Ex-Yukos Manager Vladimir Pereverzin stellt in Zürich sein Buch zu politischer Verfolgung und seinen Erfahrungen in russischer Haft vor
Zürich (ots)
"Im heutigen Russland kann sich keiner sicher fühlen. Meine Geschichte hätte jedem widerfahren können". Mit diesen Worten zog Vladimir Pereverzin ein Resümee seiner Erlebnisse, die er in seinem Buch "Hostage. The Story of a Yukos Manager" niedergeschrieben hat.
Auf Initiative des EU-Russia Centre wurde das Buch von Vladimir Pereverzin heute im Züricher Kongresshaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie Pereverzin bereits eingangs anmerkte, lag die Schweiz dabei als Ort für die Buchvorstellung auf der Hand, nachdem das Land eine lange demokratische Tradition hat und hier eine besondere Sensibilität für den Unrechtsstaat Russland bestehen sollte.
In seiner Vorstellung beschrieb Pereverzin, wie er sich 2004 unverschuldet und überrascht in Vernehmungszimmern der russischen Polizei und der Staatsanwaltschaft wiederfand und zu einem falschen Geständnis gedrängt werden sollte. "Ich fühlte mich an Josef K. in Kafkas Roman 'Der Prozess' erinnert", kommentierte Pereverzin seine Erinnerungen an diese Zeit. In einem medial inszenierten Schauprozess wurde er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er nicht bereit war, mit falschen Aussagen die Yukos-Aktionäre Michail Chodorkowski und Platon Lebedew zu belasten. Für diese Weigerung musste Pereverzin mit sieben Jahren und zwei Monaten seines Lebens bezahlen, die er in Haft verbrachte, teilweise unter unmenschlichen Bedingungen.
Fraser Cameron, Direktor des EU-Russia Centre, der die Buchvorstellung moderierte, kommentierte den Erfahrungsbericht mit den Worten: "In seinem Buch berichtet Vladimir Pereverzin mit grossen Emotionen von seiner ungerechtfertigten Gefängnisstrafe und liefert damit eine Warnung für alle, die heutzutage geschäftlich in Russland tätig sind. Mit seiner Strategie, die marode Wirtschaft des Landes durch westliche Investitionen zu stärken, wird Präsident Putin nicht erfolgreich sein, solange es keine Verbesserung des russischen Rechtswesens gibt".
Der Journalist und Russlandexperte Jürgen Roth ergänzte im Hinblick auf die Verantwortung der europäischen Staaten: "Gestützt wird das Putin-Regime auch durch westliche Politiker, wie Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, und die Schweizer Behörden, die davon ausgehen, dass in Russland rechtsstaatliche Verhältnisse herrschen und Rechtshilfeanfragen der russischen Justiz grundsätzlich berechtigt sind. Ein bizarrer Irrtum". Diese Staaten machten sich dadurch mitschuldig an politischer Willkür und den Schicksalen von in Russland politisch Verfolgten wie Sergej Magnitsky und Andrei Borodin. Die Hauptverantwortung für den aktuellen Zustand Russlands sieht Roth bei Putin: "Tatsache ist, dass Wladimir Putin seit dem Jahr 2000 in Russland mehr oder weniger für die korrupten und undemokratischen Zustände verantwortlich ist."
Christian Forstner, ehemaliger Leiter des Büros der Hanns-Seidel-Stiftung in Moskau, teilt die kritische Sicht Roths und ergänzte: "Die Kreml-Elite wehrt sich aktuell gegen wirkliche Reformen und versucht mit allen Mitteln, die eigene Macht zu stärken. Die dortige Fassadendemokratie kontrastiert immer stärker mit den wirklichen Mechanismen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft".
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