Medienmitteilung
SGB: Prekäre Wahrnehmung des Bundesrates
2006-11-01T15:33:34
Bern (ots) - 9 Jahre liess sich der Bundesrat Zeit, um dürftige
Resultate zu der Entwicklung der prekären Arbeitsverhältnisse zu
liefern. In Beantwortung des Postulats Rennwald aus Jahre 1997 kommt
der Bundesrat heute zum Schluss, dass die prekären
Arbeitsverhältnisse in der Schweiz nicht zugenommen hätten. Wer die verfügbaren Statistiken betrachtet, sieht, dass diese
Aussage allenfalls behördlichem Wunschdenken, nicht aber der
Realität entspricht. Gemäss der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung nimmt die Arbeit
auf Abruf stetig zu. So arbeiteten 2006 im Vergleich zum Jahr 2003
21000 Personen mehr auf Abruf also ohne feste Arbeitszeiten. Die
Zahl der Arbeitnehmenden mit einem befristeten Arbeitsvertrag hat
sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Heute arbeiten 113'000 mit
einem auf maximal 3 Jahre befristeten Vertrag, 1997 waren es 55'000.
Die von Temporären geleisteten Arbeitsstunden haben in den letzten
Jahren sogar um 260 Prozent zugenommen! Diese Beschäftigungsformen bedeuten nicht nur harte individuelle
Schicksale, sondern bergen auch sozialpolitischen Zündstoff. Mit
prekären Beschäftigungsformen müssen insbesondere Frauen,
Jugendliche und ausländische Arbeitnehmende vorlieb nehmen. Prekär
Beschäftigte sind schlecht bezahlt und haben ein deutlich höheres
Arbeitslosigkeitsrisiko. Dazu kommen miese Arbeitsbedingungen, wie
etwa hohe Unfallgefahren. Von den Temporären in Industrie und
Baugewerbe erleidet rund ein Drittel einen Berufsunfall. Dementsprechend drohen auch dauerhafte Belastungen für die
Sozialwerke. Das geltende Arbeitsrecht und die Sozialgesetzgebung
stützen sich primär auf die traditionellen, sicheren,
Arbeitsverhältnissen ab. Prekäre Beschäftigungen fallen durch die
Maschen der Gesetze und gewähren wenig Schutz. Der SGB ist der Ansicht, dass der Bundesrat die negativen
Auswirkungen der prekären Arbeit bekämpfen muss und nicht einfach
dulden darf. Taten und nicht Abwarten sind gefragt, will man die
längerfristige Prekarisierung des Arbeitsmarktes verhindern. Schweizerischer Gewerkschaftsbund Auskunft:
Daniel Lampart, 079 205 69 11
Doris Bianchi, 076 564 67 67
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100003695/100518701
|
|