Medienmitteilung
Lohnrunde 2006/07 in der Maschinenindustrie, der chemisch-pharmazeutischen Industrie und der Elektrizitätswirtschaft -
Aufschwung auch bei den Löhnen!
2006-06-29T10:30:00
Zürich (ots) - Die Wirtschaft in der Schweiz profitiert von einem
Wachstum wie schon lange nicht mehr. Die Angestellten Schweiz
fordern, dass sich dies deutlich spürbar auf die Löhne der
Angestellten auswirken muss. Die Reallöhne müssen in der Maschinen-,
Elektro- und Metallindustrie, in der chemisch-pharmazeutischen
Industrie und in der Elektrizitätswirtschaft um mindestens 1%
steigen. Die Mitarbeitenden sind am Erfolg ihres Unternehmens in
Form einer zusätzlichen Lohnerhöhung zu beteiligen. Im Weiteren
riefen die Angestellten Schweiz dazu auf, den Arbeitsplätzen in der
Industrie Sorge zu tragen. Dies untermauerten sie mit einer Studie,
die sie bei der Universität St. Gallen in Auftrag gegeben hatten.
Die Studie zeigt auf, dass für Schweizer Unternehmen der Hauptgrund
für ein Auslandengagement der dortige Marktzugang ist und dass dies
positive Auswirkungen auch auf die Arbeitsplätze in der Schweiz hat. An der Medienorientierung vom 29. Juni 2006 in Bern stellten die
Angestellten Schweiz eine Deskstudie des Forschungsinstituts für
empirische Ökonomie und Wirtschaftspolitik der Universität St.
Gallen vor. Diese nennt für ein Auslandengagement von Schweizer
Unternehmen zwei Hauptmotive: Besserer Zugang zu den Märkten, in
denen investiert wird Kostensenkung Das wichtigere dieser beiden
Motive, das geht aus der Studie deutlich hervor, ist das erste. Das
Kostenmotiv steht im Moment an zweiter Stelle, es verliert aber
zumindest für Länder, mit denen bereits Beziehungen bestehen, nicht
unbedingt für neue Zielländer zunehmend an Bedeutung, da die
Preise und Löhne im Ausland schneller steigen als in der Schweiz. Investitionen in neue Märkte bringen auch mehr Arbeitsplätze in der
Schweiz Wird aus Gründen des verbesserten Marktzugangs investiert,
so werden zwar viele Arbeitsplätze im Ausland geschaffen, aber die
Bilanz ist für die Schweiz ebenfalls positiv: Kann nämlich insgesamt
mehr produziert werden, hat dies auch positive Effekte auf die
Arbeitplatzsituation in den Hauptsitzen. D.h., dort werden ebenso
Arbeitsplätze geschaffen, wenn auch in weit geringerem Mass als im
Ausland. Gegen ein Auslandengagement aus absatzorientierten Motiven
haben die Angestellten Schweiz nichts einzuwenden. Sie warnen aber
Unternehmen davor, aus Kostengründen unüberlegt im Ausland zu
investieren oder auf der anderen Seite die Löhne der hier
Angestellten zu senken. Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Im Moment ist nicht zu befürchten, so interpretieren die
Angestellten Schweiz die Ergebnisse der Studie, dass Industrie-
Arbeitsplätze im grossen Stil ins Ausland abwandern. Sie rufen aber
die Arbeitgeber dazu auf, alles daran zu setzen, dieses zu
verhindern. Auslandengagement hat kaum Auswirkungen auf Löhne im Inland Aus der
Studie können keine Auswirkungen eines Auslandengagements auf die
Löhne in der Schweiz abgeleitet werden. Die Globalisierung führt
