Watzke auf dem DUP UNTERNEHMERTAG in Essen: DFB-Reformen im Kinderfußball "unfassbar und nicht nachvollziehbar"
BVB-Boss und Verbands-Vize spricht von "grundsätzlich falschem Ansatz"
Essen (ots)
Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, hat DFB-Pläne zur Abschaffung des Leistungsprinzips im Kinderfußball als "unfassbar und für mich nicht nachvollziehbar" bezeichnet und Veränderungen angekündigt. Auf die Frage, ob es eine Reform der Reform brauche, sagte Watzke am Mittwochabend auf dem DUP UNTERNEHMERTAG im Colosseum Essen, auf dem mittelständische Unternehmen als "Arbeitgeber der Zukunft" ausgezeichnet wurden: "Ja. Und das haben wir gerade beschlossen", der neue DFB-Sportdirektor Hannes Wolf solle "versuchen, uns in den nächsten ein, zwei Jahren Handlungsalternativen aufzuzeigen", so Watzke, der auch 1. Vizepräsident des DFB ist.
Hintergrund: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will ab 2024 neue Spielformen im Nachwuchsbereich bundesweit umsetzen, um Leistungsdruck minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken. Wichtigstes Ziel der Reform in den Altersklassen U6 bis U11 sei es, "mit einer kindgerechten Art des Fußballs den Spaß am Spiel nachhaltig zu fördern", so der DFB.
Watzke kritisierte diese Philosophie am Mittwoch in Essen stark. "Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, was es ist, zu verlieren, dann wirst du auch nie die große Kraft finden, um auch mal zu gewinnen." Watzke weiter: "Wenn wir Angst haben, dass ein Achtjähriger komplett aus dem Lebensgleichgewicht geworfen wird, weil er mal 5:0 mit seiner Mannschaft verliert, dann sagt das auch sehr viel über die deutsche Gesellschaft aus."
Watzke fügte vor über 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmer in launigem Ton hinzu: "Es gab ja auch die Diskussion, nicht mehr auf Tore zu spielen. Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball. Oder wir machen den eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft. Ich glaube, dass das grundsätzlich der falsche Ansatz ist."
Es gebe, so Watzke, "im DFB und in der Gesamtgesellschaft viele Leute, die sagen: Wir müssen weniger Leistungsdruck und Stress am Arbeitsplatz und lieber ein bisschen mehr Home-Office haben. Wir müssen alle fröhlich und friedlich sein und uns alle gut vertragen und am Ende gucken, dass wir noch einen finden, der das Ganze bezahlt. Und das ist schon weit auch in den Jugendfußball eingedrungen, das darfst du nicht unterschätzen. Und ich halte es für völlig falsch."
Der Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld habe ihm, so Watzke, "vor langer Zeit einen Satz gesagt, den werde ich nie vergessen: 'Aus dem Schmerz der Niederlage erwächst die Kraft für den nächsten Sieg.'"
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