Medienmitteilung
Pressekonferenz von Clean Clothes Campaign (CCC), Erklärung von Bern (EvB) und Schweizerischem Gewerkschaftsbund (SGB)
Notwendigkeit eines Aktionsplans für die Sportbekleidungsindustrie
2004-04-28T09:35:29
Bern (ots) - Faire Arbeitsbedingungen in der
Sportbekleidungsindustrie sind so selten wie der Weltrekord im
Weitsprung. Ein branchenweiter Aktionsplan, angeführt von der
olympischen Bewegung und dem Internationalen Olympischen Komitee
(IOK), könnte den Weg in Richtung Fairplay weisen. Das forderten die
Clean Clothes Campaign, die Erklärung von Bern und der
Schweizerische Gewerkschaftsbund heute an ihrer gemeinsamen
Medienkonferenz in Bern. Der Weg zu fair produzierter Sportbekleidung ist so lang und
beschwerlich, wie der olympische Marathon. Entgegen den Versprechen
der Werbung, wonach uns beispielsweise Laufschuhe wie auf Wolken
über die 42,195 Kilometer tragen sollten, steckt die
Sportbekleidungsbranche insgesamt noch tief im Sumpf von Willkür und
Gesetzlosigkeit. Das belegt der Bericht «Play Fair bei Olympia», der
zum Start der Olympia-Kampagne von der Clean Clothes Campaign, von
Oxfam International sowie dem gewerkschaftlichen Netzwerk Global
Unions vorgelegt wurde. Hungerlöhne, erzwungene Überstunden,
Geldbussen für Produktionsfehler und Entlassungen von
Gewerkschaftsmitgliedern gehören zum unfairen Fabrikalltag,
zitierte Jean-Claude Prince vom SGB heute an der Medienorientierung
in Bern den Bericht. Ohne öffentlichen Druck läuft nichts! Jene Unternehmen, die der
öffentlichen Kritik der letzten Jahre am stärksten ausgesetzt waren,
haben erste Schritte hin zu besseren Arbeitsbedingungen unternommen.
Nach jahrelanger Kampagnenarbeit willigte im Januar 2004 auch Puma
ein, diese Probleme im Rahmen der Fair Labour Organisation (FLA)
anzupacken, so wie dies zuvor auch die drei Marktführer Nike, Adidas
und Reebok taten. Verglichen mit dem olympischen Marathon ist Puma
aber erst auf Kilometer 1. Bei weniger bekannten Markenfirmen wie
Mizuno, Asics, Fila, Kappa oder Lotto ist noch weniger oder noch gar
nichts geschehen. Mit aggressivem Marketing beschleunigen diese den
Verdrängungswettbewerb. Die Preise für Sportbekleidung sind im
Ankauf in den letzten Jahren weiter gesunken, obwohl die
Produktionskosten steigen. Dieser Preiswettbewerb fand auf dem
Buckel der Beschäftigten statt, stellt Stefan Indermühle von der
EvB fest. Das Sozialdumping eines Unternehmens untergräbt zudem die
guten Bemühungen der anderen. Forderung nach einem branchenweiten Aktionsplan: von Athen nach
Beijing! Deshalb soll die olympische Bewegung, allen voran das
Internationale Olympische Komitee (IOK), ernsthafte Schritte für
faire Arbeitsbedingungen in den Sportbekleidungsfabriken
unternehmen. Dies wäre ganz einfach möglich, indem sie die Lizenz-
und Sponsoringverträge änderten. Bisher haben die olympischen
Verbände diesen Skandal in inakzeptabler Weise ignoriert. Fairplay
galt nicht als Voraussetzung, weder für Athen-2004-Sponsoren (z.B.
Adidas), noch für den Produzenten der Olympia-Uniformen (Mizuno)
oder die unzähligen Lizenznehmer von Olympia-Artikeln. Wenn das IOK
den Weg weist, werden auch die nationalen Komitees und die
Sportfirmen folgen. Die Marketingartikel für Athen 2004 sind
weitgehend produziert. Im Hinblick auf die Olympiade in Beijing 2008
sollte jetzt ein branchenweiter Aktionsplan formuliert werden.
Unterstützung erhielt die Olympia-Kampagne nun auch vom Europäischen
Parlament. Am Donnerstag, 22. April 2004 nahm dieses bei einer
Sitzung in Straßburg eine Resolution an und rief die Europäische
Kommission auf, mit der ILO zusammenzuarbeiten, um das IOK zu
überzeugen, die international anerkannten Arbeitsrechte in die
Olympia-Charta aufzunehmen. Es forderte die Branche (IOK, WFSGI,
Unternehmen) eindringlich auf, "Verhandlungen zur branchenweiten
Durchsetzung der Arbeitsstandards der Internationalen
Arbeitsorganisation (ILO)" aufzunehmen. Die Organisationen aus
Entwicklungspolitik, Konsumentenschutz, dem fairen Handel sowie
Gewerkschaften und Jugendverbände, welche die Olympia-Kampagne
mitunterstützen, sind überzeugt, dass - wenn die Zusammenarbeit des
IOK, der Markenfirmen und der Internationalen Arbeitsorganisation
ILO gelänge die Probleme überwunden werden können. Gemeinsam rufen
sie dazu auf, als Gruppe oder als Einzelperson den Olympia-Appell zu
unerzeichnen (siehe unter: www.evb.ch). Bildmaterial und weitere Berichte für die Medien unter:
www.evb.ch Auskünfte:
Stefan Indermühle, EvB, Tel.: 01 277 70 00, Mail: ccc@evb.ch
Jean-Claude Prince, USS, Tél.: 079 689 45 84, Mail: jean-
claude.prince@sgb.ch
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100003695/100474203
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