DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung
Philanthropie als Chance für nachhaltigen Wandel
Wien (ots)
Gemeinnützig tätige Stiftungen hielten Europatagung in Wien ab – 400 Gäste machten Wien zur „Hauptstadt der Philanthropie“
Gestern, Mittwoch, ist die Jahreskonferenz des European Foundation Centre (EFC) erfolgreich zu Ende gegangen. Drei Tage lang diskutierten rund 400 Vertreter*innen von gemeinnützig tätigen Stiftungen und Verbänden aus ganz Europa Trends und Lösungsansätze zu aktuellen Problemen. Neben mehreren Plenarveranstaltungen und Diskussionen in vier Themensträngen (Klimakrise, Demokratie, Philanthropie und Gesellschaft) fanden 17 Coffee House Talks statt, die am Dienstag die Gäste an ausgewählte Wirkungsstätten gemeinnütziger Stiftungen in Wien führten. Einige Themen durchzogen die Diskussion; so merkten zahlreiche Teilnehmer*innen an, dass mehr Diversität im Stiftungswesen unterschiedliche Sichtweisen und neue Ideen befördern würde. Außerdem plädierten sie für eine Machtverschiebung bei gemeinnützigen Stiftungen durch mehr Beteiligung bei der Vergabe von Mitteln und durch stärkere Einbindung von lokalen Initiativen. Intersektionalität sowie breiter konzipierte Partnerschaften aus unterschiedlichen Sektoren sind weitere Trends, die künftig stärker die tägliche Arbeit bestimmen. Gemeinnützige Stiftungen müssen künftig noch stärker nach ihren eigenen Prinzipien handeln ("walk the talk") – insbesondere bei der Klimakrise drängt die Zeit.
Delphine Moralis, seit 2020 CEO des europäischen Stiftungsverbandes, zog ein positives Resümee der Konferenz: "Nach der längeren COVID19-bedingten Phase von Lockdowns haben wir uns zum ersten Mal wieder persönlich getroffen. Das ließ uns die Dringlichkeit der Herausforderungen umso intensiver erleben – von der Klimakrise über soziale Themen bis zu den Bedrohungen der Demokratie. Gleichzeitig war in den drei Tagen die sehr konkrete Hoffnung zu spüren, gemeinsam aktiv und wirksam zu werden und so in dieser kritischen Zeit das volle Potenzial von Philanthropie freizusetzen."
Vier Themenstränge: Sinnstifter*innen mit einem "sense of urgency"
In der folgenden Diskussionsrunde mit den Leiterinnen der vier thematischen Tracks fassten diese die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse der Diskussionen der vergangenen drei Tage zusammen.
Aus den Diskussionen zur Klimakrise merkte Liz McKeon (Portfolio Lead Climate Action der IKEA Foundation) an, wie wichtig das Bewusstsein für unsere starke Vernetzung sei, und dass Fortschritte nur gemeinsam möglich wären. Sie forderte die Gäste auf, die Energie der Zusammenarbeit aus der Konferenz mitzunehmen und mutige "Sinnstifter*innen" zu werden.
Lakshmi Sundaram (Executive Director of Open Democracy) machte als Moderatorin des Tracks "Democracy" deutlich, dass sich gemeinnützig tätige Stiftungen endlich als politische Akteure verstehen – sie seien es, ob sie es nun wollten oder nicht. Außerdem mahnte sie ein neues und tieferes Verständnis für die Dringlichkeit vieler Themen an, sich auf marginalisierte Gruppen ganz unterschiedlich auswirken. Essenziell für den Erfolg sei es, hoch gesteckte abstrakte Ziele in konkret wirksame Aktivitäten zu übersetzen.
Lucy Bernholz, Senior Research Scholar & Director Digital Society Lab an der Stanford University, führte durch die Diskussionen im Track "Philanthropy": Sie appellierte an das Publikum unbequem zu sein; die Pandemie habe Unbehagen und ein Bewusstsein für Fremdheit gegenüber früheren Selbstverständlichkeiten erzeugt. Weiters drängte sie die im Sektor Tätigen Neues auszuprobieren und sich bewusst zu sein, dass es zahlreiche gut organisierte Gegner*innen gibt, die sich gegen die vom gemeinnützigen Sektor propagierten Veränderungen stemmen.
Claire Boulanger (Solidarity Expertin der Fondation de France) moderierte den Track zu "Society". Sie lobte die Inspiration und Energie, die sie im Verlauf der vergangenen drei Tage bemerkt hatte, und bestärkte die Teilnehmer*innen darin, diese in ihren Alltag mitzunehmen. Besonders strich sie die Bedeutung von Empowerment und aktiver Beteiligung von unmittelbar Betroffenen an philanthropischen Projekten hervor. Weiters war die zunehmende gesellschaftliche Spaltung ein Thema, dem in ihrem Track steigende Bedeutung zugemessen wurde.
Plädoyer von Kumi Naidoo zum Abschluss
Danach hielt der bekannte Aktivist Kumi Naidoo (Global Ambassador Africans Rising for Justice) eine ebenso inspirierende wie persönliche Abschlussrede, in der er zum abgestimmten entschlossenen Handeln gegen Ungerechtigkeit aufrief. Aus Privilegien, die insbesondere Stiftungen hätten, würde eine besondere Verantwortung erwachsen – nämlich mutig Risiken in Kauf zu nehmen, zu scheitern und für den nächsten Versuch zu lernen. Nur mit mehr Risikofreudigkeit kann der philanthropische Sektor attraktiv für Top-Talente sein, sich einzubringen und im Sinne großer Ziele wirksam zu werden.
Abschließend dankten der CEO der ERSTE Stiftung, Boris Marte, und Franz Karl Prüller als Conference Chair den Gästen und allen an der Organisation Beteiligten. Die nächste Europakonferenz der gemeinnützig tätigen Stiftungen wird 2022 in Barcelona stattfinden. Die Aufzeichnung der Eröffnung (https://youtu.be/lgYa76l0Hkg) und des Abschlusspanels (https://youtu.be/gwvYAhNqGCM) sind online verfügbar. Allgemeine Informationen zur Veranstaltung in deutscher und englischer Sprache sind hier verfügbar: https://science.apa.at/medienkooperation/erste-stiftung/
Über die Konferenz: Die Jahreskonferenz des European Foundation Centre fand heuer im Oktober erstmals in Wien statt. Die Organisation in Wien übernahm die ERSTE Stiftung und ein gastgebendes Komitee, in dem neben dem Verband für gemeinnütziges Stiften auch die Caritas Stiftung Österreich, die Central European University Budapest Foundation, die Essl Foundation, die Europäisches Forum Alpbach gemeinnützige Privatstiftung, die Katharina Turnauer Privatstiftung, Nadace České spořitelny, Nadácia Slovenskej sporiteľne, Porticus, die Robert Bosch Stiftung sowie die Stiftung Mercator vertreten sind.
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