Medienmitteilung
Es gibt kein Wundermittel gegen den Kater
2006-09-05T09:00:00
Lausanne (ots) - Wie kann man nach ausgiebigem Alkoholkonsum den
Blutalkoholgehalt rasch senken, damit man sich ans Steuer setzen
darf? Und welche Mittel helfen gegen den Kater am Tag danach? Die
Werbung hält für solche Fragen verführerische Antworten bereit; ein
nüchterner Blick der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und
andere Drogenprobleme (SFA) auf Laborergebnisse und
wissenschaftliche Literatur zeigt aber eindeutig: Es gibt keine
Wundermittel, die im Nu den Kopf wieder klar machen. Wer schon einmal ein paar Gläser zu viel getrunken hat, kennt das
unangenehme Gefühl am Morgen danach: Der Kopf brummt, der Magen
rumort, der Körper fühlt sich bleiern an. In solchen Situationen
nehmen selbst nüchterne Zeitgenossen gerne Zuflucht zu
abenteuerlichen Versuchen, den Kater zu verjagen: Die einen schwören
auf Rollmops, andere auf Bouillon und Käse, wieder andere trinken
Espresso mit Zitrone, schlürfen eine warme Honigmilch oder erhoffen
sich Linderung von einem Tomatensaft mit reichlich Pfeffer und Salz
oder einem Artischockenkonzentrat - alle im Glauben, den Körper
dadurch rascher zu entgiften und einen klaren Kopf zurückzugewinnen.
Ebenfalls beschritten wird der Weg der präventiven Medikamentation:
Seine Anhänger bekämpfen den Kater, bevor er auftritt, indem sie am
frühen Abend oder vor dem Zu-Bett-Gehen einige Kopfschmerztabletten
schlucken. Was taugen all diese Strategien? Die Antwort aus
wissenschaftlicher Sicht fällt ernüchternd aus - es gibt bloss drei
Dinge, die gegen den Kater helfen: Abstinenz, massvolles Trinken
(präventiv) und Geduld (im Nachhinein). Alle Versuche, mit
pflanzlichen oder chemischen Hilfsmitteln den Alkoholabbau im Körper
wesentlich zu beschleunigen, schlagen fehl. Zu diesem Schluss kommt
eine im British Medical Journal publizierte Meta-Analyse, welche die
Erkenntnisse aus 15 wissenschaftlichen Studien zum Thema "preventing
or treating alcohol hangover" versammelt. Alkoholabbau braucht Zeit Diese Erkenntnis ist für jene besonders unerfreulich, die sich am
Ende eines langen Abends oder am frühen Morgen danach ans Steuer
setzen sollten. Mit der Einführung des 0,5-Promille-Grenzwerts kamen
denn auch diverse "Wundermittel" mit viel versprechenden Namen wie
Outox, Digescool, Security Feel Better auf den Markt, die angeblich
den Blutalkoholgehalt im Nu senken, laut Werbeversprechen bis zu
sechsmal schneller als im Normalfall. "Trink dich nüchtern" und "das
Getränk, das den Ausweis rettet", lauteten die verführerischen
Botschaften. Die in Labors gemessene Realität sieht anders aus: Die
"Wundermittel" beschleunigten den Alkoholabbau in vielen Fällen gar
nicht, in Ausnahmefällen aufgrund der darin enthaltenen Fructose um
10 bis maximal 20 Prozent. Mit anderen Worten: Der Körper baute im
Idealfall 0,18 statt 0,15 Promille in einer Stunde ab - eine
Differenz, die kaum ins Gewicht fällt. Die Schweizerische Fachstelle
für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) rät deshalb von der
Verwendung solcher Produkte ab. Es gibt kein Wundermittel, weder
gegen den Kater noch gegen den Rausch. Der beste Weg bleibt, sich im
Voraus zu überlegen, wie viel man trinkt, wie man nach Hause kommt
und was am nächsten Tag auf dem Programm steht. Auskunft: Holger Schmid, Vizedirektor SFA,
Tel. 021 321 29 11
E-Mail: hschmid@sfa-ispa.ch Diese Medieninformation finden Sie auch unter:
http://www.sfa-ispa.ch/index.php?IDtheme=64&IDcat24visible=1&langue=D
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100000980/100515425
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