Medienmitteilung

Caritas-Studie über soziale Schicht und Sterblichkeit - Arme sterben früher

2002-11-13T10:32:03

Luzern (ots) -

In der Schweiz werden die Menschen immer älter. Die
Chancen, ein hohes Alter zu erreichen, sind allerdings nicht gleich
verteilt. Untersuchungen zeigen, dass ein ungelernter Arbeiter im
Durchschnitt vier bis fünf Jahre früher stirbt als ein Akademiker.
Die neue Caritas-Studie „Arme sterben früher" beleuchtet die
Frühsterblichkeit niedriger sozialer Schichten und spricht sich für
eine sozialverträgliche Flexibilisierung des Rentenalters in der
Schweiz aus.
Insgesamt ist für die Schweiz ein Zusammenhang zwischen niedrigem
sozialem Status und Frühsterblichkeit feststellbar. Zwar hat die
Gesamtsterblichkeit in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten
abgenommen und der Zugang zum Gesundheitswesen ist generell
gewährleistet. Trotzdem sterben Personen mit einem niedrigen sozialen
Status im Durchschnitt früher und sind während ihres ganzen
Lebenslaufs anfälliger für Krankheit und Behinderung, unabhängig
davon, ob der soziale Status nach Beruf, Schulbildung oder Einkommen
bestimmt wird.
Die Caritas-Studie, die schweizerische und internationale
Untersuchungen zu Invaliditäts- und Sterberisiken auswertet, zeigt
auf, dass für baugewerbliche, forstwirtschaftliche und einen Teil der
holzverarbeitenden Berufe eine im Vergleich zum schweizerischen
Mittel stark überdurchschnittliche Sterberate besteht. Eine erheblich
geringere Gesamtmortalität weisen die akademischen und freien Berufe,
Buchhalter, Erwerbstätige im Nachrichtenverkehr sowie Techniker und
Maschinisten auf.
Die Caritas-Studie zieht Schlussfolgerungen vor allem im Hinblick
auf Altersvorsorge und Rentenalter. Sie befürwortet die in der 11.
AHV-Revision vorgeschlagene Flexibilisierung des Rentenalters. Doch
diese muss noch gezielter zugunsten der Menschen aus den unteren
Schichten ausgestaltet werden. Die Einsparungen bei der AHV von
mindestens 400 Millionen Franken, die sich durch die Erhöhung des
Rentenalters bei den Frauen ergeben, sollen weitgehend für die
soziale Ausgestaltung der Flexibilisierung des Rentenalters genutzt
werden.
Nicht nur finanz- und arbeitsmarktpolitische Argumente
berücksichtigen
Die Caritas schlägt auch vor, über eine Differenzierung des
Umwandlungssatzes bei der zweiten Säule nachzudenken. Der
Umwandlungssatz legt den prozentualen Anteil fest, der jährlich vom
angesparten Kapitalguthaben für die Rente ausgeschüttet werden darf.
Dieser Umwandlungssatz geht von einer durchschnittlichen
Lebenserwartung aus, die aber von Personen mit tiefen Einkommen oft
nicht erreicht wird. Mit einem einkommensabhängig abgestuften
Umwandlungssatz könnten Bezügerinnen und Bezüger kleiner Einkommen
ihr angespartes Guthaben besser ausschöpfen.
Das Rentenalter, so die Caritas, werde in den nächsten Jahren im
Zentrum der Debatte um eine zukunftssichere Altersvorsorge stehen:
„Die Frage, wie hoch das Rentenalter angesetzt werden soll, darf
nicht ausschliesslich durch finanzpolitische und
arbeitsmarktpolitische Argumente bestimmt werden. Der klar belegbare
Zusammenhang zwischen sozialer Schicht und Lebenserwartung muss in
der Schweiz in der Rentenalterspolitik verstärkt berücksichtigt
werden."
Arme sterben früher
   Soziale Schicht, Mortalität und Rentenalterspolitik in der Schweiz
   (96 Seiten, Fr. 15.80)

Kontakt:

Caritas Schweiz
Löwenstrasse 3
6002 Luzern
Tel. +41/41/419'22'22
mailto: info@caritas.ch

Auf der Homepage der Caritas ist ein Lebenserwartungstest zu finden:
http://www.caritas.ch

Permalink:


https://www.presseportal.ch/de/pm/100000088/100022028


Weiterführende Informationen

http://www.caritas.ch

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