Medienmitteilung«Global Transfer Pricing Survey»: Risikomanagement von Verrechnungspreisen als zentrale Herausforderung für Unternehmen2013-07-25T08:30:02Zürich (ots) - Verstärkter Fokus auf Risikomanagement und Kompetenzausbau in Schwellenländern / Knapp die Hälfte der Befragten wurde doppelt besteuert / Unternehmen verstärken ihre Compliance-Bemühungen, doch fehlt es noch an wirksamen Instrumenten zur Überwachung ZÜRICH, 25. JULI 2013 - Verrechnungspreise sind weltweit weiterhin eine häufige Ursache von Kontroversen zwischen Steuerbehörden und multinationalen Konzernen. Seit der Veröffentlichung der letzten Studie zu Verrechnungspreisen von EY im Jahr 2010 hat sich die Dynamik der Globalisierung weiter erhöht, und Unternehmen haben ihren Fokus immer mehr auf die Steuerung von grenzüberschreitenden Geschäftsaktivitäten gerichtet. Die Unternehmen sehen sich hierbei zunehmend mit wenig vertrauten und sich häufig ändernden steuerlichen und rechtlichen Anforderungen konfrontiert. Gleichzeitig haben Steuerbehörden weltweit ihre Ressourcen zum Erlass, der Prüfung und Durchsetzung von internationalen Steuerregularien aufgestockt und richten ihr Augenmerk dabei verstärkt auf Verrechnungspreise. Dieser zunehmende Fokus auf Verrechnungspreise sowie die Diskussion um internationale Steuergerechtigkeit führt zum Ruf nach Harmonisierung und Koordinierung durch supranationale Organisationen. Aktuelles Beispiel ist das OECD-Projekt zu BEPS (Base Erosion and Profit Shifting), in dem nun konkrete Massnahmen zur Vermeidung von als schädlich angesehenen Steuerpraktiken untersucht und Vorschläge zur internationalen Harmonisierung erarbeitet werden sollen. Im kürzlich veröffentlichten BEPS-Massnahmenplan ist aufgeführt, auf welche Bereiche der grenzüberschreitenden Besteuerung die OECD ihre Anstrengungen kurzfristig konzentrieren wird. Vier der fünfzehn Aktionsbereiche beziehen sich explizit auf Verrechnungspreise: Verrechnungspreise im Zusammenhang mit immateriellen Vermögenswerten, Risiko und Kapital, andere Hochrisikotransaktionen und Verrechnungspreisdokumentation. Diverse andere Massnahmen beinhalten ebenfalls den Verrechnungspreisaspekt. Dem Global Transfer Pricing Survey 2013 von EY mit dem Titel Navigating the choppy waters of international tax ist zu entnehmen, dass 66 Prozent der Unternehmen bei ihren Verrechnungspreisaktivitäten dem Risikomanagement höchste Priorität einräumen. Dies entspricht einem Anstieg von 32 Prozent gegenüber den Ergebnissen der Studie aus dem Jahr 2010. Dass sich die Unternehmen heute eher auf das Risikomanagement und weniger auf die Steuerplanung konzentrieren, mag im Widerspruch zur allgemeinen Wahrnehmung stehen, welche die Öffentlichkeit von der Verrechnungspreispolitik multinationaler Konzerne im heutigen steuerlichen Umfeld hat. Weiter kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Verrechnungspreisprüfungen immer häufiger ungelöst bleiben und Steuerprüfungen in zunehmendem Masse Straf- und Zinszahlungen nach sich ziehen. Dem Verrechnungspreismanagement in Schwellenmärkten räumen multinationale Unternehmen steigende Priorität ein, auch wenn 74 Prozent der Befragten angeben, dass sie in diesen Ländern keine ausschliesslich für Verrechnungspreise zuständigen Mitarbeitenden beschäftigen. 92 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen bestätigen, dass ihre Verrechnungspreisstrategie in den vergangenen drei Jahren von den Steuerbehörden überprüft wurde. Dieser Wert liegt 10 Prozent über dem Studiendurchschnitt, was darauf hindeutet, dass mit der Beteiligung eines Schweizer Unternehmens an einer Transaktion die Wahrscheinlichkeit eines Verrechnungspreis-Audits steigt. «Unsere Studie zeigt einen klaren Trend: Verrechnungspreise werden zunehmend unter dem Gesichtspunkt des Risikomanagements behandelt, was angesichts des aktuellen regulatorischen Umfelds wenig überraschend ist», so Nicholas Ronan, Leiter Transfer Pricing, EY Schweiz. «Unseres Erachtens wird das Umfeld in den kommenden Jahren schwierig bleiben. Unternehmen sollten daher gut vorbereitet sein und die richtigen Mitarbeitenden und Systeme am richtigen Ort zur Verfügung haben, um die neuen Risikoquellen adäquat zu bewirtschaften.» Kontroversen nehmen zu Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) gibt an, aufgrund einer Verrechnungspreisprüfung doppelt besteuert worden zu sein. 24 Prozent der Muttergesellschaften berichten von steuerlichen Sanktionen in den vergangenen drei Jahren, verglichen mit 19 Prozent in der Studie 2010 und 15 Prozent in der Studie aus dem Jahr 2007. Zudem bezahlen 60 Prozent der Muttergesellschaften Zinsen aufgrund von Anpassungen der Verrechnungspreise. