Medienmitteilung
Salärerhebung Angestellte Schweiz 2005/2006 - Die Löhne bröckeln an den Rändern
2006-08-31T11:00:00
Zürich (ots) - Laut der neuesten Salärerhebung der Angestellten
Schweiz sind die Löhne in der Branche Maschinen-, Elektro- und
Metallindustrie (MEM) weiterhin vergleichsweise hoch.
Besorgniserregend ist jedoch, dass bei den jüngsten und ältesten
Mitarbeitenden das Lohngefüge bröckelt. In der Chemie/Pharma werden
noch höhere Saläre bezahlt und die Angestellten profitieren von
interessanten Zusatzleistungen. Weiterhin gibt es
geschlechterspezifische Unterschiede beim Lohn, wobei diese in der
Chemie/Pharma deutlich geringer ausfallen als in der MEM-Industrie.
Die Untersuchung zeigt aber auch deutlich, dass die Mitglieder der
Angestellten Schweiz gut qualifiziert sind und dementsprechend
verdienen. Die Salärerhebung der Angestellten Schweiz knüpft an eine lange
Tradition an. In diesem Jahr können neben den Resultaten für die
Branche Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) auch
Resultate für die Chemie/Pharma präsentiert werden. Wie bei der
letzten Erhebung wurde auch dieses Jahr mit dem Markt- und
Meinungsforschungsinstitut Demoscope zusammengearbeitet. Von 1957
bis 2000 wurde alle fünf Jahre eine Erhebung der Saläre
durchgeführt, seit 2000 alle drei Jahre. Insgesamt ausgewertet
wurden dieses Jahr 2581 vollständig ausgefüllte Formulare. Da die Umfragen seit Jahren nach den gleichen Kriterien durchgeführt
werden, kann die Entwicklung der Löhne der Mitglieder gut
nachverfolgt werden. Diesmal wurden erstmals die Saläre von zwei
Jahren, 2005 und 2006, erhoben. Dadurch können nicht nur die
Resultate mit den früheren verglichen werden, es besteht auch die
Möglichkeit, die aktuelle Entwicklung darzulegen. Ansehnliche Durchschnittslöhne Gemäss der im Mai/Juni 2006
durchgeführten Erhebung der Angestellten Schweiz erhält ein
Mitarbeitender in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie ein
Basissalär von durchschnittlich 7577 Franken brutto pro Monat. Das
ist auch für Schweizer Verhältnisse vergleichsweise viel.
Zurückzuführen ist dieser relativ hohe Durchschnittslohn unter den
Mitgliedern der Angestellten Schweiz aus der Maschinen-, Elektro-
und Metallindustrie einerseits darauf, dass diese eine starke
Branche geblieben ist, die viele gut dotierte Jobs anbietet.
Andrerseits liegt das Ergebnis auch in der Struktur des Verbands
begründet. Gut zwei Drittel der Angestellten, die sich an der
Erhebung beteiligten, sind Fachspezialisten und Kaderleute. Sie
verdienen mit durchschnittlich 9769 Franken im Monat (mittlere und
höhere Kader), 8'307 Franken (untere Kader) bzw. 7'700 Franken
(Spezialisten) deutlich mehr als die übrigen Mitarbeitenden, die im
Schnitt 6'231 Franken monatlich einstecken. Negativer Trend bei Löhnen für junge und für ältere Mitarbeitende
Schon bei der letzten Salärerhebung vor drei Jahren gab es Anzeichen
dafür, dass das Lohngefüge an seinen soziodemografischen Rändern zu
bröckeln beginnt. Dieser Eindruck hat sich jetzt bestätigt. Bei der
jüngsten Altersgruppe (bis 30 Jahre) stagnierten die Löhne nicht
nur, sie bildeten sich in den letzten sechs Jahren sogar leicht
zurück. Offensichtlich werden die Saläre von jungen Menschen, die
nach ihrer Ausbildung neu in den Arbeitsmarkt eintreten, gegenüber