also offenbar nicht zu einem Druck auf unsere Löhne. Ein Grund dafür
dürfte darin liegen, dass im Ausland nicht nur die Löhne tiefer
sind, sondern auch die Produktivität der Arbeitnehmenden. Man muss
die Situation aber im Auge behalten, denn sie kann sich schnell
ändern. Um unsere hohen Löhne zu rechtfertigen, müssen wir
Produktivitätsfortschritte machen. Dazu braucht es fähige und
motivierte Mitarbeitende. Diese haben wir im Moment in der Schweiz,
aber dass es so bleibt, dazu braucht es Anstrengungen von beiden
Seiten den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern. Sie beide sind
aufgefordert, weiter zu investieren in die Angestellten, das Human
Capital, respektive in sich selbst. Die Arbeitnehmer müssen
arbeitsmarktfähig sein, forderte Vital G. Stutz. Wenn die Globalisierung kaum Auswirkungen auf die Löhne in der
Schweiz hat, so zieht sie doch Anpassungen bezüglich der hier
verbleibenden Tätigkeiten nach sich. Eine der in der Studie der
Angestellten Schweiz untersuchten Studien zeigt auf, dass sich die
Qualifikationsstruktur der Beschäftigten in den neunziger Jahren in
erheblichem Mass in Richtung Hochqualifizierte verschoben hat. Der
Zuwachs ist bei den auslandaktiven Unternehmen wesentlich stärker
als bei denjenigen ohne Auslandpräsenz. Für Menschen mit weniger
guten Qualifikationen dürfte es zunehmend schwieriger werden, in der
Industrie einen Arbeitsplatz zu finden. Hier sind die PoltikerInnen
und die Wirtschaft gefordert, sagte Vital G. Stutz. Lohnforderungen für die Maschinenindustrie: Kaufkraftausgleich plus
1% Reallohnzuwachs plus 1% Erfolgsbeteiligung Die Forderungen der
Angestellten Schweiz für die MEM-Industrie berechnen sich nach der
Formel Kaufkraftausgleich + 1% Reallohnzuwachs + 1%
Erfolgsbeteiligung. Die Angestellten Schweiz rechnen mit einer Teuerung von rund 1,5%.
Diese muss auf jeden Fall ausgeglichen werden. Einzige Ausnahme sind
Unternehmen, die aktuell in einer Krise stecken. Dort akzeptieren
die Angestellten Schweiz auch eine Nullrunde. Für die 1% Reallohnzuwachs gilt dasselbe: Die Angestellten Schweiz
fordern sie von allen Unternehmen, die nicht in einer Krise sind,
ein. Und zwar für alle Lohnstufen ausser den obersten Kaderstufen.
Nur so kann die Reallohnerhöhung, die die Mitarbeitenden der MEM-
Industrie mehr als verdient haben, nachhaltig gesichert werden. Vielen Unternehmen der Branche geht es recht gut. Dies soll endlich
allen Mitarbeitenden zugute kommen, die zum Erfolg beigetragen
haben, nicht nur einigen wenigen Topkadern. Die Angestellten Schweiz
schlagen dafür für solche Unternehmen eine Erfolgsbeteiligung in
Form einer Lohnerhöhung von bis zu einem weiteren Prozent für alle
Lohnstufen ausser den obersten Kaderstufen vor. Somit ergibt sich für die Lohnerhöhung eine Bandbreite von 0%
(Unternehmen in der Krise) bis 3,5% (Unternehmen mit hohen
Gewinnen). Diese Forderungen nehmen Rücksicht auf den aktuellen
Geschäftsgang der Unternehmen und sind angesichts der
Konjunkturaussichten absolut realistisch, zeigte sich Vital G.
