Zinsschock: Steigen jetzt die Kosten für Privatkredite?
Zürich (ots)
Die Zinsen für Privatkredite werden kurz- bis mittelfristig steigen, wie eine Marktprognose von Credaris AG zeigt. "Aufgrund der höheren Refinanzierungskosten der Banken haben diese kaum eine andere Wahl", sagt Credaris-CEO Marc Hallauer. Dass die vom Bundesrat gesetzte Zinsobergrenze von 10 Prozent die Handlungsfähigkeit der Banken einschränke, habe Folgen für Kreditsuchende: steigende Zinsen, strengere Bewilligungen und ein erhöhtes Risiko, dass Abgelehnte bei unseriösen Anbietern landen.
Zürich, 8. Juni 2022 - Die grassierende Teuerung führt zu höheren Zinsen. Nicht nur im Hypothekengeschäft, sondern auch bei Privatkrediten. Das prognostiziert eine aktuelle Markteinschätzung von Credaris, dem grössten unabhängigen Schweizer Vermittler von Privatkrediten. "Da sich die Banken steigenden Refinanzierungskosten gegenübersehen, werden sie kurz- bis mittelfristig ihre Zinsen erhöhen", sagt Credaris-CEO Marc Hallauer.
Wie rasch sich das Zinsumfeld verändert, hat Anfang Mai der stärkste Anstieg der US-Leitzinsen seit 22 Jahren bewiesen. Die Anpassung der Zinspraxis bei den Privatkrediten wird entsprechend nicht mehr lange auf sich warten lassen. "Die Verteuerung von Krediten wird mehrheitlich versteckt erfolgen", weiss Hallauer. Zum Beispiel werden weniger Personen von Tiefstzinsen profitieren und Privatkreditnehmende generell einen höheren Satz bezahlen müssen - ohne dass die Banken ihre nach aussen kommunizierten Zinssätze anpassen.
Höheres Ablehnungsrisiko für Kreditsuchende
Der Höchstzinssatz ist seit 1. Juli 2016 auf 10 Prozent gedeckelt. Er wurde auf Grundlage des 3-Monats-Saron (vorher Libor) ermittelt. Ein Modell, das gemäss Hallauer nicht der Marktrealität entspreche: "Mit diesem wird den tatsächlichen Refinanzierungskosten der Banken nicht Rechnung getragen, da diese sich nicht über 3 Monate, sondern eher über 3 bis 5 Jahre refinanzieren." Während der für den Höchstzinssatz definierte 3-Monats-Saron-Zinssatz weiterhin auf tiefem Niveau stagniert, sind die Zinssätze für längere Laufzeiten deutlich angestiegen. Höhere Refinanzierungskosten ohne eine Anpassung der Zinsobergrenze bedeuten weniger Marge und somit auch weniger Spielraum, Kreditrisiken einzugehen.
Diese Differenz zwinge die Kreditgeber, vor allem auf der Seite der Risikobewertungen vorsichtiger zu werden, was zu steigenden Ablehnungsquoten führt. "Dadurch könnten von den Banken bald Kunden abgelehnt werden, obwohl diese bisher noch Zugang zu Krediten erhalten haben, wenn auch zu hohen Zinsen", so Hallauer. Diesen Effekt beobachtete Credaris bereits 2016, als der Höchstzinssatz für Konsumkredite von 15 auf 10 Prozent reduziert wurde[1]. Dies war so vom Gesetzgeber aus Gründen des Konsumentenschutzes auch beabsichtigt. Dabei bewegen sich die Ausfälle bei Privatkrediten in der Schweiz mit 1 bis 2 Prozent pro Jahr auf stabil tiefem Niveau, auch im internationalen Vergleich. Hauptgründe für die Ausfälle sind Arbeitslosigkeit, gescheiterte Selbstständigkeit sowie Scheidung bzw. Trennung von der Partnerin oder dem Partner. Überschuldung spielt eine untergeordnete Rolle. "Gedacht als Mittel, das Überschuldungsrisiko zu senken, schliesst die Mechanik der Zinsobergrenze auch Kunden vom Markt aus, die zuvor einen Kredit erhalten hätten", meint Hallauer.
Auch das Ausweichen auf Crowdlender könnte für diese Kundengruppe schwierig werden, da diese ebenfalls dem Konsumkreditgesetz (KKG) unterstehen. Für die Crowdlender wird sich der Zinsanstieg zusätzlich negativ auf ihr Geschäft auswirken. Hallauer: "Denn mit dem Ende der Tiefzinspolitik dürften institutionelle Investoren wieder vermehrt in klassische Anlagen investieren statt auf Alternativen wie Crowdlending zu setzen. Der Zugang zu Kapital wird sich für die Crowdlender erschweren." Damit würde sich der Renditedruck der verbleibenden Anbieter verstärken, was ebenfalls den Ausschluss von Risikoprofilen zur Folge haben dürfte, vergleichbar mit den klassischen Kreditanbietern.