früher nach unten korrigiert. Unter den ältesten Mitarbeitenden (ab 56 Jahren) konnte sich über
die Hälfte vom letzten auf das laufende Jahr hin lohnmässig
überhaupt nicht verbessern oder musste sogar eine Lohneinbusse in
Kauf nehmen. Und das Durchschnittseinkommen in der
Vorpensioniertengruppe ist sogar unter dasjenige der nächst Jüngeren
gefallen. Noch immer liegen die Frauenlöhne in der MEM-Industrie mit 5962
Franken monatlich deutlich hinter denjenigen der Männer (7750
Franken) zurück. Das liegt allerdings weitgehend in der Struktur
begründet. So bekleiden fast zwei Drittel der Frauen weder eine
Führungs- noch Spezialistenfunktion, aber nur ein Viertel der
Männer. Immerhin haben die Frauen in der Beobachtungsperiode etwas
von ihrem Rückstand aufholen können. Ihre Löhne zogen in den letzten
sechs Jahren deutlicher an (+13,6%) als diejenigen der Männer
(+10,7%). Bildung macht sich bezahlt Interessanterweise haben sich die Löhne
in der Maschinenbranche in den letzten sechs Jahren auch in anderer
Hinsicht eher angeglichen, als dass sich Unterschiede vergrössert
hätten. So wuchsen die Löhne der gut dotierten Jobs von (Fach-)
Hochschulabsolventen weniger stark als diejenigen von Leuten mit
einer Berufsausbildung. Noch immer sind die Unterschiede aber sehr deutlich: je höher die
Bildung, desto höher ist auch der Lohn. Allein schon eine
Zusatzausbildung nach der Berufslehre bringt gut 1'000 Franken
zusätzlich pro Monat. Wer eine Fachhochschule absolviert hat, kann
sogar mit gut 2'000 Franken mehr rechnen. Und mit Hochschulabschluss
kommen nochmals 500 Franken dazu. Bildung macht sich also im
wahrsten Sinne des Wortes bezahlt! Die Chemie zahlt (noch) besser Was für die Mitarbeitenden der
Maschinenindustrie gilt, hat noch mehr Gültigkeit für diejenigen aus
der Chemie- und Pharmabranche: die durchschnittlich 105'000 Franken
Basissalär, welche die 563 Personen verdienen, die sich an der
Umfrage von Angestellte Schweiz in dieser Branche beteiligten,
liegen klar über dem Schnitt der Schweizer Erwerbstätigen und 6,6%
über dem Durchschnittslohn der Maschinenbranche. Allein vom letzten
auf das laufende Jahr konnten die Mitarbeitenden ihren Lohn
durchschnittlich um 1,7% verbessern. Die Chemie- und Pharmabranche gehört traditionell zu den gut
zahlenden Berufszweigen. Kommt hinzu, dass über drei Viertel der
Umfrageteilnehmer in Grossunternehmen mit über 500 Mitarbeitenden
arbeiten, deren Löhne normalerweise über denjenigen von kleineren
Firmen liegen. Zudem ist der Anteil der Kaderleute und
Fachspezialisten mit 75% ausserordentlich hoch. Auch in dieser Branche gelten die obligaten Gesetzmässigkeiten:
Kaderleute und Spezialisten verdienen mehr als Mitarbeitende ohne
Führungs- und Spezialistenfunktion. Und Bildung macht sich auch hier
bezahlt. Erfreulicherweise sind die geschlechtsspezifischen
Unterschiede deutlich kleiner als in anderen Branchen. Frauen
verdienen im Durchschnitt 88% eines Männerlohns. Zum Vergleich: In
der Maschinenindustrie sind es bloss 77%. Interessante Zusatzleistungen Angestellte in der Chemie- und
Pharmabranche sind nicht nur lohnmässig vergleichsweise gut
gestellt. Sie profitieren anders als in anderen Branchen auch von
beachtlichen Zusatzleistungen ihrer Arbeitgeber. Der
durchschnittliche variable Lohnanteil macht immerhin 5'300 Franken
jährlich oder 5% des Gesamteinkommens aus (MEM: 1800 Franken bzw.
