Medienmitteilung
SGB würdigt den verstorbenen Walter Renschler: Er hat die Schweizer
Gewerkschaftsbewegung massgeblich geprägt
2006-07-20T13:56:59
Bern (ots) - Walter Renschler, SGB-Präsident von 1990 bis 1994
und
geschäftsleitender Sekretär des VPOD von 1974 bis 1994 ist am
letzten Montag in Zürich gestorben. Mit Walter Renschler verliert
der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) eine Persönlichkeit, die
die Arbeitnehmerbewegung in wichtigen Positionen während mehr als 20
Jahren massgeblich geprägt hat. Walter Renschler wurde am 20. April 1932 in Zürich geboren. Jener
Stadt, in der er seine Studien bis zum Dr. oec. publ. absolvierte,
und die dann auch Ausgangspunkt seiner journalistischen, politischen
und gewerkschaftlichen Arbeit war. Diese Arbeit allerdings reichte
weit über Zürich hinaus. Renschlers Interesse galt im wahrsten Sinne
des Wortes der ganzen Welt. Das bewies er durch sein Engagement in
der Entwicklungshilfe und der Entwicklungspolitik. Das belegte er
durch seine langjährige Tätigkeit als einer der profiliertesten
Parlamentarier und Aussenpolitiker unseres Landes. Das zeigte er
aber auch als Gewerkschaftsführer. Und das erfuhr man immer wieder
in Gesprächen mit ihm, ob sich diese nun um Kultur, Politik oder
einfach um Menschen drehten. Zum Präsidenten des SGB ist Walter Renschler 1990 in Interlaken
nicht zuletzt deshalb gewählt worden, weil er mit einem klaren
Programm der Erneuerung der schweizerischen Gewerkschaftsbewegung
angetreten ist. Das von ihm geprägte Wort der Begrünung der
Gewerkschaftswüsten hat sich seither in viele Gewerkschafter- und
Gewerkschafterinnenköpfe eingegraben. Seine Initialzündung hatte
Erfolg: Heute sind unter dem Dach des SGB auch EDV-Spezialistinnen
und Spezialisten, das Bankpersonal, Orchestermusikerinnen und -
musiker oder Flugpersonal organisiert und die Begrünung der Wüsten
geht weiter. Eine Bewegung, die Walter Renschler tatkräftig unterstützte, und
die ihm besonders viel bedeutete, war die Frauenbewegung, die
während seines SGB-Präsidiums im Frauenstreik ein eindrückliches
Zeichen setzte. Walter Renschler war kein Typ, der in ein einfaches
Holzschnittmuster passte. Er war kein hemdsärmliger Büezertyp,
kein klassenkämpferischer Ideologe, kein Technokrat. Sein Vater war
Arbeiter in einer Schuhfabrik. In der Gewerkschaft engagiert zu
sein, war in der Familie eine Selbstverständlichkeit. Präsident der
grössten Arbeitnehmerorganisation des Landes wurde er in einer
schwierigen Zeit: Ich habe nie erwartet, dass die Arbeitgeber
derart verantwortungslos ihre Profite maximieren und die sozialen
Folgen dem Staat abschieben, hat er einmal gesagt. Sein Rezept, das
er dagegen setzte, war die Solidarität: Solidarität ist der
Lebensnerv der Gewerkschaftsbewegung. Mit Walter Renschler verliert die Schweizer Gewerkschaftsbewegung
nicht nur einen Mann, der sie während vieler Jahre massgeblich
geprägt hat. Sie verliert auch eine Persönlichkeit, die sie immer
gedrängt hat, zu neuen Ufern aufzubrechen. Für die Zukunft der
Bewegung war er zuversichtlich: Ich habe keine Angst um die
Gewerkschaftsbewegung ganz sicher nicht, solange wir mit solchen
Arbeitgebern leben müssen, sagte er provozierend anlässlich seiner
Pensionierung 1994. SCHWEIZERISCHER GEWERKSCHAFTSBUND Die Abdankung findet am Dienstag, 25. Juli 2006 um 14.00 Uhr in der
Friedhofskapelle Witikon, Zürich
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