Steigendes Risiko, dass abgewiesene Kunden bei unseriösen Sanierern landen
Infolge dieser Entwicklung steigt das Risiko, dass Kreditsuchende mit finanziellem Engpass vermehrt bei unseriösen Finanzsanierern landen. Diese Anbieter sind nach wie vor im Schweizer Markt aktiv und werben insbesondere online aggressiv um Kunden. "Das gute Argument des Bundesrates, mit der Zinsobergrenze von 10 Prozent anspruchsvollere Kreditvergaben zu vermeiden, könnte in der aktuellen Situation dazu führen, dass vermehrt Menschen bei Abzockern landen", warnt Hallauer.
Markteintritt für neue Anbieter wird noch schwieriger
Die aktuelle Marktentwicklung bei den Privatkrediten ist für Credaris eine Folge des vom Bundesrat definierten Höchstzinses und des Bundesgesetzes über den Konsumkredit (KKG). Dieses sieht vor, dass der Bundesrat auf dem Verordnungsweg die Zinsobergrenze festlegt. 2016 wurde die Obergrenze als Folge des anhaltenden Tiefzinsumfeldes von 15 auf 10 Prozent gesenkt[2]. Bereits damals stellte Hallauer die Thesen auf, dass sich aufgrund der Zinsobergrenze die Zinsen zwischen 7,9 und 9,9 Prozent einpendeln werden und sich der Markt konsolidiert[3]. Beides ist eingetroffen. So hält Cembra gemäss eigenen Aussagen derzeit 41 Prozent des Marktes und die drei Anbieter Cembra, Migros Bank und Bank-now zusammen halten rund 95 Prozent der Kreditbestände. Auch der Markteintritt für neue Anbieter, insbesondere Fintech-Unternehmen, ist erschwert. Deren Anteil am Privatkredit-Kuchen bewegt sich bei rund 3 Prozent des Gesamtvolumens.
Für das Gesamtjahr 2022 geht Credaris nebst teils versteckten Zinserhöhungen von einer weiteren Konsolidierung des Marktes aus[4]. Für neue Player gäbe es kaum Spielraum und die steigenden Zinsen bieten in anderen Finanzbereichen höhere Renditen. Das Volumen der Neuabschlüsse erholt sich nach Ende des Covid-bedingten Rückgangs in den Jahren 2020 und 2021 wieder und wird sich bei den Privatkrediten bei rund 4 Milliarden Franken bewegen. Auf der Kundenseite dürfte es für verschiedene Risikoprofile schwieriger werden, einen ansprechenden Zinssatz bzw. überhaupt noch einen Privatkredit zu erhalten. "Eine Entspannung dieser Situation ist derzeit nicht in Sicht", prognostiziert Hallauer.
Tipps für Kreditsuchende
- Nur Kreditanbieter berücksichtigen, die Mitglied der Zentralstelle für Kreditinformationen (ZEK) sind.
- Nur lizenzierte Kreditvermittler berücksichtigen.
- Falls eine Ablehnung der Kreditanfrage möglich sein könnte: Einen seriösen Kreditvermittler kontaktieren, um eine bzw. mehrere Ablehnungen durch Kreditinstitute zu vermeiden. Ablehnungen können die Bonität negativ beeinflussen.
- Faustregel, um seriöse von unseriösen Kreditvermittlern zu unterscheiden: Seriöse Vermittler verlangen kein Geld. Eine Anfrage führt nicht direkt zu einem Eintrag bei der ZEK. Hat man keine Chance auf einen Kredit, erfährt man das also ohne Implikation.
- Anlaufstellen für seriöse Finanzsanierer: Schweizerische Schuldenberatung, Caritas oder ein vertrauenswürdiger Kreditvermittler.
Über die Credaris AG
Credaris wurde 2014 gegründet und hat sich in knapp 8 Jahren mit rund 1,2 Mrd. vermitteltem Volumen zum grössten Schweizer Kreditvermittler entwickelt. Rund 60 Mitarbeiter betreuen Kunden auf dem Weg zu ihrem Kredit. Durch die langjährige, ausgezeichnete Zusammenarbeit mit allen wichtigen Schweizer Kreditanbietern und ausgewiesenes Fachwissen bietet Credaris seinen Kundinnen und Kunden Zugang zu einem umfassenden Kredit-Portfolio zu attraktiven Konditionen.
[1] Siehe https://www.cash.ch/ratgeber/strategie/privatkredite-verlockend-und-gefahrlich-443216
[2] Medienmitteilung vom 11.12.2015: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-59916.html
[3] Siehe https://www.cash.ch/ratgeber/strategie/privatkredite-verlockend-und-gefahrlich-443216
[4] Medienmitteilung vom 29.11.2021: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-86165.html
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