Medienmitteilung
Alkoholkonsum fördert Gewalt bei Jugendlichen
2006-12-13T09:00:00
Lausanne (ots) - Rund 20 Prozent der Jugendlichen konsumieren
Alkohol in problematischer Weise. Diese Gruppe zeigt auch ein
deutlich erhöhtes Mass an gewalttätigem Verhalten. Das ist das
Resultat einer Studie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol-
und andere Drogenprobleme (SFA). Die Ausübung körperlicher Gewalt unter Jugendlichen ist
verbreitet.
Wie eine repräsentative Befragung der SFA von rund 7000 Schülerinnen
und Schülern im Alter von 13 bis 17 Jahren zeigt, wird pro
Schulklasse im Durchschnitt fast jede Woche ein körperlicher
Gewaltakt begangen. Dabei handelt es sich um Einzel- oder
Gruppenkämpfe oder um körperliche Schikane. Es gibt doppelt so viele
Jungen wie Mädchen, die Gewalt ausüben - Jungen sind aber auch
häufiger Opfer von Gewalt als Mädchen. Die Studie "Alkohol und
Gewalt im Jugendalter" wurde von der Stiftung SFA im Auftrag des
Bundesamtes für Gesundheit (BAG) durchgeführt. Sie basiert auf Daten
der internationalen ESPAD-Studie von 2003 (European School Survey
Project on Alcohol and Drugs) und untersucht den Alkoholkonsum und
das Gewaltverhalten von Jugendlichen - insbesondere den Zusammenhang
zwischen verschiedenen Alkoholkonsummustern und Gewalt. Jugendliche mit problematischem Alkoholkonsum zeigen mehr
Gewaltverhalten Rund 20 Prozent der Heranwachsenden haben einen problematischen
Alkoholkonsum. Das heisst, dass sie sich im Monat vor der Befragung
mindestens zweimal einen Rausch angetrunken hatten und generell fast
jeden Monat Alkohol trinken. Auch hier sind die Jungen mit 25
Prozent deutlich stärker vertreten als die Mädchen (15 Prozent). Auf
diese relativ kleine Gruppe mit problematischem Alkoholkonsum
entfällt ein grosser Anteil an Gewalt. So begehen die erwähnten 25
Prozent der Jungen mit problematischem Alkoholkonsum 50 bis 60
Prozent aller durch Jungen verübten Gewaltakte (inklusive
Sachbeschädigung). Sie erleiden aber auch 40 bis 50 Prozent der an
Jungen verübten Gewalt. Die 15 Prozent der Mädchen mit einem
problematischen Alkoholkonsum begehen 40 bis 50 Prozent der durch
Mädchen verübten Gewalt und erleiden 30 bis 40 Prozent der Gewalt an
Mädchen. Jugendliche, die in problematischer Weise Alkohol trinken,
sind auch in anderen Bereichen verhaltensauffällig. So geben sie
häufiger als andere Konsumgruppen an, mit der Beziehung zu den
Eltern unzufrieden zu sein, die Schule zu schwänzen, risikoreiche
Sexualkontakte zu haben, zu kiffen oder zu rauchen. Bei Jungen ist ein Gewaltakt pro Monat und pro Klasse alkoholbedingt Die Studie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere
Drogenprobleme zeigt, dass Gewalt bei Alkoholkonsumierenden,
insbesondere bei problematisch Konsumierenden, häufiger vorkommt.
Sie sagt jedoch nichts darüber aus, ob die Gewalt unter dem Einfluss
von Alkohol ausgeübt wurde. Um das herauszufinden, müsste man bei
Gewaltakten z.B. die Blutalkoholkonzentration bei den Involvierten
messen. Epidemiologische Formeln erlauben jedoch eine Einschätzung
des Anteils alkoholbedingter Gewalt. "Alkoholbedingt" heisst, dass
diese Gewalt nicht entstanden wäre, wenn kein Alkohol involviert
gewesen wäre. Entsprechende Einschätzungen deuten darauf hin, dass
bei Jungen durchschnittlich ein körperlicher Gewaltakt pro Monat und
pro Klasse alkoholbedingt ist. Bei den Mädchen ist es zirka einer
pro Klasse alle drei Monate. Jungen üben in absoluten Zahlen also
deutlich mehr alkoholbedingte Gewaltakte aus als Mädchen.
Anteilmässig spielt der Alkohol aber bei den Mädchen eine grössere
Rolle als bei den Jungs. Während bei den Jungen rund ein Drittel der
verübten körperlichen Gewalt alkoholbedingt ist, sind es bei den
Mädchen zwei Drittel. Ein Grund dafür könnte sein, dass die
Hemmschwelle zur Gewaltausübung bei Mädchen höher liegt und deshalb
die Enthemmung durch Alkohol stärker zum Tragen kommt als bei
Jungen, die generell schneller und häufiger zu Gewalt neigen. Gefährdete Jugendliche möglichst frühzeitig unterstützen Die Ergebnisse dieser Studie zeigen klar, dass Alkoholkonsum mit
Gewalt zusammenhängt. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu
verhindern, dass Jugendliche in problematischer Weise Alkohol
konsumieren. Auch Gewaltpräventionsprogramme müssen bereits im
Vorschulalter und in der Primarschule einsetzen, damit sie Erfolg
haben. Jugendliche, die in problematischer Weise Alkohol konsumieren
und zusätzlich andere riskante Verhaltensweisen zeigen, sind
gefährdet. Es ist wichtig, dass sie möglichst früh Unterstützung
erhalten - dabei kommt der Prävention in der Schule eine
entscheidende Rolle zu. Betroffenen Jugendlichen können
Interventionsprogramme zur Suchtprävention und Gesundheitsförderung
Unterstützung bieten. Für Eltern gibt es Elterntrainings, Familien-
und Mentorenprogramme, die bei der Erziehung der Kinder Hilfe
leisten. Damit es aber gar nicht erst zu Sucht- und Gewaltproblemen
kommt, gilt es, die Lebenskompetenzen und das Selbstbewusstsein der
Kinder zu stärken und mit Informationen auf die Risiken des
Alkoholmissbrauchs aufmerksam zu machen. Auch dem Staat, den
Kantonen und Gemeinden kommt in der Prävention eine entscheidende
Aufgabe zu: Die Einschränkung der Erhältlichkeit alkoholischer
Getränke, deren Besteuerung, eine konsequente Anwendung und
Kontrolle der Jugendschutzbestimmungen beim Ausschank sowie
Werbeeinschränkungen sind wichtige und wirkungsvolle Massnahmen. Auskunft: Janine Messerli, Mediensprecherin SFA,
Tel. 021 321 29 74
E-Mail: jmesserli@sfa-ispa.ch Diese Medienmitteilung sowie den Forschungsbericht finden Sie auch
auf der Internetseite der SFA:
http://www.sfa-ispa.ch/index.php?IDtheme=64&IDcat24visible=1&langue=D
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100000980/100521400
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