1,8%). Ausgeschüttet werden diese Entschädigungen grösstenteils in
Form von Prämien und Boni. In deren Genuss kommt die klare Mehrheit
(70%) der Mitarbeitenden. Der Anteil fällt auch bei den
Mitarbeitenden ohne Führungsfunktion nicht unter 61% und steigt bis
zu 76% bei den mittleren und höheren Kadern und sogar 78% bei den
unteren Kadern. Allerdings sind die Beträge, die ausbezahlt werden,
je nach Stellung recht unterschiedlich. Wesentlich weiter verbreitet als in anderen Branchen ist ausserdem
der Besitz von Aktien oder Optionen des eigenen Unternehmens, und
zwar durch alle Hierarchien hindurch. Angestellte Schweiz freuen und sorgen sich über die Resultate Die
Angestellten Schweiz freuen sich darüber, dass ihre Mitglieder
sowohl in der Branche MEM als auch Chemie gut qualifiziert sind und
entsprechend verdienen. Sie haben sich schon immer transparente,
faire und marktgerechte Löhne auf die Fahne geschrieben, und die
erhalten die Mitglieder offenbar zum grössten Teil. Dazu beigetragen
hat sicher auch die Salärerhebung, welche die Angestellten Schweiz
seit immerhin 70 Jahren durchführen. Sorgen bereitet den Angestellten Schweiz hingegen, dass die Löhne
der jüngsten und der ältesten Mitarbeitenden zunehmend unter Druck
geraten. Dass die Löhne einige Jahre vor der Pensionierung nicht
mehr stark wachsen oder stagnieren, dafür haben die Angestellten
Schweiz nur unter einer Bedingung Verständnis: Wenn die betroffenen
Mitarbeitenden in dieser Phase Verantwortung abgeben können und von
übermässigen Belastungen befreit werden. Sinken dürfen die Löhne
höchstens, wenn so viel Verantwortung abgegeben wird, dass es einer
Herabstufung gleichkommt. Wenig Gutes erhoffen lässt die Tatsache, dass sich die Saläre der
Angestellten bis 30 Jahre in den letzten sechs Jahren leicht
zurückgebildet haben. Unternehmen scheinen also die Löhne der neu in
den Arbeitsmarkt Eintretenden gesenkt zu haben. Was ist wohl die
Absicht dahinter? Sollen auch bei uns wie in anderen Ländern
Hochschulabgänger vermehrt zuerst nur als Praktikanten eingestellt
und entsprechend tief entlöhnt werden? Das fänden die Angestellten
Schweiz schlecht, denn dann müssten die Betroffenen noch länger auf
ein anständiges Einkommen warten. Dass die Frauenlöhne in den letzten Jahren etwas von ihrem Rückstand
auf die Männerlöhne aufholen konnten, freut die Angestellten
Schweiz, aber es befriedigt sie nicht. Der Unterschied von rund
knapp 1800 Franken ist immer noch riesig. Dass er weitgehend in der
Struktur begründet ist, ist kein Grund, sich zurück zu lehnen. Im
Gegenteil: Die Anstrengungen müssen gerade in der MEM-Industrie noch
verstärkt werden, Frauen speziell zu fördern, so dass auch Führungs-
und Spezialistenfunktionen mit Frauen besetzt werden können. Dazu
braucht es unter anderem mehr Teilzeit-Kaderstellen, mehr
Kinderbetreuung, familienfreundlichere Arbeitszeiten und eine
spezielle Laufbahnplanung für Frauen. Weiter fortgeschritten in
Sachen Lohngleichheit ist die Chemie-Industrie. Es wird spannend
sein zu verfolgen, wie sich die Frauenlöhne der beiden Branchen
weiter entwickeln werden. Da in beiden Branchen gute Basissaläre bezahlt werden, sehen die
Angestellten Schweiz durchaus Vorteile in einem fair ausgestalteten
leistungs- und/oder erfolgsabhängigen Entlöhnungssystem.
Voraussetzung dazu ist allerdings, dass ein klares und transparentes
Zielsetzungs- und Beurteilungssystem besteht, und dass dieses von
der Belegschaft und noch mehr von den Vorgesetzten verstanden und
akzeptiert wird. Der variable Lohnanteil macht in der Chemie-Branche
gemäss unserer Erhebung rund 5% aus. Das ist für die Angestellten
Schweiz ein vernünftiger Wert. Höher steigen sollte er allerdings
nicht, denn die Angestellten müssen sich auf ein Salär verlassen
können, das nicht extrem schwankt. In jedem Fall werden die Angestellten Schweiz die Entwicklung der
Löhne und die Anwendung der Lohnsysteme intensiv verfolgen. Die
Gehaltsumfrage wird dabei ein unverzichtbares Mittel bleiben. Für Rückfragen:
Vital G. Stutz, Geschäftsführer Angestellte Schweiz, Tel. 044 360 11
11, Natel 079 639 73 03 Die Angestellten Schweiz sind die stärkste Arbeitnehmerorganisation
der Branchen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) und
Chemie/Pharma. Rund 27 000 Angestellte sind Mitglied. Angestellte
Schweiz entstand aus dem Zusammenschluss der beiden Verbände
Angestellte Schweiz VSAM (MEM, gegründet 1918) und VSAC (Chemie,
gegründet 1993).
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100006251/100515211
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