Medienmitteilung
SNF: Patientenorientierte klinische Forschung wird verstärkt
2005-12-14T08:00:00
Bern (ots) - Unheilbare Krankheiten besser verstehen und
behandeln Der Schweizerische Nationalfonds hat drei Kohortenstudien
bewilligt. Die flächendeckenden Langzeitstudien untersuchen anhand
von grossen Patientengruppen Entstehung und Verlauf von bestimmten
Krankheiten und verbessern deren Behandlung. Die Erhebung von Daten zu Hepatitis C und chronischen
Darmentzündungen sowie eine nationale Plattform zur Analyse von
Gesundheitsdaten: Diese Ziele verfolgen drei Kohortenstudien, die
vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziell unterstützt
werden. Jede Studie wird während drei Jahren mit etwa zwei Millionen
Franken gefördert. Neben den drei bereits bewilligten Kohorten
werden zur Zeit drei weitere Gesuche genauer geprüft. Insgesamt hat
der Bund dem SNF für die Förderung der klinischen Forschung von
2004 bis 2007 rund 35 Millionen Franken zur Verfügung gestellt. In der klinischen Forschung, die sich mit den Ursachen, dem
Verlauf und der Therapie von menschlichen Krankheiten befasst,
nimmt die Schweiz eine Aussenseiterrolle ein. Die zeitintensive
Betreuung der Patienten hindert viele junge Ärztinnen und Ärzte
daran, sich auch noch wissenschaftlich zu betätigen. Vor dem
Hintergrund dieser Nachwuchsprobleme hat der Bund den SNF mit der
Förderung der klinischen Forschung beauftragt. Erfolgreiches Beispiel HIV-Kohorte
Dass sich die Schweiz gut für Kohortenstudien eignet, hat bereits
die schweizerische HIV-Kohortenstudie gezeigt, die auch
international für Aufsehen sorgte. Sie umfasst die anonymisierten
Daten von über 13'000 HIV-infizierten Personen, darunter fast drei
Viertel der gemeldeten Aidsfälle. Die Resultate der Studie haben
einen direkten Einfluss auf die hohe Betreuungsqualität in der
Schweiz: So konnte etwa die Wirksamkeit neuer Anti-HIV-Therapien
nicht nur dokumentiert sondern auch verbessert werden.
Vergleichbare Studien werden nun auch mit der Swiss IBD Cohort
Study über entzündliche Darmerkrankungen und mit der
Schweizerischen Hepatitis-C-Kohortenstudie durchgeführt.
Dagegen soll mit der Swiss National Cohort eine Plattform
geschaffen werden, die anonyme Gesundheitsdaten aus verschiedenen
Quellen wie Volkszählungen oder Sterberegistern zusammenführt und
vernetzt. Mit den Daten dieser drei Kohortenstudien werden
Forschende auch weitere, untergeordnete Studien durchführen können.
Diese müssen ebenfalls vom SNF bewilligt werden, wie Daniel
Scheidegger betont, der sich als Vizepräsident der
Abteilung «Biologie und Medizin» im Forschungsrat des SNF mit der
Evaluation der vorliegenden Studien befasst hat. Anspruchsvolles Auswahlverfahren
Auf die Ausschreibung des SNF waren 43 Projektskizzen eingereicht
worden, von denen neun in die engere Auswahl kamen. Kriterien für
die Unterstützung waren neben der gesundheitspolitischen Bedeutung
vor allem die flächendeckende Vernetzung und die fachübergreifende
Zusammenarbeit mit anderen Instituten. Evaluiert wurden die
Projekte auf einer ersten Stufe von der Kommission für
Patientenorientierte Klinische Forschung (PaKliF), einem Gremium
des Nationalen Forschungsrats. Um die wissenschaftliche Qualität
des Auswahlverfahrens zu gewährleisten, setzte der Forschungsrat
zusätzlich ein internationales Kohorten-Review-Panel ein. Ausserdem
wurden von weiteren internationalen Experten schriftliche Gutachten
eingeholt. Weil bei neu lancierten Kohortenstudien der Erfolg schwer
abschätzbar sein kann, werden die Projekte in zwei Jahren von den
Expertengremien neu evaluiert, wie Daniel Scheidegger erklärt. Nach
fünf Jahren kann ein weiteres Unterstützungsgesuch eingereicht
werden. «Es muss auch möglich sein, eine Studie wieder zu stoppen»,
betont Scheidegger. Was ist eine Kohortenstudie?
Unter einer Kohorte versteht man eine mehrere tausend Personen
umfassende Gruppe von Patientinnen und Patienten, die sich gewisse
gesundheitliche Merkmale teilen. Mit Kohortenstudien werden die
Gesundheitsdaten von solchen Patientengruppen über längere
Zeiträumen hinweg analysiert. Auf diese Weise lassen sich wertvolle
Informationen über Krankheiten gewinnen, über die noch zu wenig
bekannt ist. Ausserdem kann die Wirksamkeit von Therapien oder das
psychische und soziale Wohlbefinden der Betroffenen untersucht
werden. Weitere Auskünfte über Forschungspolitik
und Kohortenstudien:
Prof. Daniel Scheidegger
Vizepräsident der Abteilung «Biologie und Medizin»
des Forschungsrats des SNF
Departement Anästhesie
Universitätsspital Basel
Spitalstrasse 21
CH-4031 Basel
Tel. +41 (0)61 265 72 54
E-Mail: dscheidegger@uhbs.ch Weitere Auskünfte über das Auswahlverfahren:
Dr. Aysim Yilmaz
Schweizerischer Nationalfonds
Abteilung «Biologie und Medizin»
Wildhainweg 3
Postfach 8232
CH-3001 Bern
Tel. +41 (0)31 308 22 22
E-Mail: ayilmaz@snf.ch Der Text dieser Medienmitteilung sowie die Zusammenfassungen der
drei Kohortenstudien stehen auf der Website des Schweizerischen
Nationalfonds zur Verfügung: www.snf.ch/medienmitteilung
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100002863/100501735
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