Krankenkassenprämien 2023: KVG in der Sackgasse?
Bern (ots)
Nachdem 2022 die Krankenkassenprämien leicht gesunken sind, kommt nun die Quittung. Die Kosten für COVID-19, der technologische Fortschritt, der demografische Wandel und, damit verbunden, die immer älter werdende Bevölkerung führen zu steigenden Gesundheitskosten und damit höheren Prämien. Dabei sind die aktuelle Teuerung und Lohnerhöhungen beim Gesundheitspersonal in den Prämien 2023 noch nicht einmal miteingerechnet.
Schon 2021 hat H+ Die Spitäler der Schweiz davor gewarnt, dass die Prämien für das Jahr 2023 und die darauffolgenden Jahre prozentual stärker steigen könnten als von 2021 auf 2022. Die Prämienankündigungen für das Jahr 2023 bestätigen nun diese These. Denn die Prämien 2023 widerspiegeln nun auch die von den Spitälern und Kliniken in der Pandemiezeit erbrachten Leistungen ebenso wie das Nachholen verschobener medizinischer Eingriffe (Nachholeffekt). Zudem schlagen sich die medizinischen Folgekosten der Pandemie wie z.B. Long Covid ebenfalls in den Prämien nieder.
Neben COVID-19 haben aber auch der technologische Fortschritt, das Bevölkerungswachstum sowie der demografische Wandel einen Einfluss auf die Kostenentwicklung. Diese Faktoren, aber auch die älter werdende Bevölkerung, führen dazu, dass die Patientinnen und Patienten mehr Leistungen in den Spitälern und Kliniken in Anspruch nehmen, was zu höheren Kosten führt.
Teuerung noch nicht in die Prämien 2023 eingerechnet
Aktuell schlägt sich die Teuerung auf die Rechnungen der Spitäler und Kliniken nieder. Doch diese können die höheren Kosten nicht wie andere Unternehmungen auf die Preise abwälzen, sondern sind, wenigstens im OKP-Bereich, an Sozialversicherungstarife gebunden. Diese werden zusammen mit den Versicherern verhandelt und von den zuständigen Behörden genehmigt. Damit die aktuelle Energie- und Energiepreis-Krise abgefedert werden kann, müssen die Tarife, die ohnehin chronisch unterfinanziert sind, im Minimum und dringend an die Teuerung angepasst werden.
Gleichzeitig werden Inflation und Prämienschock den politischen Druck auf die Gesundheitskosten noch weiter erhöhen, was Tarifanpassungen massiv erschweren wird. Damit steht die Spital- und Klinik-Branche vor einer Herausforderung, die sie aus eigener Kraft nur teilweise wird bewältigen können. Einige Projekte zur Kostendämpfung schränken den ökonomischen Handlungsspielraum der Spitäler und Kliniken weiter ein und verschärfen die Unterfinanzierung im stationären und ambulanten Bereich. Wenn die Schweiz das aktuelle Versorgungsniveau der Bevölkerung sichern will, werden die politischen Verantwortlichen nicht darum herumkommen, ergänzende oder alternative Finanzierungslösungen zu diskutieren. Und zwar für schweizerische Verhältnisse ungewöhnlich rasch.
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