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Neue Studie offenbart schwere Tierwohlbedenken beim Grindwaljagd auf den Faröern

17.07.2024 – 17:22 

Eine neue unabhängige wissenschaftliche Bewertung der Grindwaljagd auf den Färöer-Inseln bestätigt akute Tierschutzbedenken und bezeichnet die Praxis als „inhärent unmenschlich“. OceanCare fordert ein sofortiges Ende dieser grausamen „Jagdtradition“.

PRESSEMITTEILUNG – 17.07.2024

Neue Studie offenbart schwere Tierwohlbedenken beim Grindwaljagd auf den Faröern

  • Eine neue unabhängige wissenschaftliche Bewertung der Grindwaljagd auf den Färöer-Inseln bestätigt akute Tierschutzbedenken und bezeichnet die Praxis als „inhärent unmenschlich“.
  • 591 Grindwale wurden auf den Färöern bereits in fünf Jagden im Jahr 2024 getötet.
  • OceanCare verurteilt das extreme Leiden dieser intelligenten und hochsensiblen Tiere aufs Schärfste und fordert ein sofortiges Ende dieser grausamen „Jagdtradition“.

Ein neues Gutachten, das in der Fachzeitschrift Frontiers in Marine Sciences erschienen ist, untersucht die Praktiken der berüchtigten Jagd auf Grindwale und andere Delfinarten auf den Färöer-Inseln. Der Autor, der unabhängige Tierschutzexperte und Veterinär Alick Simmons, bezeichnet diese Praxis als „inhärent unmenschlich“.

Hunderte von Grindwalen (die trotz ihres Namens eine große Delfinart sind) und anderen Delfinen werden jedes Jahr auf den Färöer-Inseln durch eine Methode getötet, die als „Treibjagd“ (auf Faröisch „Grindadráp“) bekannt ist. Bei dieser Jagdmethode werden die Wale von Motorbooten in seichte Gewässer getrieben. Die Haken werden dann in das Blasloch (‚Nasenloch‘) der Tiere gerammt und sie werden ans Land gezogen, wo sie getötet werden. Jedes Jahr werden zwischen sechs- und siebenhundert Grindwale auf diese brutale Weise erlegt.

„Das Grindadráp ist eine von Natur aus grausame Praxis, die hochsensiblen Lebewesen extremes Leid zufügt“, sagt Mark Simmonds (nicht mit dem Autor verwandt), wissenschaftlicher Leiter bei OceanCare. „Es ist höchste Zeit, damit aufzuhören, allein aufgrund der unbestreitbaren Tatsache, dass es mit schrecklicher Grausamkeit verbunden ist.“

„Die Befürworter der anhaltenden Massentötung von Grindwalen und anderen Delfinarten auf den Färöern behaupten, dass die Tötung effizient sei und einen schnellen Tod mit wenig oder gar keinem Leiden verursache“, so Simmonds weiter. „Die neue unabhängige Studie widerspricht grundlegend dieser Interpretation. Die Tiere leiden, während sie zusammengetrieben werden, und sie leiden, während sie zum Stranden gezwungen werden. Die Behauptung, dass die Methode, mit der sie schließlich getötet werden, schnell und effizient sei, ist nicht haltbar.“

Die Studie zeigt, dass es für die Behauptung, die Methode der endgültigen Tötung führte zu einem sofortigen oder fast sofortigen Tod der Tiere, nicht belegt werden kann. Bei dieser Art der Tötung wird das Rückenmark durchtrennt, wodurch das Tier zwar gelähmt, aber nicht bewusstlos wird. Diese Methode ist in der EU für landwirtschaftliche Nutztiere verboten.

Das Papier kommt zu dem Schluss, dass der gesamte Prozess des Grindadráp „inhärent unmenschlich“ ist. Vom Beginn der Treibjagd bis zu dem Punkt, an dem die Tiere ins seichte Wasser getrieben und dann an den Strand geschleppt werden, ist der gesamte Prozess mit ziemlicher Sicherheit mit großem Tierleid verbunden. Hinzu kommt die anzunehmende Desorientierung durch den Lärm und anderen Aktivitäten der Jäger sowie die wahrscheinliche Qual der Tiere durch die Isolierung von ihrer sozialen Gruppe.

Der Autor des Artikels, Alick Simmons, ist ein angesehener Tierarzt und war stellvertretender Chefveterinär der britischen Regierung (2007-2015) und Veterinärdirektor der britischen Lebensmittelbehörde (2004-2007). Er ist auch der Autor des im letzten Jahr erschienenen Buches „Treated Like Animals Improving the Lives of the Creatures We Own, Eat and Use“. Eine Kurzbiographie von Alick Simmons (auf Englisch) finden Sie hier.

Pressekontakt

Hintergrund

Die Färöer bestehen aus 18 kleinen Inseln im Nordatlantik zwischen Island und den Shetland-Inseln (Schottland). Sie bilden eine autonome Region innerhalb des Königreichs Dänemark mit etwa 50 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Färinger jagen seit hunderten Jahren Kleinwale und gelegentlich Delfine. Durchschnittlich töten sie so etwa 700 Grindwale pro Jahr.

In diesem Jahr wurden auf den Inseln bisher 591* Grindwale bei 5 Jagden getötet. Die letzten Treibjagden fanden am 5. und 6. Juli statt.

  • 4. Mai: 40 Grindwale
  • Juni: 138 Grindwale
  • 28. Juni: 233 Grindwale
  • 5. Juli: 90 Grindwale
  • 6. Juli: 90 Grindwale

(Statistik von Heimabeti, einer inoffiziellen färöischen Website)

OceanCare setzt sich etwa 30 Jahren gegen den färöischen Walfang ein, beginnend 1992, als OceanCare-Gründerin Sigrid Lüber dem Vorsitzenden der Internationalen Walfangkommission eine Petition mit 42 000 Unterschriften gegen die Tötung von Kleinwalen überreichte.

Mehr Informationen zum über 30-jährigen Engagement von OceanCare gegen den Wal- und Delfinfang auf den Färöer-Inseln finden Sie hier.

Publikationen

Über OceanCare

OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. OceanCare ist vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als Sonderberaterin für den Meeresschutz anerkannt und ist offizielle Partnerorganisation in zahlreichen UN-Abkommen und internationalen Konventionen. OceanCare engagiert sich zudem in internationalen zivilgesellschaftlichen Bündnissen wie der High Seas Alliance, Seas at Risk, oder der #BreakFreeFromPlastic-Koalition. www.oceancare.org

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OceanCare
Dániel Fehér, Pressesprecher
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www.oceancare.org