Medienmitteilung
SNF Medienkonferenz: Teil-Synthese des Nationalen
Forschungsprogramms 48
2006-09-28T16:00:00
Bern (ots) - Den Wert der Alpenlandschaft nutzen Die Landschaft spielt für die alpine Wirtschaft eine bedeutende
Rolle. Das Nationale Forschungsprogramm 48 «Landschaften und
Lebensräume der Alpen» zeigt in seiner heute publizierten
Teilsynthese*, dass sich dem Alpengebiet durch die Erhaltung der
Landschaft auch wirtschaftliche Chancen eröffnen sei es über
marktwirtschaftliche Strategien oder indem wir die Landschaft als
öffentliches Gut besser nutzen. Verschiedene Alpen-Regionen haben
jedoch ein begrenztes Potential, hier stellt sich die Frage nach
Unterstützung und Überlebensfähigkeit. Welchen wirtschaftlichen Wert haben Alpenlandschaften und wie
lässt sich der in Einkommen umsetzen? Dies sind zwei zentrale
Fragen, mit denen sich gut ein Dutzend Forschungsprojekte des NFP48
befasst haben. Verschiedene Wechselwirkungen im Spannungsfeld
zwischen Schützen und Nutzen zu beobachten am Beispiel der
Naturpärke, bei land- und forstwirtschaftlichen oder auch
touristischen Nutzungen - sind durch diese Projekte klarer
geworden; und es wurde Klarheit geschaffen in Bezug auf die
Finanzströme zwischen dem Alpenraum und der übrigen Schweiz. So
belaufen sich die heutigen Ausgleichszahlungen zugunsten des
Alpengebietes durch den Finanzausgleich, Subventionen und
Steuersystem auf rund 3300 Franken pro Kopf der Alpenbevölkerung.
Ohne diese Zahlungen würden die Einkommensunterschiede zum übrigen
Gebiet der Schweiz rund 31% ausmachen. Auch mit diesem Ausgleich
liegen die Einkommen im Alpenraum um 21% unter jenem der übrigen
Schweiz, wie die Forschungen gezeigt haben. Neue Märkte
erschliessen und das Schützen nutzen Die vorliegende thematische
Synthese « Den Wert der Alpenlandschaft nutzen » des NFP 48 gibt
einen fundierten Überblick über die Chancen verschiedener
Entwicklungsstrategien im Alpenraum und enthält Empfehlungen für
Entscheidungsträger. Sie zeigt, dass sich den alpinen Regionen mit
den Alpenlandschaften teilweise noch ungenutzte Chancen eröffnen.
Einerseits liegen diese Chancen in optimierten
marktwirtschaftlichen Strategien wie dem Tourismus, der Nutzung
erneuerbarer Energie (Holz, Wasser, Wind) oder einer intensiveren
Vermarktung von Produkten aus der Berglandwirtschaft.
Erfolgversprechend ist dabei die Verbindung von natürlichen
Ressourcen mit Produkten und Dienstleistungen. Zwar ist die
Konkurrenz gross, und Nischen sind immer schwieriger zu finden. Mit
Innovationen können aber immer wieder neue Märkte erschlossen
werden, wie beispielsweise die erfolgreiche Idee von Iglu-
Übernachtungen zeigt. Andererseits kann eine weitere Chance fürs Alpengebiet die
Landschaft als öffentliches Gut optimaler genutzt werden, und zwar,
indem die Abgeltungen an die alpine Bevölkerung verstärkt mit
ökologischen Zielen verknüpft und an Leistungen gebunden werden,
welche zum Schutz und zur Pflege der Landschaft erbracht werden.
Hier besteht die Kunst darin, die richtigen Anreize zu setzen, ohne
Fehlentwicklungen wie ein Überangebot an landwirtschaftlichen
Produkten zu schaffen. Wirtschaftliche Chancen
Ein rauer Wind weht insbesondere im Tourismus vor allem für
Regionen, die weder in Agglomerationsnähe liegen noch über ein
konkurrenzfähiges Tourismusangebot verfügen. In abgelegenen
Gebieten können Naturpärke zwar neue Perspektiven eröffnen.