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) gibt an, die nationalen Behörden um Unterstützung ersucht zu haben, um einen Konflikt mit der Finanzverwaltung eines anderen Landes beizulegen. Dieser Wert hat sich im Vergleich zur Studie 2010 verdoppelt. Zudem berichten die Unternehmen von einer Zunahme der Rechtsstreitigkeiten, während in 2007 noch 4 Prozent der Streitigkeiten vor Gericht endeten, hat sich diese Zahl dieser Fälle in 2013 auf 15 Prozent erhöht. Interessant ist, dass bei Transaktionen mit Beteiligung eines Schweizer Unternehmens Anpassungen infolge einer Verrechnungspreisprüfung zwar wahrscheinlicher waren (45 Prozent gegenüber 24 Prozent im Studiendurchschnitt), jedoch nur 33 Prozent von einer Doppelbesteuerung infolge einer solchen Anpassung berichten. Dieser Wert liegt unter dem Studiendurchschnitt (47 Prozent). Dies könnte darauf hindeuten, dass die Schweizer Steuerbehörden im Vergleich zu jenen anderen Staaten eine höhere Bereitschaft zeigen, den Steuerzahler bei Verhandlungen mit anderen Behörden zu unterstützen. Diese Schlussfolgerung wird auch durch die Tatsache gestützt, dass Schweizer Unternehmen sich in kontroversen Fällen eher an eine zuständige Behörde wandten (52 Prozent gegenüber 28 Prozent). Ferner berichtet kein Schweizer Unternehmen von Doppelbesteuerung nach Anwendung eines Verständigungs- oder Schiedsverfahrens, verglichen mit 23 Prozent aller Studienteilnehmer. Begrenzte Kompetenz in den Schwellenmärkten Aus der Studie 2013 geht hervor, dass insbesondere in Schwellenländern den Unternehmen die Ressourcen fehlen, um die Unstimmigkeiten betreffend Verrechnungspreisen beizulegen. 30 Prozent der Unternehmen, die in Brasilien, Russland, Indien, China oder afrikanischen Ländern tätig sind, räumen dieser Frage erste oder zweite Priorität ein. Trotzdem erklären 74 Prozent der Studienteilnehmer, in diesen Ländern nicht über Mitarbeitende zu verfügen, die sich ausschliesslich mit Verrechnungspreisen befassen. Verstärkte Compliance-Bemühungen Die Unternehmen geben zudem an, ihre Anstrengungen zur Einhaltung der geltenden Vorschriften zu intensivieren. 70 Prozent der Befragten erklären, die verrechnungspreisbezogenen Anforderungen und Bestimmungen vollumfänglich zu erfüllen. Gleichzeitig gaben weniger als 20 Prozent der befragten Unternehmen an, die Einhaltung ihrer Verrechnungspreispolitik mit den tatsächlichen Finanzergebnissen in Echtzeit oder monatlich zu prüfen. Einige wenige Unternehmen setzen spezifische Software ein, um die Compliance-Aktivitäten zu vereinfachen und/oder zu automatisieren. Die Studie enthält darüber hinaus Empfehlungen, wie Unternehmen Risiken über den zunehmend kürzeren Verrechnungspreiszyklus managen können. Diese umfassen die Erstellung von qualitativ hochstehenden Dokumentationen in einer zunehmenden Anzahl von Ländern; die Beachtung, wie andere Massnahmen zur Durchsetzung von Steuerregularien die Verrechnungspreise beeinflussen können; sowie die effiziente Ausrichtung von Ressourcen zur Bewältigung der komplexeren Dokumentationsanforderungen und Beilegung von Unstimmigkeiten über Verrechnungspreise in Wachstumsmärkten. Nicholas Ronan erklärt: «Die Studie zeigt deutlich, dass die Einhaltung der zahlreichen Bestimmungen zu Verrechnungspreisen sowie die Vermeidung von Doppelbesteuerung Unternehmen immer mehr herausfordert. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen sind proaktive Massnahmen erforderlich, um die Dokumentation zu verbessern, weltweite Veränderungen zu überwachen und die Technologie für eine beschleunigte Analyse der Finanzergebnisse aufzubauen.» Über den Transfer Pricing Survey Der Transfer Pricing Survey von EY ist seit fast 20 Jahren eine branchenweite Referenz, welche die Einschätzung von Unternehmen zu dieser wesentlichen Fragestellung des grenzüberschreitenden Geschäftsverkehrs aufzeichnet. Der Bericht wurde auf der Grundlage von Interviews mit Verantwortlichen der Steuerabteilungen aus 878 Unternehmen in 26 Ländern erstellt, darunter 637 Muttergesellschaften. Verrechnungspreise sind jene Preise, zu denen Gruppengesellschaften einer multinationalen Unternehmensgruppe materielle Güter, Immaterialgüter und Dienstleistungen austauschen. Die Verrechnungspreise haben einen Einfluss darauf, wo in der Gruppe die Gewinne versteuert werden. Kontakt: Fabienne Scholz Permalink:
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