Institute for Economics & Peace (IEP)
Weltweites Friedensniveau verbessert sich 2017 insgesamt trotz Verschlechterung in den USA und politischer Unruhen in Europa
London (ots/PRNewswire)
- 93 Länder verzeichneten im letzten Jahr eine Verbesserung der Friedenssituation, während sich in 68 die Situation verschlechterte. - Politische Turbulenzen in den USA führten dazu, dass sich die Friedenssituation in Nordamerika mehr als in jeder anderen Region der Welt verschlechterte. - Mehrere europäische Länder verzeichneten eine Verschlechterung beim positiven Friedensniveau, einhergehend mit den bedeutenden Wahlerfolgen populistischer politischer Parteien. - Die weltweiten wirtschaftlichen Folgen von Gewalt beliefen sich auf 14,3 Billionen USD oder 12,6 % des Bruttoinlandsprodukts und sind in weniger friedlichen Ländern deutlich spürbarer (Kosten entsprechen 37 % des Bruttoinlandsprodukts in den 10 am wenigsten friedlichen Ländern). - Island belegte den Spitzenplatz bei den friedlichsten Ländern der Welt, gefolgt von Neuseeland und Portugal, die Dänemark und Österreich von ihren Plätzen verdrängten. - Syrien belegte im fünften Jahr in Folge den Platz als das am wenigsten friedliche Land - Afghanistan, Irak, Südsudan und Jemen komplettieren die Gruppe der Schlusslichter. - Trotz Verbesserungen in der Gesamtbetrachtung stieg die Zahl der Länder mit der höchsten Zahl von Todesopfern durch Terrorismus auf ein Allzeithoch von 23, darunter Dänemark, Schweden, Frankreich und die Türkei.
Laut Zahlen im heute veröffentlichten, alljährlich erscheinenden Global Peace Index (http://www.visionofhumanity.org/) (GPI) ist das Friedensniveau in der Welt 2017 gestiegen. Seit letztem Jahr verzeichneten 93 Länder eine Verbesserung des Friedensniveaus, während sich in 68 die Situation verschlechterte. Dies führte zu einer Verbesserung des Weltfriedens. Die Verbesserung ergab sich in erster Linie durch einen Rückgang beim staatlich geförderten Terrorismus - außergerichtliche Hinrichtungen und Folter - und den vorzeitigen Abzug von Streitkräften aus Afghanistan von 46 der 50 Länder, die dort militärische Unterstützung leisteten.
Die 11. Ausgabe des vom internationalen Think-Tank Institute for Economics and Peace (http://economicsandpeace.org/) (IEP) veröffentlichten Index spiegelt die Folgen der politischen Polarisierung infolge der Präsidentschaftswahlen in den USA von 2016 wider. Trotz Verbesserungen in Kanada fielen die USA aufgrund der Verschärfung des heimischen Konflikts, der Zunahme an Terroranschlägen und der Empfindung eines Kriminalitätsanstiegs um 11 Plätze auf Platz 114, wodurch Nordamerika von allen Regionen die meisten Plätze einbüßte.
Steve Killelea (http://economicsandpeace.org/about-us/our-leadership/steve-killelea), Gründer und Executive Chairman des IEP, kommentierte: "Das wirkliche Ausmaß der starken politischen Polarisierung in den USA wird erst nach Jahren zu erkennen sein. Aber der disruptive Einfluss ist bereits zu spüren. Rahmenbedingungen wie wachsende Ungleichheit, ein stärkeres Korruptionsempfinden und schärfere Einschnitte in die Pressefreiheit haben allesamt zu diesem Verfall in den USA und damit einer Verschlechterung der Friedenssituation in Nordamerika insgesamt beigetragen."
Der Bericht analysiert zudem den zunehmenden Populismus aus dem Blickwinkel des positiven Friedens - ein Maß für die friedenserhaltenden Einstellungen, Strukturen und Institutionen. Der Zulauf populistischer Parteien in den vergangenen zehn Jahren steht in engem Zusammenhang mit einem Verfall des positiven Friedens, der unter anderem in Italien, Frankreich und Spanien sehr stark zu spüren war.
Steve Killelea sagte weiter: "Der wachsende Einfluss populistischer Parteien in der etablierten europäischen Politik muss vor dem Hintergrund des Verfalls des positiven Friedens betrachtet werden, insbesondere bezüglich anhaltender Beschränkungen des freien Informationsflusses, des Korruptionsniveaus und der Akzeptanz der Rechte anderer. Das Ignorieren dieser grundlegenden Friedenstreiber wird einem Aufbau friedlicherer Gesellschaften entgegenwirken."
