zu besetzen. Dies zeigt der Fachkräftemangel Index Schweiz der Adecco Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich.
Nachdem der Fachkräftemangel Index bereits im Jahr 2022 aufgrund der wirtschaftlichen Erholung nach der Aufhebung der Corona-Massnahmen stark angestiegen ist, verschärft sich die Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften im Jahr 2023 weiter. Trotz aktueller wirtschaftlicher Herausforderungen, die von Inflation über die Stärke des Schweizer Frankens bis hin zu einer sich abschwächenden Weltwirtschaft und wachsenden globalen Unsicherheiten reichen, macht sich noch keine Entspannung des Fachkräftemangels sichtbar.
Zwar sinkt die Wachstumsrate des Fachkräftemangel-Index‘ aufgrund der schwächeren Konjunktur - betrug der Zuwachs im Jahr 2022 satte 69%, entspricht der Zuwachs im Jahr 2023 lediglich 24%. Trotzdem erreicht der Index einen neuen Höchstwert. Diese Entwicklung ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: Zum einen verringerte sich die Anzahl der Stellensuchenden deutlich, wodurch die Arbeitslosenquote im Jahr 2023 einen Tiefstand von 2% erreicht. Zum anderen stieg die Anzahl der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr um 7% an. Primärer Antrieb dieser Entwicklung scheint der Binnensektor zu sein. Während exportorientierte Wirtschaftszweige mit der sinkenden globalen Nachfrage ringen, konnten binnenmarktorientierte Sektoren, wie zum Beispiel das Gastgewerbe, sich grösstenteils auf eine robuste inländische Nachfrage stützen. Dies erklärt auch, warum binnenorientierte Branchen trotz der Konjunkturabkühlung weiterhin einen Stellenaufbau planen.
« Der derzeitig überhitzte Arbeitsmarkt resultiert hauptsächlich aus der starken wirtschaftlichen Erholung, die nach der Aufhebung der Corona-Massnahmen einsetzte und die Fachkräftenachfrage deutlich antrieb. Obwohl die gedämpften Konjunkturaussichten für das kommende Jahr und die sichtbar abnehmende Dynamik des Fachkräftemangel Index‘ kurz- bis mittelfristig eine aufkommende Entspannungsphase vermuten lassen, wird der Fachkräftemangel die Unternehmen in der Schweiz langfristig weiterhin beschäftigen. Einflussfaktoren wie die alternde Bevölkerung, die fortschreitende Digitalisierung und der Übergang zu einer Green Economy werden diese Entwicklung auch in Zukunft weiter antreiben. »
Marcel Keller, Country President Adecco Gruppe Schweiz
Fachkräfte in Gesundheits- und technischen Berufen fehlen
Wie bereits im Vorjahr weisen folgende Berufsgruppen den akutesten Fachkräftemangel auf: Spezialist:innen in den Gesundheitsberufen (bspw. diplomierte Krankenpfleger:innen, Endokrinolog:innen oder Apotheker:innen), Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und IT-Anwendungen (bspw. SAP-Berater:innen, Softwareingenieur:innen oder ICT-Qualitätsmanager:innen) sowie ingenieurtechnische und vergleichbare Fachkräfte (bspw. Maschinentechniker:innen, Heizungsplaner:innen oder Mikrosystemtechniker:innen). Während sich der Mangel an qualifizierten Fachkräften für die Spezialist:innen in den Gesundheitsberufen und den Ingenieurtechnische und vergleichbare Fachkräfte im Vergleich zum Vorjahr weiter verschärft, entspannt sich die Lage bei den Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und IT-Anwendungen deutlich.
« Die Turbulenzen in der Informatik-Branche haben deutliche Spuren auf dem Stellenmarkt für Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und IT-Anwendungen hinterlassen. Nicht nur die Zahl der offenen Stellen ist deutlich zurückgegangen, sondern auch die Zahl der Arbeitssuchenden hat stark zugenommen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Arbeitslosenzahlen der Informatik-Branche wider. Im September 2023 wuchs die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um beeindruckende 44,8% . Dadurch hat sich der Fachkräftemangel für diese Berufsgruppe im Vergleich zum Vorjahr deutlich entspannt. »
Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz der Universität Zürich
Vor allem Technische Berufe sind stark in den Top 10 des Fachkräftemangel Rankings vertreten. Dies spiegelt die Ausrichtung der Schweizer Industrie wider, die sich auf die Produktion komplexer, technisch anspruchsvoller Nischenprodukte mit hoher Wertschöpfung spezialisiert hat. Die jüngste Quartalsbefragung des Branchenverbands Swissmechanic unterstreicht diesen Trend. Im dritten Quartal identifizierten KMUs der Maschinen-, Elektro- und Metallbranche den Mangel an technischem Personal als eine ihrer grössten Herausforderungen.
