Warum haben Frauen in der Schweiz Angst, sich in die Selbstständigkeit zu wagen?
Wir zeigen hier, warum Frauen keine Angst davor haben sollten, sich in eine Selbstständigkeit zu wagen.
Artikel von Anna Mara von SwissFinTech Ladies
Wie aus dem National Report von Global Entrepreneurship Monitor (GEM) aus dem Jahr 2020/2021 in der Schweiz hervorgeht, sind gerade einmal 7,2% der Frauen bereit, sich auf unternehmerische Aktivitäten einzulassen.
Immerhin, 36,1% der in 2020 gegründeten Unternehmen wurden von Frauen gegründet.
Grund genug, sich einmal genauer anzuschauen, warum Frauen Angst haben, sich in eine Selbstständigkeit zu wagen. Die Gründe sind sehr vielseitig. Persönliche Erfahrungen, gesellschaftlicher Druck und die Kultur sind nur die Oberbegriffe.
Frauen finden sich nach wie vor in den traditionell geprägten Geschlechterrollen. Sie denken, dass ihre Aufgabe vorrangig darin liegt, sich auf ihre Familie zu konzentrieren und berufliche Ambitionen hintenan zu stellen. Das führt dazu, dass viele Frauen gar nicht erst in Erwägung ziehen, Karriere zu machen oder gar ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Oft finden Frauen sich in einer Limbo zwischen Job und Familie. Sie wissen nicht, wie sie beides unter einen Hut bekommen sollen, da eine Selbstständigkeit viel Zeit und persönliches Engagement erfordert. Sie erfordert auch ein gutes Business Netzwerk und Gleichgesinnte, was Frauen zudem oft fehlt
Leider sind nach wie vor auch wenige weibliche Vorbilder in der Gesellschaft zu finden. Jeder kennt Namen wie Bill Gates, aber wer hat schon etwas von Deborah A. Farrington gehört? Es gibt immer noch genug Branchen, die hauptsächlich Männer attraktiv finden und die immer noch sehr männlich geprägt sind. So zum Beispiel der Cryptobereich. Frauen trauen sich dann oft nicht in diese Bereiche hinein. Und diese Unsicherheit, der sich Frauen dann stellen müssen, wenn sie in diese Bereiche gehen, trägt zunächst einmal nicht unbedingt zum kurzfristigen Selbstvertrauen von Frauen bei. Sie brauchen aber gerade das, denn sie messen sich an anderen Frauen und sagen sich: Wenn sie es geschafft hat, kann ich es auch. Insofern ist es ein Problem, dass durch Achtsamkeit auf beiden Seiten gelöst werden kann. Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein in jeder Situation, Attribute der emotionalen Intelligenz können hier Frauen den Einstieg erleichtern. Aber auch Männer sind gefragt. Sie können es den mutigen Pionierinnen erleichtern, den Einstieg zu finden.
Unternehmerisch zu scheitern ist für Frauen ein grosses Problem. Sie haben Sorge dazu, was sie machen, wenn das Geschäft sich doch nicht so entwickelt, wie sie es sich versprochen haben. Sie haben ausserdem Angst vor dem gesellschaftlichen Druck, wenn sie scheitern sollten. Das bringt sich dazu zurück, dass sie in das alte Denken verfallen, dass bestimmte Geschäftsbereiche besser Männern vorbehalten sein sollten. Scheitern fühlt sich nie gut an, ist aber Teil und Voraussetzung des Erfolges. Der schnellste Weg zum Erfolg", sagte Thomas Watson sen. von IBM einmal, "ist die Verdoppelung der Misserfolgsquote". In den letzten Jahren haben sich immer mehr Führungskräfte diesen Standpunkt zu eigen gemacht und verstanden, was Innovatoren schon immer wussten: dass Scheitern eine Voraussetzung für Erfindungen ist. Das gilt auch da, wo Frauen sich selbe neu erfinden müssen. Daher bringen diejenigen Frauen, die diesen inneren Schritt geschafft haben und sich diesen Ängsten des Scheitern gestellt haben, oft ein hohes Innovationspotential mit.
Ein weiterer Punkt ist, dass es in der Schweiz immer noch das Gender Pay Gap gibt. Frauen werden auf gleicher Stelle mit gleicher Ausbildung und gleicher Leistung in der Regel 1500 CHF weniger als ihre männlichen Kollegen. Das führt dazu, dass sie in der Regel weniger Geld zur Verfügung haben, um es anzulegen. Daher fehlen Frauen auch als Investorinnen, die in andere Frauen investieren können . Des weiteren stehen Frauen oft weniger Kredite zur Verfügung. Sie werden bei der Kreditvergabe schlichtweg schlechter gestellt als Männer.
Laut Pitchbook gelten Frauen grundsätzlich als kreditwürdig. Aus dem Microfinance weiss man, dass Frauen Kredite zuverlässig zurückzahlen. Daher sind sie als Kreditnehmer für Banken attraktiv, wenn es um kleine Summen geht. Allerdings sieht es bei grossen Investitionskrediten und bei Venture Capital dann schon wieder anders aus. Hier haben Frauen es nach wie vor schwerer, an das grosse Geld zu kommen, so zumindest Pitchbook.
Da Frauen aber sehr auf Sicherheit gehen, ist das ein wichtiger Faktor, um das Business skalieren zu können. Geldmangel führt daher oft dazu, dass Frauen dann aufgeben, wenn sie dieses nicht in angemessener Zeit einholen können.
Letztlich haben Frauen noch immer zu wenig Netzwerke, auch wenn hier viele Netzwerke im Entstehen sind. Aber gerade wenn es um das Gründen eines Unternehmens geht, wird die Auswahl an Netzwerken doch knapp. In den grossen Persönlichkeitspräferenzprofilen wie MBTI oder Insight Discovery zeigt sich, dass bei Frauen Präferenzen ähnlich verteilt sind wie bei Männeren, allerdings mit einer Ausnahme. Frauen wollen sich austauschen, brauchen aufgrund der fühlenden Entscheidung mehr Kontakt zu Gleichgesinnten, das ist das ein wichtiger Faktor. Sie wünschen sich Geschäftskontakte zu anderen Frauen, Mentorinnen, die sie finanziell oder auch mental unterstützten.
Die SwissFinTech Ladies haben sich genau diese Punkte zu Herzen genommen. Sie bringen Frauen zusammen, vernetzen sie, vermitteln ihnen Mentorinnen, damit sie mehr Vertrauen in sich und ihre Möglichkeiten bekommen. Das Angel Investing ist ebenfalls eine Reise zu sich selbst, ein Perspektivenwechsel für Frauen, die Möglichkeit in andere Frauen zu investieren, dabei eine Investorinnen-kohorte zu haben und selbst dazuzulernen als strategischer Investor ist vielen bisher noch nicht in den Sinn gekommen.
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Karen Wendt
President of SwissFinTechLadies