Weltweit ging die Zahl der Todesopfer durch Terrorismus zwischen 2014 und 2015 um 10 % zurück. Dagegen stieg laut dem aktuellen Bericht die Zahl der Länder mit einem Allzeithoch von Terroranschlägen auf einen neuen Rekord von 23, darunter Dänemark, Schweden, Frankreich und die Türkei. Europa traf es hart. Frankreich fiel aufgrund der schweren Anschläge im Land um fünf Plätze auf Platz Nummer 51. Die Folgen der anderen Anschläge, beispielsweise in Brüssel und London, waren ebenfalls spürbar, obgleich die Zahlen den jüngsten Anschlag von Manchester noch nicht widerspiegeln. Insgesamt verzeichneten die OECD-Länder den stärksten Anstieg bei der Zahl der Todesopfer durch Terrorismus mit einer kollektiven Zunahme von 900 % zwischen 2007 und 2016.
Das IEP schätzt die weltweiten Folgen von Gewalt im Jahr 2016 auf 12,6 % des Bruttoinlandsprodukts oder 14,3 Billionen USD. Obgleich diese Zahl mit 1.953 USD für jeden Erdbewohner noch schwindelerregend hoch ist, spiegelt dies einen leichten Abfall (3 %) gegenüber 2015 und den ersten Rückgang seit 2011 wider - das Jahr, in dem der Krieg in Syrien begann. In den zehn am wenigsten friedlichen Ländern machen gewaltsame Konflikte 37 % des Bruttoinlandsprodukts aus im Vergleich zu 3 % in den friedlichsten Ländern. Syrien belegte im fünften Jahr in Folge den Platz als das am wenigsten friedliche Land und fiel damit seit Beginn des Index um 64 Plätze - der größte Abstieg in den letzten zehn Jahren.
Island verteidigte seine Position als friedlichstes Land der Welt, ein Titel, den es seit 2008 trägt. Neuseeland und Portugal verdrängten Dänemark und Österreich vom zweiten bzw. dritten Platz. Die beachtliche Verbesserung von Portugal auf den dritten Platz in der Gesamtwertung lässt sich durch eine stetige Erholung von seiner Finanzkrise erklären, was zu einer höheren internen Stabilität für das Land insgesamt führte, das vor weniger als fünf Jahren noch den 16. Platz belegte.
Steve Killelea fasste zusammen: "Obgleich der diesjährige Trend ermutigend ist, sind der Nahostkonflikt, die politischen Unruhen in den USA sowie die Flüchtlingsströme und der Terrorismus in Europa für die Welt noch nicht ausgestanden. In Kombination mit dem zunehmenden Ungleichgewicht des Friedensniveaus, welches dazu führt, dass die Schere zwischen den am wenigsten friedlichen Ländern und den friedlichsten Ländern immer weiter auseinandergeht, ergibt sich ein Szenario, in dem sich weitere Verbesserungen der Friedenssituation nicht garantieren lassen."
REGIONALE RANGLISTE + HIGHLIGHTS
Sechs der neun Regionen sind friedlicher geworden, wobei die stärksten Verbesserungen in Südamerika verzeichnet wurden. Europa hat seine Position als friedlichste Region verteidigt, wobei die MENA-Region (Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas) die gewalttätigste bleibt.
1. Acht der zehn Spitzenpositionen sind von Ländern in Europa belegt, weshalb es trotz Höchstständen bei Terroranschlägen in einigen Ländern die friedlichste Region der Welt bleibt. Der Fortschritt lässt sich teilweise durch die stetige wirtschaftliche Erholung erklären, die sich positiv auf Indikatoren wie die Wahrscheinlichkeit gewalttätiger Demonstrationen ausgewirkt hat. In Polen gab es bei öffentlichen Protesten aufgrund politischer Spannungen den größten Verfall. Im weiteren Sinne gab es in Südosteuropa einen weitverbreiteten Abstieg aufgrund einer zunehmend hervortretenden nationalistischen Rhetorik, was zu einer Verschlechterung der Beziehungen mit den Nachbarländern Bosnien und Herzegowina und Kroatien führte. Im Vereinigten Königreich zeigte die politische Ungewissheit aufgrund des Brexit-Votums nur geringe Wirkung, da die Ernennung der neuen Premierministerin wie ein stabilisierendes Gegengewicht wirkte. 2. Die GPI-Gesamtwertung für Nordamerika fiel 2016, die Region verteidigte aber ihren Rang als zweitfriedlichste Region. Die USA verzeichneten einen starken Abstieg, dem der Aufstieg Kanadas auf den 8. Platz des GPI gegenübersteht. Der Einfluss von Indikatoren bezüglich des Ausmaßes externer Konflikte und Waffenexporten spielte eine bedeutende Rolle beim Aufstieg Kanadas trotz steigender Inhaftierungsraten und fühlbarer Folgen des Terrorismus. 3. Die meisten Länder im Asien-Pazifik-Raum erzielten Verbesserungen bei der Gesamtwertung, wobei Neuseeland, Japan und Australien zu den friedlichsten und die Philippinen und Nordkorea zu den am wenigsten friedlichen Ländern weltweit zählen. Das Ende der politischen Volatilität in Kambodscha im letzten Jahr führte dazu, dass das Land einen größeren Fortschritt als jedes andere Land in der Region erzielte. 