Stutz überzeugt. Lohnforderungen für die chemisch-pharmazeutische Industrie: 3 bis 4%
Lohnzuwachs Mit Blick auf die guten Konjunkturaussichten, die
mehrheitlich guten Jahresabschlüsse 2005 und überwiegend positiven
Quartalsergebnisse 2006, fordern die Angestellten Schweiz für die
Branche Chemie/Pharma wie bereits im Jahr 2005 einen Zuwachs um 3
bis 4 Prozent der Bruttolöhne. Diese 3 bis 4 Prozent richten sich
nach dem jeweiligen Geschäftsgang der Unternehmen. Anzumerken ist,
dass die Wachstumsraten in der Chemie im Gegensatz zur Pharma
teilweise stagnieren. Diesem Umstand muss bei den jeweiligen
Lohnforderungen Rechnung getragen werden. Lionel Lecoq, Vorstandsmitglied der Angestellten Schweiz, Branche
Chemie/Pharma, betonte, dass es ihm sehr wichtig sei, dass alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den guten bis sehr guten
Geschäftsgängen profitieren können. Die Lohnschere darf sich in
Zukunft nicht noch weiter öffnen, wie sie das gemäss Untersuchungen
von Travail.Suisse im letzten Jahr getan hat. Für die Löhne der
nicht dem oberen Kader angehörige Angestellte gebe es daher einen
Nachholbedarf. Wie für die Maschinenindustrie fordern die Angestellten Schweiz auch
für die Branche Chemie/Pharma einen Reallohnzuwachs von 1%. Zusammen
mit der Teuerung und einer Erfolgsbeteiligung von rund 0,5 bis 1,5%
ergibt das die gerechtfertigte Forderung von 3 bis 4%. Ein Lohnzuwachs in diesem Rahmen wird sich mit Sicherheit
motivierend auf die Arbeitnehmenden der Branche auswirken, gab sich
Lionel Lecoq überzeugt. Denn diese trügen zu einem grossen Teil den
Aufschwung mit, der sich unbedingt auch bei den Löhnen widerspiegeln
müsse. Lohnforderungen für die Elektrizitätswirtschaft: Gewinne und gute
Zukunftsaussichten müssen sich auf die Löhne auswirken Kürzlich trat
der Verband der Personalvertretungen der Schweizerischen
Elektrizitätswirtschaft, VPE, als Branchenverband der
Elektrizitätswirtschaft den Angestellten Schweiz bei. Daher stellen
die Angestellten Schweiz neu auch Lohnforderungen für diese Branche. Das Jahr 2005 war in der Elektrizitätswirtschaft geprägt von
Gewinnen und guten Zukunftsaussichten. Dies muss sich auch auf die
Löhne auswirken, daher fordern die Angestellten Schweiz für die
Branche Elektrizitätswirtschaft einen Zuwachs der Löhne um die
Teuerung plus eine Reallohnerhöhung um 1 bis 2% (je nach
wirtschaftlicher Lage des Unternehmens). Alle Mitarbeitenden haben zum guten Geschäftsgang beigetragen,
deshalb sollen auch alle Lohnstufen von einer Lohnerhöhung
profitieren, sagte Bernd Frieg, Vorstandsmitglied der Angestellten
Schweiz, Branche Elektrizitätswirtschaft. Eine ausschliesslich
leistungsbezogene Erhöhung der Löhne, wie vielfach praktiziert,
lehnten die Angestellten Schweiz ab. Stattdessen schlagen wir eine
Reallohnerhöhung für alle in Kombination mit einmaligen Boni vor.
Eine solche Regelung wirkt sich motivierend auf alle Mitarbeitenden
aus und stärkt den Zusammenhalt und Teamgeist. Bernd Frieg wies darauf hin, dass in den kommenden Jahren grosse
Herausforderungen auf die Elektrizitätswirtschaft zukommen. Der
Stromverbrauch könne je länger je weniger aus einheimischer
Produktion gedeckt werden. Daher seien in der Schweiz dringend
Investitionen erforderlich, um neue Kapazitäten zu schaffen. Die
Mitarbeitenden der Elektrizitätswirtschaft sind bereit, an dieser
anspruchsvollen Aufgabe zum Nutzen aller Bürgerinnen und Bürger
mitzuwirken, betonte Bernd Frieg. Die sich verstärkende
Auslandsabhängigkeit zu vermindern könne aber nur mit Hilfe der
Politik gelingen, die für günstige Rahmenbedingungen sorgen müsse.
Letztlich würden damit bestehende Arbeitsplätze in der Schweiz
gesichert und neue geschaffen. Für Rückfragen:
Vital G. Stutz, Geschäftsführer Angestellte Schweiz, Tel. 044 360 11
11, Natel 079 639 73 03 Die Angestellten Schweiz sind die stärkste Arbeitnehmerorganisation
der Branchen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM),
Chemie/Pharma und Elektrizitätswirtschaft. Rund 27 000 Angestellte
sind Mitglied. Angestellte Schweiz entstand aus dem Zusammenschluss
der beiden Verbände Angestellte Schweiz VSAM (MEM, gegründet 1918)
und VSAC (Chemie, gegründet 1993). Im Sommer 2006 stiess der Verband
der Personalvertretungen der Schweizerischen Elektrizitätswirtschaft
(VPE) dazu.
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https://www.presseportal.ch/de/pm/100006251/100512091
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