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Schweizerische UNESCO-Kommission

Appell für eine Politik der frühen Kindheit
Medienmitteilung zum Tag des Kindes vom 20. November 2015

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Bern (ots)

Mit einem Aufruf wollen die Schweizerische UNESCO-Kommission sowie das Netzwerk Kinderbetreuung die Debatte um die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung beflügeln. Die Lernerfahrungen in den ersten Lebensjahren sind die Grundlage der Entwicklung jedes Kindes. Damit alle Kinder gleich gute Chancen haben, müssen Politik, Verwaltung und Wirtschaft handeln: Es braucht mehr Anerkennung für qualitativ gute Kinderbetreuung, angemessene Arbeitsbedingungen, geringere Kostenanteile für die Eltern sowie eine von Bund, Kantonen und Gemeinden getragene Politik für die frühe Kindheit.

Im September hat der Bundesrat seinen neuesten Vorschlag in die Vernehmlassung geschickt: Er will nochmals 100 Millionen Franken in die Förderung der Kindertagesstätten stecken. Obwohl das Bewusstsein um die Bedeutung der ersten Lebensjahre in den letzten Jahren stetig gewachsen ist, gibt es noch Lücken: in Köpfen, Gesetzen, Strukturen und Budgets. Zu diesem Befund kommen die Schweizerische UNESCO-Kommission und das Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz. «Die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung muss noch viel mehr in den Fokus rücken. Wir müssen uns an der Überzeugung des Rechts des Kindes auf Bildung orientieren, wie sie seinerzeit die Pioniere der Volksschulbildung bewegte», betont Heinz Altorfer, Vizepräsident der Schweizerischen UNESCO-Kommission. Denn ein grosser Teil der staatlichen Förderung, so Altorfer, sei in den quantitativen Ausbau geflossen, die Qualität sei dabei aber viel zu wenig beachtet worden. Doch genau diese ist für die Herausbildung kognitiver und motivationaler Fähigkeiten von grosser Bedeutung.

Fundiert dank Erfahrungen aus der Praxis

Basierend auf Erfahrungen aus 24 Praxisprojekten, die Kantone, Städte, Krippen, Ausbildungs- und Forschungsstätten sowie Partner aus allen Sprachregionen seit 2013 durchführen, stehen nun die Rahmenbedingungen im Zentrum. Mit dem Appell sollen die politischen und gesellschaftlichen Debatten angereichert werden. Er enthält vier Forderungen: 1. Wert und Potenziale von qualitativ guten Angeboten in der frühen Kindheit werden erkannt, 2. Fachkräfte in der frühen Kindheit erhalten Anerkennung und haben faire Arbeitsbedingungen, 3. Staat und Wirtschaft engagieren sich finanziell stärker und verbindlich für die frühe Kindheit und verringern den Kostenanteil der Eltern, und 4. Die Zuständigkeiten und Kompetenzen zwischen Gemeinden, Kantonen und dem Bund sind klar und ergeben eine wirkungsvolle Politik der frühen Kindheit.

Familienergänzende Betreuung kein Randphänomen

Fast 40 Prozent der Kinder in der Schweiz werden familienergänzend betreut. «Diese Kinder und deren Eltern erwarten Professionalität und Qualität, die sich am Wohl des Kindes orientieren», betont Thomas Jaun, Präsident des Netzwerks Kinderbetreuung, das alle wichtigen Kräfte der schul- und familienergänzenden Betreuung umfasst. Das könne jedoch nicht gelingen, wenn nur gut zwei Drittel des Betreuungspersonals mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden seien - ein deutlich geringerer Anteil als in anderen Branchen. Ausserdem bezahlen in der Schweiz die Eltern den Löwenanteil an den Betreuungskosten. In den Nachbarländern, so Jaun, beteilige sich die öffentliche Hand mit rund 75 Prozent viel stärker an den Betreuungskosten. In der Schweiz bewege sich der Anteil zwischen 33 und 62 Prozent

Investitionen in die frühe Kindheit lohnen sich

Viele Studien zeigen, dass Investitionen in die frühkindliche Bildung sehr rentabel sind. Denn Kinder, die in den ersten Jahren gut gebildet, betreut und erzogen werden, sind später gesünder, zufriedener und erfolgreicher. Deshalb lohnt sich eine Politik der frühen Kindheit für gute Chancen vieler Kinder und für eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration. Ernst Fehr, Ökonomieprofessor an der Uni Zürich, bestätigt dies: «Auch volkswirtschaftlich lohnt es sich, mehr in frühkindliche Betreuungseinrichtungen zu investieren, damit diese auch bildungsfernen und ärmeren Schichten offenstehen.» Heute - am Tag des Kindes - publizieren die Schweizerische UNESCO-Kommission und das Netzwerk Kinderbetreuung den Appell für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Er liegt in drei Sprachen vor und will ein Begleiter für alle sein, die sich engagieren wollen: Der Appell liefert Fakten und Hintergrundwissen, definiert den Handlungsbedarf und zeigt exemplarisch auf, wo heute einzelne Elemente bereits erfolgreich umgesetzt werden.

Kontakt:

Miriam Wetter, Geschäftsführerin Netzwerk Kinderbetreuung
m.wetter@netzwerk-kinderbetreuung.ch, Tel. 079 429 40 39
www.netzwerk-kinderbetreuung.ch

Dominik Büchel, Projektbeauftragter, Schweizerische UNESCO-Kommission
buechel@advocacy.ch, Tel. 079 631 05 09
www.unesco.ch/wie/bildung/fruehkindliche-bildung