Der Mangel an Fachkräften in technischen Berufen beschränkt sich nicht nur auf Berufsgruppen, die eine Tertiärausbildung, wie ein Universitätsstudium, einen Fachhochschulabschluss oder eine Ausbildung an einer Höheren Fachschule, erfordern. Er erstreckt sich auch auf Berufsgruppen, in denen vorrangig eine Berufslehre erforderlich ist. Neben den ingenieurtechnischen und vergleichbaren Fachkräften weisen auch die Elektriker:innen und Elektroniker:innen sowie die Polymechaniker:innen, Produktionsmechaniker:innen, Maschinenmechaniker:innen und -schlosser:innen einen akuten Fachkräftemangel auf.
Fachkräftemangel geht zunehmend in allgemeinen Arbeitskräftemangel über
Berufsgruppen am unteren Spektrum des Rankings zeigen vorwiegend ein Überangebot an Fachkräften. Hier gibt es mehr Bewerber:innen als offene Stellen. An letzter Stelle stehen die Hilfsarbeitskräfte, zu denen beispielsweise Fensterreiniger:innen, Strassenmarkierer:innen und Möbelpacker:innen zählen. Ihnen folgen die Führungskräfte und dann Allgemeinen Büro- und Sekretariatskräfte und sonstige Bürokräfte, unter denen Berufe wie Sachbearbeiter:innen, Personalsachbearbeiter:innen und Korrekturleser:innen fallen.
In diesem Jahr stechen insbesondere die divergierenden Entwicklungen zwischen den Berufsgruppen hervor: Während sich das Überangebot an Fachkräften bei den Berufsgruppen in der unteren Hälfte des Rankings merklich reduziert, bleibt der Mangel an Fachkräften in der oberen Hälfte weitestgehend stabil. Das bedeutet, dass der Fachkräftemangel mehr und mehr in einen generellen Arbeitskräftemangel übergeht. So hat sich selbst bei den Berufsgruppen mit geringeren Qualifikationsanforderungen, wie etwa Hilfsarbeitskräfte, das Fachkräfteüberangebot stark reduziert. Damit werden auch diese Arbeitskräfte für Unternehmen immer schwieriger zum Rekrutieren.
«Was wir heute auf dem Schweizer Arbeitsmarkt erleben, ist ein eigentlicher Arbeitskräftemangel und kein Fachkräftemangel mehr. Auch in Berufsgruppen, in denen kein akuter Fachkräftemangel herrscht, wird es immer schwieriger, neue Mitarbeitende zu rekrutieren. In der Gastronomie beispielsweise wird der Wettbewerb um gelernte Köch:innen oder ausgebildete Servicekräfte immer härter. Um Arbeits- und Fachkräfte zu finden, müssen Unternehmen innovativ werden und sowohl den internen Arbeitsmarkt besser nutzen als auch ausländische Arbeitskräfte in Betracht ziehen. Das Potenzial des internen Arbeitsmarktes kann beispielsweise durch Investitionen in die Aus-, Um- und Weiterbildung, den Einsatz von Quereinsteiger:innen, die Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen oder den gezielten Einsatz von temporären Mitarbeitenden zum Aufbau von internem Know-how besser ausgeschöpft werden.»
Martin Meyer, Leiter Adecco Deutschschweiz
Südwestschweiz: Mangel an Gesundheitsspezialist:innen verschärft sich
In der Südwestschweiz (Kantone GE, VS, VD, TI) steigt der Fachkräftemangel-Index um 11% an. Dieser Zuwachs ist im Vergleich zu anderen Grossregionen der geringste. Der gemässigte Anstieg in der Südwestschweiz resultiert aus einer weniger starken Abnahme an Stellensuchenden sowie einer weniger ausgeprägten Zunahme an offenen Stellen im Vergleich zu anderen Grossregionen. Diese gedämpfte Dynamik spiegelt sich ebenfalls im KOF-Geschäftslageindikator für die Grossregion des Genfersees (GE, VS, VD) wider, wo sich die Geschäftslage im Jahresverlauf deutlich abgekühlt hat und Stand September 2023 den niedrigsten Wert aller Grossregionen aufweist.
