MedienmitteilungErnst & Young-Umfrage "Mittelstandsbarometer 2009": Die Krise erreicht mittelständische Unternehmen in der Schweiz2009-03-05T10:15:00Zürich (ots) - Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise hat die mittelständischen Betriebe in der Schweiz erreicht. Die Unternehmen erwarten nicht nur eine Verschlechterung ihrer eigenen Situation, sie wollen auch weniger investieren als im Vorjahr und weniger Mitarbeitende einstellen. Per Saldo ist sogar ein Rückgang im Personalbestand der mittelständischen Unternehmen in der Schweiz zu erwarten. Das sind Ergebnisse des "Mittelstandsbarometers 2009" des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young Schweiz. Der Studie liegt eine Umfrage unter 700 mittelständischen Unternehmen in der Schweiz zugrunde, die im Februar 2009 durchgeführt wurde. Die Geschäftslage in den mittelständischen Betrieben in der Schweiz hat sich im Vergleich zum Vorjahr zwar eingetrübt, dennoch macht die Mehrheit der Firmen derzeit noch gute Geschäfte: 87 Prozent der mittelgrossen Firmen bewerten ihre Lage positiv - vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 97 Prozent. Am besten bewerten die Unternehmen in der Nordwestschweiz ihre aktuelle Geschäftslage (96 Prozent). Von der Krise am stärksten betroffen ist das Mittelland: Hier sank der Anteil der Zufriedenen von 97 auf 81 Prozent. Zahl der Pessimisten wächst Nur jedes sechste mittelständische Unternehmen erwartet eine Verbesserung seiner Geschäftslage, 37 Prozent gehen hingegen von einer Verschlechterung aus. Vor allem die Firmen in Zürich und in der Zentralschweiz sind pessimistisch: Hier erwarten 50 beziehungsweise 45 Prozent eine negative Geschäftsentwicklung. Für die Schweizer Wirtschaft insgesamt sehen die meisten Unternehmer trübe Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen: 70 Prozent der Befragten erwarten einen Konjunkturabschwung, nur sechs Prozent hoffen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Lage. "Noch stemmen sich die mittelständischen Unternehmen in der Schweiz gegen die Krise. Viele Betriebe erwarten einen Konjunktureinbruch, hoffen aber, dass sie selbst davon verschont bleiben - diese Hoffnung wird sich allerdings oft als trügerisch erweisen", sagt Viktor Bucher, Partner bei Ernst & Young Schweiz. Insgesamt hat der Standort Schweiz in den vergangenen Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen, insofern gehen die Schweizer Unternehmen gut gerüstet in den Abschwung. "Die Schweizer Wirtschaft ist sehr robust. Viele Unternehmen - so auch die mittelständischen - haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind auch international hervorragend aufgestellt. Wer diese Krise überlebt, hat alle Chancen, anschliessend daraus gestärkt hervorzugehen. Wer allerdings schon vor der Krise Probleme hatte, wird Schwierigkeiten haben, die kommenden Monate zu überleben", sagt Pierre-Alain Cardinaux, Partner bei Ernst & Young Schweiz. Der aktuelle Abschwung trifft vor allem Unternehmen, die bislang als relativ krisenresistent galten, stellt Viktor Bucher fest: "Auffallend ist, dass gerade die Unternehmen, die in den vergangenen Jahren besonders erfolgreich gewirtschaftet haben, nämlich grosse, international tätige Industrieunternehmen, jetzt besonders stark betroffen sind. Die Krise hat vor allem die Schweizer Industrieunternehmen mit grosser Wucht getroffen: Viele Unternehmer berichten von einem Absturz, wie sie ihn noch nie erlebt hätten." Beschäftigungsrückgang zu erwarten Zwar planen immerhin noch 16 Prozent der Unternehmen, zusätzliche Mitarbeitende einzustellen, deutlich mehr Unternehmen aber - 21 Prozent - wollen die Zahl der Beschäftigten reduzieren. Per Saldo ist daher mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl in den mittelständischen Unternehmen in der Schweiz zu rechnen. Auf Basis der Befragungsergebnisse ist insbesondere in der Nordwestschweiz, im Kanton Zürich und in der Genferseeregion mit einem deutlichen Beschäftigungsrückgang zu rechnen, während es wohl nur in der Zentralschweiz und in der Ostschweiz per Saldo einen Beschäftigungszuwachs geben könnte. Auch an den Investitionen wollen die Unternehmen sparen: Knapp jedes fünfte mittelständische Unternehmen will weniger investieren. Vor allem Handelsunternehmen planen, die Investitionen zurückzufahren. Nur die Unternehmen in der Zentralschweiz wollen mehr investieren als im Vorjahr, während vor allem die Unternehmen in der Genferseeregion, in der Nordwestschweiz, in der Region Zürich und in der Ostschweiz das Investitionsvolumen deutlich reduzieren wollen. Forderungen an die Politik Im Grossen und Ganzen zeigen sich die Befragten überwiegend zufrieden mit der Arbeit der Politik. Dennoch gibt es zahlreiche Themen, bei denen sich die mittelständischen Unternehmen eine stärkere Unterstützung vonseiten der Politik erhoffen. An erster Stelle steht dabei das Thema "Bürokratieabbau/schnellere Genehmigungsverfahren". Für 51 Prozent der Unternehmen zählt dieses