Medienmitteilung

Schweizer Wirtschaft rechnet nicht mit einer Kreditklemme

2009-12-22T10:15:00

Zürich (ots) -

Weitgehende Übereinstimmung von Banken- und
Unternehmensplänen / Grosse Hoffnung auf baldiges Krisenende / 
Unternehmen rechnen bei neuen Krediten mit schlechteren Konditionen 
und höheren Anforderungen
Die grosse Mehrheit der Schweizer Banken und Unternehmen zählt auf
eine langsame Erholung der Konjunktur und hält eine Kreditklemme 
innerhalb der nächsten zwölf Monate für unwahrscheinlich. Allerdings 
werden für einige Branchen wie beispielsweise die Maschinenindustrie,
die Zulieferindustrie im Automobilbereich und das Baugewerbe 
verbreitete Finanzierungsengpässe nicht ausgeschlossen. Unter den 
befragten Führungskräften von 30 Banken und 140 Unternehmen herrscht 
weiter grosse Einigkeit darüber, dass sich die Kreditkonditionen 
verschlechtern und die Anforderungen bei der Kreditvergabe weiter 
verschärfen werden. Das sind die wichtigsten Aussagen der Studie 
"Scheitert der Aufschwung an der Finanzierung?" des 
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young.
Kreditlinien nicht ausgeschöpft
"Es spricht einiges für die Prognose, dass es in der Schweiz 
tatsächlich nicht zu einer Kreditklemme kommt", meint Stephan 
Haagmans, Partner und Leiter Transaction Advisory Services für 
Financial Services. "Denn die seitens der Unternehmen prognostizierte
Kreditnachfrage scheint in etwa mit der Angebotsplanung der Banken 
übereinzustimmen."
Rund 53 Prozent der Banken erwarten in den kommenden zwölf Monaten
eine steigende Kreditnachfrage. Dem stehen die Pläne der Unternehmen 
gegenüber, von denen 40 Prozent ihre Kreditnachfrage erhöhen wollen. 
Diese erhöhte Kreditnachfrage scheint zu einem guten Teil allerdings 
einer proaktiven Politik zur Liquiditätssicherung zu entspringen, 
plant doch nur jedes vierte Schweizer Unternehmen, seine 
Investitionen in den kommenden zwölf Monaten aufzustocken.
Damit scheint sich die aktuelle Situation fortzusetzen. "Die 
Versorgung der Schweizer Wirtschaft mit Krediten sieht relativ gut 
aus", stellt Stephan Haagmans fest. Bei den Grossbanken hat die 
Kreditnachfrage inländischer Unternehmen sogar leicht abgenommen, bei
den Kantonalbanken ist sie dagegen leicht gestiegen. Während die 
Schweizerische Nationalbank für das Gesamtjahr 2009 mit einem 
Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um etwa 1,5 Prozent rechnet, sind 
Banken wie Unternehmen für 2010 überwiegend zuversichtlich gestimmt: 
74 Prozent der Banken und 78 Prozent der Unternehmen erwarten einen 
beginnenden Aufschwung innerhalb der nächsten 18 Monate.
Positiver als etwa die deutschsprachigen Nachbarn blicken die 
Schweizer Banken auf ihre Refinanzierungsmöglichkeiten. 
Verschlechterungen werden nur von kleinen Minderheiten erwartet, 
Verbesserungen dagegen überwiegend - je nach Art der Refinanzierung -
von 20 bis 35 Prozent der Banken. Für "unverändert" entscheiden sich 
zwei Drittel bis gut drei Viertel der Institute.
Unternehmen rechnen bei neuen Krediten mit schlechteren 
Konditionen und höheren Anforderungen
Aller Zuversicht zum Trotz: Ein grosser Teil der Unternehmen und 
ein nicht ganz so grosser Teil der Banken erwarten in der näheren 
Zukunft schlechtere Konditionen und verschärfte Anforderungen bei der
Kreditvergabe. Höhere Nebenkosten, kürzere Laufzeiten, gekürzte 
Kreditlinien, höhere Anforderungen an Dokumentationen und 
Sicherheiten sowie strengere Bedingungen (vertragliche 
Nebenvereinbarungen, zum Beispiel Meldepflichten bei Unterschreiten 
bestimmter Performance-Kennziffern) werden von mindestens der Hälfte 
der Unternehmen erwartet. Die Banken sehen diese Entwicklung zwar 
nicht ganz so ausgeprägt, dennoch herrscht bei einem grossen Teil der
befragten Banken und Unternehmen insofern Einigkeit, dass es in den 
nächsten zwölf Monaten schwieriger wird, auslaufende Kreditverträge 
zu verlängern. "Kaum ein Vertrag wird ohne grössere Veränderungen in 
die nächste Runde gehen. Die Unternehmen sollten die kommenden 