Allerdings entfaltet sich eine regionalwirtschaftliche
Wirkung erst, wenn traditionelle Nutzungen innovativ mit neuen
Dienstleistungen, also beispielsweise mit attraktiven Angeboten des
sanften Tourismus, Themenparks usw., kombiniert werden. Der Schutz
von Naturlandschaften hat in vielen Fällen einen hohen
volkswirtschaftlichen Nutzen, doch sind die Abgeltungen für einen
Nutzungsverzicht meist gering. Umweltfonds oder ein Markt mit
Entwicklungsrechten könnten hier neue Finanzierungsformen zum
Schutz der alpinen Landschaft darstellen. Die Entwicklungschancen
von Regionen lassen sich auch durch Labels erhöhen. Sie
vereinfachen die Vermarktung und können auch dazu eingesetzt
werden, die öffentlichen Abgeltungen regional zu konzentrieren. Die
Landwirtschaft kann einen wichtigen Beitrag zu einer attraktiven
Landschaft leisten, ihre Einkommensperspektiven sind jedoch mager.
Daher ist zu vermuten, dass sich der Wald im Alpenraum weiter
ausdehnen wird. Auf Bundesebene schafft der Neue Finanzausgleich
(NFA) gute Voraussetzungen für die Entwicklung der alpinen
Regionen. Die Kohärenz verschiedener Strategien Regionalpolitik,
Tourismusförderung, Grundversorgung kann allerdings mit Blick auf
Landschaftsaspekte und Regionalentwicklung noch verbessert werden.
Zudem sind die Zukunftsperspektiven auf kantonaler und regionaler
Ebene noch aktiver und häufig in grossräumigerem Zusammenhang
anzugehen. Aktive Vorwärtsstrategie
Trotz erfolgversprechender Strategien werden viele Alpenregionen
auch in Zukunft auf direkte Unterstützung (z.B. Finanzausgleich)
angewiesen sein. Wie weit damit die heutige Besiedelung bis in
jedes entlegene Tal erhalten bleiben soll, bleibt eine politische
Frage. Die Chancen und Gefahren einer selektiven Abwanderung oder
Entleerung sind in einer offenen Diskussion zu besprechen. Eine
aktive Vorwärtsstrategie unter Einbezug der Betroffenen verspricht
dabei mehr Erfolg als Abwarten. Auch der Schutz der Landschaft ist
eine Inwertsetzung und lässt künftigen Generationen viele Optionen
offen. Weitere Informationen:
www.nfp48.ch Zum NFP 48 generell :
Prof. Bernard Lehmann
Präsident der Leitungsgruppe des NFP 48
Institut für Agrarwirtschaft ETH Zürich
CH-8092 Zürich
Tel.: +41 (0)44 632 53 91
Mobil: +41 (0)79 416 61 42
Fax: +41 (0)44 632 10 86
E-Mail: bernard.lehmann@iaw.agrl.ethz.ch Zur thematischen Synthese
«Den Wert von Alpenlandschaften nutzen»:
Helen Simmen
Ecoplan
Schützengasse 1
CH-6460 Altdorf
Tel.: +41 (0)41 872 10 60
Mobil: +41 (0)78 774 14 33
Fax: +41 (0)41 872 10 63
E-Mail: simmen@ecoplan.ch Felix Walter
Ecoplan
Thunstr. 22
CH-3005 Bern
Tel.: +41 (0)31 356 61 61
Mobil: +41 (0)76 462 05 38
Fax: +41 (0)31 356 61 60
E-Mail: walter@ecoplan.ch * Helen SIMMEN, Felix WALTER, Michael MARTI (Ecoplan), Den Wert der
Alpenlandschaften nutzen, thematische Synthese zum
Forschungsschwerpunkt IV «Raumnutzung und Wertschöpfung» des
Nationalen Forschungsprogramms 48 «Landschaften und Lebensräume der
Alpen» des Schweizerischen Nationalfonds, vdf-Verlag, Zürich, ISBN
372813080x; ISBN13: 9783728130808. Die französische Ausgabe des Buches erscheint voraussichtlich Ende
Oktober, anfangs November 2006, ebenfalls in vdf-Verlag. Der Text dieser Medienmitteilung sowie die Unterlagen zur
Medienkonferenz stehen am 28.9.06 ab 16.00 Uhr auf der Website des
Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung:
www.snf.ch/medienmitteilung
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100002863/100516776
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