Medienmitteilung
SNF: Bild des Monats August 2006: Schöner Erfolg der
Grundlagenforschung
2006-08-23T09:00:00
Bern (ots) - Bild und Text unter:
http://www.presseportal.ch/de/galerie.htx?type=obs Schweizer Entwicklung zur Früherkennung von Blasenkrebs wird zum
Goldstandard Ein mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds von
Forschenden der ETH Lausanne entwickeltes Molekül, wird zum
Goldstandard* bei der Früherkennung von Blasenkrebs. Das Produkt
mit dem Namen Hexvix® hat bereits 2005 die Hürden der europäischen
Zulassung genommen und wartet nun auf das grüne Licht der
amerikanischen Zulassungsbehörde. Die Substanz lässt Blasentumore
fluoreszieren. Dadurch lassen sie sich bei der Endoskopie leichter
lokalisieren und können vollständig entfernt werden. Dies senkt die
Gefahr, dass der Krebs wieder auftritt - ein wissenschaftlicher,
medizinischer und wirtschaftlicher Erfolg. Ein wirtschaftlicher Nutzen scheint in der Grundlagenforschung
oft genug in weiter Ferne zu liegen. Die Entwicklung von Hexvix®
ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich selbst bei
Grundlagenforschung, die weit von einer direkten Nutzung entfernt
ist, durchaus Anwendungsmöglichkeiten ergeben können, manchmal
sogar sehr erfolgreiche: Nachdem die europäischen
Zulassungsbehörden 2005 grünes Licht gaben, wurde Hexvix® in diesem
Jahr von der Europäischen Gesellschaft für Urologie zum
Goldstandard* für die Früherkennung von Blasentumoren erklärt. Bald FDA-Zulassung
Diese Nachricht ist für Hubert van den Bergh und sein
Forschungsteam an der ETH Lausanne, die das Molekül mit
Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds entwickelt haben,
äusserst erfreulich, aber auch für die beiden Unternehmen Photocure
ASA und General Electric Healthcare, die das Produkt unter dem
Namen Hexvix® vertreiben. Sie erwarten nun die Zulassung der Food
and Drug Administration (FDA), deren Entscheid in Kürze fallen
sollte. Der seit 1973 an der ETH Lausanne forschende Hubert van den
Bergh, ist heute Professor im Laboratorium für Luft- und
Bodenverschmutzung. «Der rote Faden meiner Laufbahn ist der Laser.
Er lässt sich sowohl für den Nachweis von Verschmutzungen in der
Atmosphäre als auch im klinischen Bereich verwenden», erklärt er. Die leuchtende Spur führt bis zum Abenteuer Hexvix®. Dieses
begann Anfang der 1980er Jahre, als Hubert van den Bergh die
Mediziner Philippe Monnier und Patrice Jichlinski vom
Universitätsspital Lausanne sowie den Physiologen Pavel Kucera von
der Universität Lausanne kennen lernte. Mit ihnen und mit seinen
Mitarbeitern Georges Wagnières und Norbert Lange hat er
verschiedene Forschungsprojekte zur Photodetektion und
Phototherapie im medizinischen Bereich lanciert. Hubert van den Bergh interessierte sich schon bald für die
Blasenkrebsforschung. Er erfuhr, dass sich die Krankheit mangels
Früherkennung oft als sehr aggressiv erweist: Bei den jährlich
200'000 neuen Fällen in Europa und den USA verlaufen rund 30
Prozent tödlich. Erste Spuren eines Tumors bleiben mit den
klassischen Visualisierungsmethoden, den endoskopischen Kameras,
mit denen das Blaseninnere untersucht wird, meist unerkannt. Hämoglobin-Vorläufer
«Ein Aspekt brachte uns auf die richtige Spur»,
erinnert sich Hubert van den Bergh. Einige Forschungskollegen
hatten festgestellt, dass ein Blasentumor nach dem Kontakt mit
Aminolävulinsäure eine ungewöhnlich hohe Konzentration an
Protoporphyrin IX, ein Hämoglobin-Vorläufermolekül, aufweist.
Dieses Molekül hat fluoreszierende Eigenschaften. Theoretisch würde
es reichen, den Tumor mit Licht geeigneter Wellenlänge anzuregen,
damit er fluoresziert und sich genau eingrenzen lässt, selbst wenn
er sich noch in einem sehr frühen Stadium seiner Entwicklung
befindet. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er erfolgreich
behandelt werden kann. Protoporphyrin IX verliert allerdings seine fluoreszierenden
Eigenschaften, wenn es ein Eisenatom aufnimmt. Dies geschieht sehr
rasch nach seiner Entstehung auf dem Syntheseweg zu Hämoglobin. «Um
den Tumor besser sichtbar zu machen, hatten wir deshalb ein nicht
unerhebliches Problem zu lösen: Wir mussten die Konzentration von
Protoporphyrin IX erhöhen, indem wir seine Bildung in den
Tumorzellen erleichterten», erklärt der Forscher. Das Lausanner
Team veränderte die Aminolävulinsäure deshalb durch das Anhängen
einer molekularen Kette, die sozusagen als Sesam-öffne-dich wirkt,
sodass der Stoff besser in die Zellen eindringen kann. Dann wurden anstelle klassischer Endoskope solche gewählt, die
Licht einer genau festgelegten Wellenlänge aussenden können und mit
einem Filter ausgerüstet sind, mit dem sich die fluoreszierenden
Stellen detektieren lassen. Nach der Verabreichung von Hexvix® muss
weniger als eine Stunde gewartet werden, bis das Präparat wirkt,
dann wird das Endoskop eingeführt. Allfällige Tumorzellen werden
nun sichtbar und können sofort entfernt werden. Eine bisher
konkurrenzlose Methode, die zu Recht den stolzen
Titel «Goldstandard*» für die Früherkennung von Blasentumoren
trägt. * In der Medizin bezeichnet der Goldstandard die beste und
zuverlässigste Methode zum Nachweis einer Krankheit, zu deren
Therapie oder zur Planung einer Studie. Informationen zum Projekt:
Prof. Hubert van den Bergh
Laboratoire de pollution atmosphérique et du sol
EPFL-ENAC-ISTE
CH-1015 Lausanne
Tel.: +41 (0)21 693 36 20
E-Mail: hubert.vandenbergh@epfl.ch
http://lpas.epfl.ch/PDT/ Dr. Georges Wagnières
Institut des sciences et ingénierie chimiques
EPFL-SB-ISIC-GE
CH-1015 Lausanne
Tel.: + 41 (0)21 693 31 20
E-Mail: georges.wagnieres@epfl.ch Text und Bild dieser Medieninformation können auf der Nationalfonds-
Homepage abgerufen werden http://www.snf.ch/medienmitteilung
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100002863/100514728
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