Prolongations-Verhandlungen sorgfältig vorbereiten", empfiehlt Peter 
Dauwalder, Partner und Leiter Corporate Restructuring.
Alternative Finanzierungsoptionen kommen nur langsam voran
Der Frage, ob auf alternative Finanzierungsinstrumente ausgewichen
werden sollte, stellen sich gut 33 Prozent der befragten Unternehmen.
Allerdings werden nur wenige Wege zu alternativen 
Fremdfinanzierungsformen gesehen. Der Anleihenmarkt mit innovativen 
Formen wie hybride Finanzierungen oder Wandelanleihen steht nur einem
kleinen Kreis von Unternehmen mit genügender Grösse und Abdeckung 
durch Rating-Agenturen offen. Entsprechend bleiben als Alternativen 
zur klassischen Kreditfinanzierung oft nur das Leasing oder das 
Factoring übrig. Diese "Asset orientierten"-Finanzierungsformen 
werden jedoch oft teuer bezahlt und stellen entsprechend keine echte 
Alternative dar.
Wenig Veränderungsmöglichkeiten werden auch bei der Finanzierung 
grosser Investitionsvolumina gesehen. Dass Grossprojekte künftig wie 
bisher mit langfristigen Bankkrediten finanziert werden, glauben 60 
Prozent der Banken und 49 Prozent der Unternehmen. Nach Meinung der 
Banken werden solche Risiken aber stärker als bisher auf mehrere 
Schultern verteilt - 52 Prozent der Institute gehen davon aus, dass 
Grossinvestitionen in Zukunft vermehrt von Bankenkonsortien 
finanziert werden. 50 Prozent der Unternehmen setzen dagegen auf eine
höhere Eigenkapitalquote.
Um trotz wachsender Schwierigkeiten ihre Aussichten auf neue 
Kredite zu verbessern, sind zahlreiche Unternehmen zu internen 
Verbesserungen bereit. 34 Prozent wollen die Unternehmensplanung und 
-kontrolle, 27 Prozent ihr Liquiditätsmanagement und 26 Prozent ihr 
Rating verbessern. Ihre Finanzierungsstruktur wollen 21 Prozent der 
Firmen anpassen. "Dass 29 Prozent eine höhere Eigenkapitalquote 
anstreben, erscheint in der augenblicklichen Situation ehrgeizig", 
schränkt Peter Dauwalder ein. "Und erstaunlich ist, dass 40 Prozent 
gar keinen Handlungsbedarf sehen." Beruhigend für die Banken ist 
immerhin: Nur 2 Prozent beabsichtigen, ihr Finanzinstitut zu 
wechseln.
Fazit
Sowohl die befragten Banken als auch die Unternehmen sind 
mehrheitlich der Ansicht, dass es in der Schweiz nicht zu einer 
Kreditklemme grösseren Ausmasses kommen wird. Dass einige Branchen in
den kommenden zwölf Monaten mit Finanzierungsengpässen konfrontiert 
sein werden, wird jedoch ebenso wenig ausgeschlossen. Angesichts 
fehlender Alternativen im Fremdfinanzierungsbereich setzen die 
befragten Unternehmen vornehmlich auf Massnahmen zur 
innerbetrieblichen Liquiditätsfreisetzung.
Kurzporträt von Ernst & Young
Ernst & Young ist ein weltweit führendes Unternehmen in den 
Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Transaktionen und Beratung. 
Unsere 144'000 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt verbinden unsere 
gemeinsamen Werte sowie ein konsequentes Bekenntnis zur Qualität. In 
der Schweiz ist Ernst & Young ein führendes Wirtschaftsprüfungs- und 
Beratungsunternehmen und bietet Dienstleistungen in den Be-reichen 
Steuern und Recht sowie Transaktionen und Rechnungslegung an. Unsere 
1'900 Mitarbeitenden in der Schweiz haben im Geschäftsjahr 2008/09 
einen Umsatz von CHF 546 Mio. erwirtschaftet. Wir differenzieren uns,
indem wir unseren Mitarbeitenden, Kunden und Anspruchsgruppen helfen,
ihr Poten-zial auszuschöpfen. Weitere Informationen finden Sie auf 
unserer Website www.ey.com/ch
Ernst & Young bezieht sich auf die globale Organisation der 
Mitgliedsfirmen von Ernst & Young Global Limited, von denen jede eine
eigene Rechtseinheit bildet. Ernst & Young Global Limited, UK, 
erbringt keine Dienstleistungen für Kunden.

Kontakt:

Simone Isermann
Ernst & Young
Mediensprecherin
Tel.: +41/58/286'35'97
E-Mail: simone.isermann@ch.ey.com

Permalink:


https://www.presseportal.ch/de/pm/100016476/100595868


Weiterführende Informationen

http://www.ey.com/ch

Infobox anzeigen/verbergen


PRESSEPORTAL Presseportal Logo