Thema zu den wichtigsten Handlungsfeldern für die Politik. Viele Unternehmer fühlen sich durch Gesetze und weitere Vorschriften erheblich eingeengt. Die immer wieder erhobene Forderung nach Bürokratieabbau zielt daher zum einen auf die Streichung übermässig regulierender staatlicher Vorschriften. Zum anderen schliesst sie grundsätzlich auch die Kritik an der Anwendung dieser Vorschriften durch die Verwaltungen ein. Fakt ist, dass zeitraubende Genehmigungsverfahren die Unternehmen einerseits Arbeitskraft kosten und andererseits mögliche Investitionsmittel binden. Einige Grossunternehmen beschäftigen Mitarbeitende, die sich nur mit diesen bürokratischen Pflichten beschäftigen. Aber gerade kleinere und mittelgrosse Betriebe sind mit diesen Pflichten oftmals überlastet. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass der Bund besonders in diesem Punkt weitere Anstrengungen unternehmen sollte, da er für die mittelständischen Unternehmen offensichtlich ein echtes Problem darstellt. An zweiter Stelle stehen die Wünsche nach "weniger Regulierungen" (33 Prozent) und nach einer "Senkung der Unternehmenssteuern" (33 Prozent). Vor dem Hintergrund der Finanzkrise überrascht insbesondere die erstgenannte Forderung - sind doch in den vergangenen Monaten immer mehr Forderungen nach einer "globalen Regulierungsbehörde" oder nach einem "Rat der Weisen" laut geworden, der künftig frühzeitig vor neuen Spekulationsblasen an den Finanzmärkten warnen solle. Der Wunsch nach einer "direkten Förderung der KMU", beispielsweise durch verbilligte Kredite oder direkte Zuschüsse, wird in diesem Jahr - infolge der aktuell rezessiven wirtschaftlichen Entwicklung - von deutlich mehr Befragten (29 Prozent) geäussert als noch im Vorjahr (17 Prozent). Den vollständigen Bericht senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Er steht zudem unter www.ey.com/ch zur Verfügung. Informationen zur Studie Die vorliegende Studie basiert auf einer Befragung der Geschäftsführer oder Inhaber von insgesamt 700 mittelständischen Unternehmen in der Schweiz. Die telefonischen Befragungen zur diesjährigen Studie erfolgten aufgrund der rasanten wirtschaftlichen Entwicklungen während der vergangenen Monate in zwei Wellen: im November 2008 und im Februar 2009. Die Interviews wurden von Valid Research (Bielefeld, Deutschland), einem unabhängigen einungsforschungsinstitut, im Auftrag der Ernst & Young AG durchgeführt. Dabei wurde sowohl auf regionaler Ebene als auch schweizweit die folgende Branchenverteilung zugrunde gelegt: 40 Prozent Dienstleistung, 26 Prozent Handel, 14 Prozent Bau und Energie, 20 Prozent Industrie und verarbeitendes Gewerbe. Die Mitarbeiterzahl der Unternehmen reichte von 30 bis 2'000. Börsenkotierte Unternehmen wurden nicht befragt. Beim Ernst & Young Mittelstandsbarometer handelt es sich um eine jährliche Befragung von mittelständischen Unternehmen. Die Studie erscheint in separaten Länderausgaben in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich. Bei den von uns verwendeten Regionen handelt es sich um die von der Schweizer Statistik offiziell verwendeten sieben grossregionalen Gebiete, die für Regionalvergleiche innerhalb der Schweiz und Vergleiche mit anderen Regionen Europas dienen. Die sieben Grossregionen sind seit 1997 für die Schweizer Statistik verbindlich. Zu ihnen gehören die Genferseeregion mit den Kantonen Genf, Waadt und Wallis, die Region Mittelland mit den Kantonen Bern, Freiburg, Jura, Neuenburg und Solothurn, die Region Nordwestschweiz mit den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft und Basel-Stadt, die Region Zürich mit dem Kanton Zürich, die Region Ostschweiz mit den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Graubünden, St. Gallen, Schaffhausen und Thurgau, die Region Zentralschweiz mit den Kantonen Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri und Zug sowie die Region Tessin mit dem Kanton Tessin. Kurzporträt von Ernst & Young Ernst & Young ist ein weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Transaktionen und Beratung. Unsere 135'000 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt verbinden unsere gemeinsamen Werte sowie ein konsequentes Bekenntnis zur Qualität. In der Schweiz ist Ernst & Young ein führendes Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Steuern und Recht sowie Transaktionen und Rechnungslegung an. Unsere 1'900 Mitarbeitenden in der Schweiz haben im Geschäftsjahr 2007/08 einen Umsatz von CHF 563 Mio. erwirtschaftet. Wir differenzieren uns, indem wir unseren Mitarbeitenden, Kunden und Anspruchsgruppen helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com/ch Ernst & Young bezieht sich auf die globale Organisation der Mitgliedsfirmen von Ernst & Young Global Limited, von denen jede eine eigene Rechtseinheit bildet. Ernst & Young Global Limited, UK, erbringt keine Dienstleistungen für Kunden. Kontakt: Simone Jeanne Isermann Permalink:
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