Medienmitteilung
SNF: Bild des Monats Juni 2006: Grosse Vielfalt bei schweizerischen
Rebsorten
2006-06-20T09:15:00
Bern (ots) - Bild und Text unter:
http://www.presseportal.ch/de/galerie.htx?type=obs Das genetische Profil von Rebsorten im Internet Ein Biologenteam der Universität Neuenburg stellt im Internet
die
genetischen Profile aller in der Schweiz kultivierten Rebsorten zur
Verfügung. Diese Datenbank, die «Swiss Vitis Microsatellite
Database», wurde im Nationalen Forschungsschwerpunkt
«Überlebenserfolg von Pflanzen» mit finanzieller Unterstützung des
Staatssekretariats für Bildung und Forschung realisiert. Die im Rahmen des Nationalen Forschungsschwerpunkts
«Überlebenserfolg von Pflanzen» entstandene Datenbank «Swiss Vitis
Microsatellite Database» (SVMD) steht ab sofort im Internet zur
Verfügung. Sie zeigt die grosse Vielfalt der Schweizer Rebsorten
auf. «Mit mehr als hundert erfassten Sorten hält die Schweiz wohl
den Weltrekord, was die Anzahl Rebsorten auf einer so kleinen
Weinbaufläche von nur gerade rund 15'000 Hektaren betrifft»,
vermutet José Vouillamoz. Er hat das Projekt zusammen mit der
Spezialistin für die Wilde Weinrebe, Claire Arnold, durchgeführt.
Die beiden Forschenden haben 125 heute in der Schweiz kultivierte
Rebensorten gefunden. 103 Sorten gehören zur Edlen Weinrebe (Vitis
vinifera). Ausserdem haben sie im Wallis 32 Individuen der Wilden
Weinrebe gezählt. Genetischer Fingerabdruck Hinsichtlich der Verbreitung der verschiedenen Sorten bestehen
allerdings beträchtliche Unterschiede. Rund 80 Prozent der 15'000
Hektaren sind mit nur gerade vier Sorten bebaut: Chasselas, Pinot,
Gamay und Merlot. Einzig bei Chasselas handelt es sich dabei um
eine lokale Sorte der Genferseeregion, die drei übrigen Sorten sind
ursprünglich aus Frankreich eingeführt worden. «Die Fülle der in
der Schweiz kultivierten Rebsorten verspricht eigentlich eine
grosse Vielfalt an Weinbauprodukten. Doch diese wird durch die
Vormachtstellung der vier häufigsten Sorten stark eingeschränkt»,
erklärt José Vouillamoz, der in seiner persönlichen Datenbank
bereits beinahe 2000 genetische Profile von Reben aus der ganzen
Welt zusammengetragen hat. Seit der Lancierung des Projekts im vergangenen Herbst haben
Claire Arnold und ihr Kollege 582 DNA-Proben verarbeitet, 175 davon
wurden von Andrea Frei an der Forschungsanstalt Agroscope in
Wädenswil analysiert. Für die Analyse wird DNA von sehr jungen, ein
bis zwei Zentimeter langen Blättern gewonnen. Dann werden
genetische Fingerabdrücke für detaillierte Vergleiche angefertigt,
mit denen zum Beispiel gleiche Sorten mit verschiedenen Namen
aufgespürt werden können. So erwies sich die in Wädenswil als
Seidentraube geführte Rebsorte als identisch mit der Sorte Lignan
Blanc von der Universität von Kalifornien in Davis. Die meisten Rebstöcke wurde von der Forschungsanstalt Agroscope
bereit gestellt, 58 Reben stammen von privaten Sammlern, 88 Sorten
von Privatpersonen - Weinbauern oder Hobbywinzern. Wie von den
Forschenden erwartet, gehört ein Grossteil der Proben von privaten
Winzern zu interspezifischen Rebsorten, das heisst, sie sind
Kreuzungen zwischen amerikanischen Reben (verschiedene Arten der
Gattung Vitis) und der europäischen Rebe (eine einzige Art: Vitis
vinifera). In der SVMD fallen in diese Kategorie 22 genetische
Profile, hauptsächlich aus dem Tessin. José Vouillamoz und Claire
Arnold sind insgesamt nur gerade auf zwei aus dem Wallis stammende
Proben gestossen, bei denen sich die Sorte nicht bestimmen liess.
Es lässt sich jedoch nicht ausschliessen, dass es sich dabei
einfach um eine spontane Kreuzung zwischen zwei Rebsorten handelt,
die sich im Weinberg verbreiten konnte. Erhaltung traditioneller Rebsorten Ausgangspunkt dieser Arbeit war die Frage nach der
Zweckmässigkeit eines Anbaus so vieler verschiedener Rebsorten in
der Schweiz. Dass lokale Kostbarkeiten wie die Sorten Amigne de
Vétroz (VS) oder Completer aus Graubünden um jeden Preis erhalten
und geschützt werden müssen, stand für die beiden Forschenden immer
ausser Zweifel. Dagegen stellen Sorten, die in jüngerer Zeit
eingeführt wurden, wie Mourvèdre aus Spanien und Nero dAvola aus
Sizilien oder auch interspezifische Sorten wie Noah und Clinton für
den schweizerischen Weinbau kaum eine Bereicherung dar. Es ist
sinnvoller, sich auf traditionelle oder als einheimisch geltende
Reben zu konzentrieren, bevor ausländische Sorten getestet werden,
deren Verhalten unter den Schweizer Bedingungen nicht vorhersehbar
ist. Ausserdem eröffnen auch neue, an der Forschungsanstalt
Agroscope entwickelte (intraspezifische) Kreuzungen wie Gamaret
oder Garanoir interessante Perspektiven, insbesondere auf Grund
ihrer höheren Resistenzen gegenüber Krankheiten. Die Erstellung der
SVMD-Datenbank erfolgte dank der Teilnahme der Schweiz am
europäischen Weinbau-Forschungsprogramm COST 858. Sein Hauptziel
ist die Untersuchung biologischer Vorgänge bei der Reifung der
Trauben, bei der Abwehr von Krankheiten oder bei Trockenheit. Da in
der schweizerischen Datenbank eine Vielzahl von Rebsorten aus der
ganzen Welt erfasst ist, stellt sie ein nützliches Referenzwerk
auch für ausländische Laboratorien dar. Die Website der «Swiss Vitis Microsatellite Database»:
www.unine.ch/nccr/svmd Für weitere Informationen:
Universität Neuenburg
NFS Plant Survival
Rue Emile-Argand 11
CH-2009 Neuenburg Dr. Claire Arnold
E-Mail: claire.arnold@unine.ch
Tel. +41 32 718 25 03 Dr. José Vouillamoz
E-Mail: jose.vouillamoz@unine.ch
Tel. +41 27 322 71 65 oder +41 79 299 49 40 Text und Bild dieser Medieninformation können auf der Nationalfonds-
Homepage abgerufen werden http://www.snf.ch/medienmitteilung
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100002863/100511471
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