Im Vergleich zu anderen Grossregionen ist der Fachkräftemangel in der Südwestschweiz zudem weniger stark ausgeprägt. Für jede ausgeschriebene Stelle gibt es in der Südwestschweiz eine höhere Anzahl an Stellensuchenden als in der Gesamtschweiz. Diese Situation spiegelt sich auch in den Arbeitslosenquoten wider: Die Mehrheit der Kantone der Südwestschweiz verzeichnen höhere Arbeitslosenquoten im Vergleich zur gesamtschweizerischen (z.B. GE: 3.9%, VS: 2.0%, VD: 3.3%, TI: 2.2%, CH: 2.0%). Die Spezialist:innen in Gesundheitsberufen stellen die einzige Berufsgruppe dar, die einen deutlichen Mangel an Fachkräften aufweist, der sich in diesem Jahr zudem weiter verschärft hat.
«Der demografische Wandel stellt die Gesundheitsberufe vor eine doppelte Herausforderung: Zum einen wächst mit einer älter werdenden Bevölkerung die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen, zum anderen schrumpft das Arbeitskräfteangebot, da zahlreiche Beschäftigte in den Ruhestand treten. Diese Entwicklung führt zu einer erhöhten Belastung für die verbleibenden Gesundheitsfachkräfte. Infolgedessen orientieren sich viele in Richtung temporärer Stellen, die mehr Flexibilität bieten, oder sie verlassen den Sektor ganz. Um den Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche effektiv anzugehen, ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen unerlässlich. Es müssen Anreize geschaffen werden, um neue Fachkräfte zu gewinnen und gleichzeitig die bestehenden Mitarbeitender zu halten.»
Corinne Scheiber, Leiterin Adecco Medical Schweiz
Kontakt Medienstelle der Adecco Gruppe Schweiz Jessica Jocham, Tel. +41 79 560 48 32, press.office@adeccogroup.ch Stellenmarkt-Monitor Schweiz, Universität Zürich Yanik Kipfer, Tel. +41 44 635 23 02, kipfer@soziologie.uzh.ch Über den Adecco Group Swiss Job Market Index (Job Index) In Zusammenarbeit mit dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM) am Soziologischen Institut der Universität Zürich veröffentlicht die Adecco Gruppe Schweiz jeweils im Januar, April, Juli und Oktober den Adecco Group Swiss Job Market Index (Job Index). Mit dem Job Index steht für die Schweiz eine wissenschaftlich fundierte und umfassende Messgrösse für die Entwicklung des Stellenangebots in Online-Stellenportalen und Websites von Unternehmen zur Verfügung. Er beruht auf repräsentativen Quartalserhebungen der Stellenangebote in der Presse, auf Online- Stellenportalen sowie auf Websites von Unternehmen. Über die Adecco Gruppe Schweiz Die Adecco Gruppe Schweiz ist der Schweizer Marktführer im Bereich Human Resources. Mit mehr als 700 Mitarbeitenden an über 50 Standorten in allen Sprachregionen unterstützen wir jedes Jahr etwa 26’000 qualifizierte Arbeitskräfte dabei, sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Unsere Marken sind alle auf ihren jeweiligen Bereich spezialisiert. Wir bieten massgeschneiderte Lösungen für Arbeitssuchende bei kleinen, mittleren und grossen Unternehmen in folgenden Bereichen des Personalwesens: Personal- und Temporärvermittlung, Payrolling, Ausgliederung und Auslagerung von ganzen HR-Prozessen, Karriereplanung, Talentförderung und -mobilität. In der Schweiz werden wir von folgenden Marken vertreten: Adecco, Adia, Akkodis, Pontoon Solutions, Lee Hecht Harrison und General Assembly. Die Adecco Gruppe Schweiz ist ein Mitglied der Adecco Gruppe, dem weltweit führenden Unternehmen für Talentberatung und -lösungen. Wir glauben daran, jeden Menschen auf die Zukunft vorbereiten zu können, und finden jeden Tag Arbeit für über 3,5 Millionen Stellensuchende. Wir rekrutieren, entwickeln und schulen Talente in 60 Ländern und ermöglichen es Unternehmen, die Zukunft der Arbeit zu gestalten. Die Adecco Gruppe hat ihren Hauptsitz in Zürich, Schweiz (ISIN: CH0012138605), und ist an der SIX Swiss Exchange (ADEN) kotiert.