4. Südamerika verzeichnete die größte regionale Verbesserung auf dem diesjährigen Index und übertraf Mittelamerika und die Karibik als viertfriedlichste Region, angeführt vom Fortschritt in Guyana und Argentinien. Chile belegte Platz 24 auf dem Index und war das friedlichste Land der Region, während Kolumbien trotz Ratifizierung der Friedensvereinbarung zwischen der Regierung und der FARC das am wenigsten friedliche Land der Region bleibt. 5. Mittelamerika und die Karibik rutschten seit letztem Jahr um einen Platz ab, wobei sich die Friedenssituation in fünf der 12 Länder in der Region verschlechterte. Mexiko, das turbulenteste Land der Region, verzeichnete den größten Abstieg infolge der sich verschlechternden Beziehungen zu den USA, während Costa Rica, das Platz 34 auf dem Gesamt-GPI belegt, trotz einer leichten Verschlechterung in der Region am besten abschnitt. 6. Die Durchschnittswertung für Subsahara-Afrika fiel in diesem Jahr, wobei Äthiopien den bedeutendsten Verfall erlebte. Der von der Regierung verhängte sechsmonatige Ausnahmezustand spiegelte sich in Indikatoren für innerstaatliche Konflikte wider, begründet durch wachsende ethnische Spannungen und weitverbreitete Gewalt aufgrund öffentlicher Proteste. Die Zentralafrikanische Republik befreit sich weiter aus einer Welle der interkommunalen Gewalt und erzielte die größte Verbesserung in der Region und weltweit. Sierra Leone und Guinea, die sich von der Ebola-Epidemie im Jahr 2014 erholt haben, verzeichneten ebenfalls eine Verbesserung ihres Friedensniveaus insgesamt. 7. Die meisten Länder in Russland und Eurasien verbesserten sich 2017 auf dem GPI, aber die Region behält weiterhin die schlechteste regionale Wertung. Moldawien, Kasachstan und Georgien sind die friedlichsten Länder in der Region, und trotz leichter Verbesserungen in der Friedenssituation insgesamt sind Aserbaidschan, Russland und die Ukraine die drei am wenigsten friedlichen Länder. 8. Südasien ist Heimat so friedlicher Länder wie Bhutan (13. Platz in der Gesamtwertung), aber auch einiger der am wenigsten friedlichen Länder der Welt wie Pakistan (Platz 152) und Afghanistan (Platz 162). Sri Lanka und Pakistan konnten in diesem Jahr aufholen, während die einzigen Verschlechterungen (obgleich moderat) in Nepal und Afghanistan verzeichnet wurden. In Nepal lässt sich der langsame Fortschritt beim Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben von 2015 teilweise durch ein hohes Maß an politischer Instabilität erklären, während sich die Gesamtwertung von Afghanistan, das eine Zunahme der Feindseligkeiten insgesamt erlebt, im sechsten Jahr in Folge verschlechterte. 9. MENA (Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas) rutschte 2017 in der Gesamtwertung weiter ab, wobei regionale Instabilitäten durch die intensive Rivalität zwischen dem schiitischen Iran und den sunnitischen Monarchien der arabischen Golfstaaten und in erster Linie Saudi-Arabien befeuert wurden. Andererseits konnten sich fast die Hälfte der Länder dem negativen Gesamttrend in der Region widersetzen und ihre Gesamtwertung verbessern. Marokko profitiert weiter von einer breiteren politischen und sozialen Stabilität, während die Spannungen zwischen Katar und einigen arabischen Golfstaaten nachgelassen haben. Iran konnte seine Gesamtwertung nach einer hohen Wahlbeteiligung Anfang 2016 ebenfalls verbessern, was sich in einer Entspannung der politischen Instabilität und einer gesunkenen Wahrscheinlichkeit gewalttätiger Demonstrationen widerspiegelt.
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.visionofhumanity.org.
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Informationen zum Global Peace Index (GPI)
Dies ist die 11. Ausgabe des GPI, der vom Institute for Economics and Peace (http://economicsandpeace.org/about-us) (IEP) herausgegeben wird und der weltweit führende Gradmesser für den Weltfrieden ist. Er bewertet andauernde innerstaatliche und internationale Konflikte, den Schutz und die Sicherheit in der Gesellschaft und den Grad der Militarisierung in 163 Ländern und Gebieten anhand von 23 Indikatoren.
Informationen zum Institute for Economics and Peace
IEP ist ein internationaler und unabhängiger Think-Tank, der sich dafür einsetzt, den Weltblick auf Frieden als positiven, erreichbaren und konkreten Gradmesser des menschlichen Wohlbefindens und Fortschritts zu verlagern. Die Organisation hat Niederlassungen in Sydney, New York, Den Haag und Mexiko-Stadt.
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