Medienmitteilung

Mediengipfel in Lech startete hochkarätig

2010-12-10T14:20:22

Lech/Zürs (ots) -

Mit prominent besetzten Diskursen über Europa
ging gestern die vierte Auflage der Veranstaltungsreihe "Mediengipfel
am Arlberg - Auslandskorrespondenten diskutieren in Lech" in Szene. 
Noch bis Samstag tauschen sich in der frisch verschneiten Gemeinde 
Lech Zürs führende internationale Medienvertreter zum Thema 
"Europäischer Traum - Europäisches Trauma" aus. Erwartet werden in 
Lech u.a. noch der ungarische Staatssekretär Gergely Pröhle sowie 
Österreichs Außenminister Michael Spindelegger.
Rund 60 Auslandskorrespondenten und Meinungsführer versammelten 
sich gestern Abend im *****Superior Hotel Aurelio in Lech zum Auftakt
des diesjährigen Mediengipfels. Ist die europäische Währungsunion in 
Gefahr oder findet die EU künftig eine politische Stimme? Wie 
entwickelt sich der europäische Geist angesichts anhaltender 
wirtschaftlicher Erschütterungen? Diesen Themen widmete sich der mit 
Spannung erwartete Dialog zwischen dem deutschen Schriftsteller Hans 
Magnus Enzensberger und Andreas Braun, dem intellektuellen Kopf der 
Swarovski Kristallwelten. Enzensberger, der von Braun launig als 
selbstständiger Anarchist vorgestellt wurde, bekannte eingangs, dass 
er Brüssel betrachtend zur Skepsis neige. Zweifellos habe die EU viel
Positives gebracht, doch die permanenten Mechanismen der 
Vergrößerung, sowie die Tatsache, dass im Laufe der Zeit ganz 
unterschiedliche Volkswirtschaften zusammengespannt wurden, habe zu 
immer größeren Problemen geführt. Enzensberger riet dazu nicht 
alternativlos über die Zukunft Europas nachzudenken. Das Motto "Augen
zu und durch" bzw. nicht in Szenarien zu denken, käme einer 
Beleidigung der menschlichen Vernunft gleich. An der Überdehnung 
seien historisch betrachtet etliche Weltmächte zerbrochen, das 
Schrumpfen auf ein gesundes Maß müsse auch im europäischen Kontext 
ein Denkmodell sein. Enzensberger und Braun plädierten für ein Europa
der Abschattungen, die dem real existierenden Europa der 
unterschiedlichen Regionen und Geschwindigkeiten entspräche. 
Enzensberger warnte mit Blick auf die Geschichte Europas vor den 
Gefahren einer eindimensionalen Harmonisierung des Kontinents. "Auch 
das Phänomen der 'Blase' ist nichts Neues", zeigte Enzensberger mit 
Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen Verwerfungen in Europa auf. 
Staatsbankrotte sind in der Geschichte immer wieder vorgekommen. 
Allerdings sei die Dimension der wirtschaftlichen Schieflage 
einzelner Volkswirtschaften in gesellschaftspolitischem Kontext 
höchst problematisch. Dadurch entstehe eine neue Spezies, eine Masse 
junger Menschen, die quasi "überflüssig" ohne Jobperspektive seien.
Vor diesen sozialen Sprengsätzen warnte auch eine prominent 
besetze Diskussion im Anschluss an den Dialog Enzensberger/Braun. 
Unter der Leitung von Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin der 
österreichischen Tageszeitung "Der Standard", diskutierten führende 
Medienmacher Europas - u.a. Markus Spillmann (CR NZZ - Neue Zürcher 
Zeitung), Bernard Maissen (CR der Schweizer Depechen Agentur), Ambros
Kindel (Ressortchef Außenpolitik der APA - Austria Presse Agentur), 
der ehemalige ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser, sowie 
Hendrik Schott vom südafrikanischen Medienkonzern Naspers. Spillmann 
betonte, dass man sich im europäischen Kontext den drohenden 
Staatsbankrott einzelner Länder nicht leisten könne. Viel zu viele 
Individuen seien in Folge vom sozialen Abstieg betroffen, es sei 
gefährlich, wenn Menschen in die Arbeitslosigkeit quasi hineingeboren
würden. Einig zeigte sich die Runde in ihrem Bekenntnis zum 
europäischen Gedanken und warnte in diesem Zusammenhang auch vor 
allzu viel Pessimismus. Europa sei keineswegs am Ende, betonte etwa 
Kindel, die EU sei aber zweifellos in einer selbstverschuldeten 
Krise. Das europäische Projekt sei - mit dem Abstand eines 
südafrikanischen Korrespondenten betrachtet - ein sehr positives 
Projekt, so Schott. Und Oberhauser bekräftigte: "70 Jahre kein Krieg 
in Europa - allein diese Tatsache rechtfertigt alles!" Einig zeigte 
sich die hochkarätige Medienrunde auch in der Einschätzung der 
europäischen Repräsentanten: Die EU habe kaum charismatische 
Persönlichkeiten, in Folge wären auch Themen aus Brüssel an die 
Medienkonsumenten kaum vermittelbar. Obwohl rund 70% der Gesetze in 
Brüssel "vorgekocht" würden, sei die EU-Berichterstattung nicht sexy!
Fotos zum Download unter: 
http://www.pressezone.at/presse/2010/mg/2010-12-10_mg_europa.php

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